Ein Schlepper bringt das LNG-Terminal-Schiff "Höegh Esperanza" zum Anlegeplatz in Wilhelmshaven.

Terminal Wilhelmshaven Erstes LNG-Gas in Netz eingespeist

Stand: 21.12.2022 12:58 Uhr

Die LNG-Pläne der Bundesregierung kommen weiter voran. Am Morgen startete der Betrieb des ersten Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven. In Lubmin ist inzwischen das erste LNG-Schiff angekommen.

Die Bundesregierung ist ihrem Ziel, unabhängiger von russischem Gas zu werden, einen weiteren Schritt nähergekommen. Heute - einen Tag früher als geplant - hat der Gasimporteur Uniper mit der Inbetriebnahme des ersten deutschen Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven begonnen.

Um kurz nach 9 Uhr wurde nach Uniper-Angaben das erste Gas von dem Terminalschiff "Höegh Esperanza" in die Anbindungspipeline gespeist, die innerhalb von zehn Monaten gebaut worden war. "Dass heute schon das erste Gas über unser LNG-Terminal in Wilhelmshaven fließt, ist ein weiterer Beweis dafür, mit welcher Entschlossenheit alle Beteiligten das Projekt vorantreiben", so der für Investitionsplanung zuständige Uniper-Manager Holger Kreetz.

Olaf Scholz spricht bei der Eröffnung des LNG Terminals in Wilhelmshaven.

Bundeskanzler Scholz hat in Wilhelmshaven das erste Flüssigerdgas-Terminal Deutschlands eröffnet. mehr

LNG für bis zu 80.000 Haushalte

Nun beginne die Testphase, die Ende Februar beendet sein soll, so Kreetz. Ursprünglich hatte Uniper geplant, am 22. Dezember das erste Mal in Wilhelmshaven Gas aus LNG-Lieferungen in das deutsche Gasnetz einzuspeisen. Dass es nun zügiger geht, liegt laut einem Sprecher an der engen Zusammenarbeit von Behörden und Unternehmen bei der Realisierung des Terminals, das Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammen mit weiteren Spitzen der Ampel-Regierung am Samstag eröffnet hatte. Uniper betreibt das Terminal mit Unterstützung der Bundesregierung.

Das Spezialschiff "Höegh Esperanza" hatte Wilhelmshaven vergangenen Donnerstag voll beladen mit rund 165.000 Kubikmetern LNG an Bord erreicht und am neugebauten Anleger festgemacht. Das Schiff ist das technische Herzstück des Terminals, an dem das angelieferte verflüssigte Gas wieder regasifiziert und an Land gepumpt wird. Die Menge LNG, die das Schiff an Bord hat, reicht laut Uniper, um 50.000 bis 80.000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang zu versorgen.

In der Phase der Inbetriebnahme soll das Schiff täglich zwischen 15 und 155 Gigawattstunden Erdgas in das Gasnetz einspeisen. Das Gas dient zur Inbetriebnahme der neu gebauten, rund 26 Kilometer langen Anbindungsleitung von Wilhelmshaven bis ins ostfriesische Etzel, steht aber auch dem Markt zur Verfügung. Der kommerzielle Betrieb des schwimmenden Terminals ist ab Mitte Januar geplant. Dann sei mit der Ankunft des ersten LNG-Schiffes der "nächste Meilenstein" geplant, sagte Uniper-Manager Kreetz.

Genehmigungen für Terminal Lubmin stehen noch aus

Ebenfalls heute Morgen ist vor Rügen ein Tanker mit der ersten Ladung Flüssigerdgas für das Terminal in Lubmin eingetroffen. Die "Seapeak Hispania" hat nach Aussage des Unternehmens Deutsche Regas 140.000 Kubikmeter LNG aus Ägypten geladen. Sie habe in den frühen Morgenstunden ihren Ankerplatz östlich der Insel Rügen erreicht, teilte der Konzern mit.

Noch fehlen für die Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Lubmin jedoch Genehmigungen. Inzwischen hat die Deutsche Regas einen Probebetrieb beantragt. Die Genehmigung dafür könne gegebenenfalls in wenigen Tagen erteilt werden, hatte der Schweriner Umweltminister Till Backhaus (SPD) Anfang der Woche angekündigt.

Die "Seapeak Hispania" soll künftig als Zwischenlager auf der Ostsee dienen. Kleinere Tanker sollen das LNG von dort durch den flachen Greifswalder Bodden zum eigentlichen Terminal in Lubmin transportieren. Dem Schiff wurde von den Behörden laut Deutsche Regas ein Ankerplatz in der Prorer Wiek, etwa sieben Kilometer nordöstlich von der Seebrücke Sellin, zugewiesen.

Jutta Przygoda, NDR, 21.12.2022 12:24 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 21. Dezember 2022 um 12:05 Uhr.