Münchener Skandalbank Milliarden-Streit um Hypo Real Estate beendet

Stand: 01.06.2022 12:29 Uhr

Vor über zwölf Jahren klagten zahlreiche Aktionäre gegen die im Zuge der Finanzkrise verstaatlichte Hypo Real Estate - wegen mutmaßlicher Täuschung. Nun endet der Justizmarathon mit einem Vergleich.

Nach mehr als zwölf Jahren endet der Justizmarathon um die Milliardenklagen gegen die Münchner Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) mit einem Teilerfolg für die Anleger. Die Aktionäre erhalten in Vergleichen 190 Millionen Euro, wie die Finanzagentur des Bundes heute mitteilte.

Darauf habe sich die HRE mit dem Rechtsanwalt Christian Wefers geeinigt, der als Musterkläger die Forderungen vieler Anleger gebündelt vertreten hatte. Laut Finanzagentur sind damit die Schadenersatzklagen weitgehend erledigt, die Behörde bezifferte das auf "96 Prozent des gegen die HRE anhängigen Klagevolumens".

Beinahe-Kollaps in der Finanzkrise

Die Beinahe-Pleite der Hypo Real Estate war in Deutschland der größte Schaden im Zuge der internationalen Finanzkrise 2008/09. Der Bund hatte die Immobilienbank verstaatlicht, um eine Insolvenz zu verhindern. 9,8 Milliarden Euro frisches Kapital steckte er in das Geldhaus, das sich am überhitzten Immobilienmarkt verspekuliert hatte. Daher hat heute die Finanzagentur die Obhut über die HRE, die seit Jahren keine Geschäfte mehr tätigt.

Im Krisenjahr 2009 hatten viele HRE-Aktionäre Klagen gegen die Bank eingereicht, weil sie ihr falsche Kapitalmarktinformationen vorwarfen. Die Anleger seien durch mehrere Mitteilungen 2007 und 2008 über die finanziell schlechte Lage getäuscht worden. Das Münchener Oberlandesgericht (OLG) hatte das 2014 bestätigt. Im vergangenen Jahr wies der Bundesgerichtshof (BGH), der die damaligen Pressemitteilungen in Teilen anders bewertete, den Musterprozess allerdings an das OLG zurück.

Komplett aufgehoben hatte der BGH das Münchner Urteil jedoch nicht. So waren auch die Karlsruher Richter der Auffassung, dass die HRE im Januar 2008 eine sogenannte Ad-hoc-Mitteilung mit schlechten Nachrichten eine Woche früher hätte herausgeben müssen. In dem nun beendeten Musterverfahren ging es laut Finanzagentur zuletzt um über 1,4 Milliarden Euro - einen Streitwert von rund 930 Millionen Euro plus der zwischenzeitlich aufgelaufenen Prozesszinsen von rund 535 Millionen Euro.