Eine Frau steht in einem Bürozimmer am Fenster und telefoniert über ein Headset. | picture alliance/dpa

Neue Firmen Immer weniger Gründerinnen

Stand: 13.10.2022 16:16 Uhr

Während der Pandemie haben Frauen weniger neue Unternehmen gegründet. Das berichtet das ifo-Institut. Damit verstärkt sich ein Trend, der schon vor Corona zu beobachten war.

Von Bianca von der Au, ARD-Börsenredaktion

Die Zahl der Firmengründungen von Frauen ist während der Corona-Pandemie zurückgegangen. Dabei haben Frauen schon vorher seltener Unternehmen gegründet als Männer - das ergibt eine Auswertung des Münchner ifo-Instituts.

Die Forscherinnen haben dafür Eintragungen im Handelsregister im Zeitraum von 2005 bis 2021 ausgewertet. Danach stagniert der Frauenanteil an den Neugründungen im Handelsregister bei unter 20 Prozent und ist während der Corona-Pandemie sogar noch um 1,2 Prozent gesunken.

Kinderbetreuung weiter Frauensache?

Ein Grund könnte laut ifo-Institut sein, dass Frauen während der Schul- und Kita-Schließungen den größten Teil der Kinderbetreuung übernommen haben. Zudem spielte die Berufs- und Studienwahl von Frauen eine entscheidende Rolle. Frauen seien in vielen Studiengängen mit hoher Gründungsquote unterpräsentiert, wie etwa Ingenieurwissenschaften und Informatik.

In den elf gründungsstärksten Branchen - darunter das Verarbeitende Gewerbe, Bau- und Finanzdienstleistungen - nimmt der Frauenanteil an Gründungen seit 2010 sogar kontinuierlich ab, ergab die Auswertung. Einzige Ausnahme: Neugründungen im Gesundheitswesen. Hier sei der Anteil von Frauen auf ein Drittel gestiegen.

Quote auf dem westdeutschen Land am niedrigsten

Auch für das Geschehen an den Aktienmärkten sind Neugründungen wichtig, weil daraus in Zukunft börsennotierte Unternehmen entstehen können. Doch braucht es dazu neben der guten Idee und Umsetzung einen langen Atem und sogenanntes Risikokapital; letzteres wird nach Angaben der ifo-Wissenschaftlerinnen überwiegend an Männer verteilt.

Besonders niedrig ist die Gründerinnenquote auf dem Land in Westdeutschland. Überproportional gründen Frauen hingegen in Großstädten wie München (32 Prozent), Bonn (31 Prozent) und Frankfurt am Main (24 Prozent) und in einigen ostdeutschen Landkreisen. Als Grund wird ein besserer Ausbau der Kinderbetreuung genannt.