Ein Mann arbeitet an einer industriellen Abfüllanlage.

IW-Studie Trübe Aussichten für deutsche Firmen

Stand: 12.07.2022 08:26 Uhr

Produktionsrückgänge und Personalabbau werden für immer mehr Unternehmen wahrscheinlich. Nach einer aktuellen Studie des Kölner IW-Instituts wird aber trotz des Ukraine-Kriegs ein "Beschäftigungsschock" ausbleiben.

Die Folgen des Ukraine-Kriegs werden in deutschen Firmen immer deutlicher spürbar. In einigen Branchen droht in den kommenden Monaten sogar ein Rückgang der Wirtschaftsleistung, wie eine aktuelle Studie des IW-Instituts zeigt. Zwar rechnet noch gut ein Drittel der rund 2300 befragten Unternehmen (37 Prozent) mit einem Produktionsplus im Vergleich zu 2021. Ein Viertel der Firmen geht allerdings von einem Rückgang der Produktion aus. Damit lag der Saldo aus positiven und negativen Geschäftserwartungen im Juni nur noch bei zwölf Prozentpunkten. Im Frühjahr hatte er noch 15 Prozentpunkte betragen im Spätherbst 2021 sogar 34 Prozentpunkte.

Corona-Nachholeffekt fällt aus

Ein Nachholeffekt nach der Corona-Krise, wie Experten ihn eigentlich erwartet hatten, ist damit durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine verpufft. Hohe Energiepreise, Materialengpässe, aber auch teilweise das Fehlen von qualifizierten Beschäftigten bremsen die Firmen. Dieses Potenzial werde auch durch die zuletzt hohe Inflation von sieben bis acht Prozent jedoch "mehr als aufgerieben".

Vor allem am Bau droht laut der Studie daher eine Rezession. Sowohl bei der Industrie, die unter den Lieferproblemen leidet, als auch bei den Dienstleistern steige die Ernüchterung. Dem Verarbeitenden Gewerbe droht laut der Studie ein Jahr der Stagnation. Der Dienstleistungssektor hat laut der Umfrage zudem Schwierigkeiten, geeignetes Personal für offene Stellen zu finden.

Beschäftigungsausblick noch positiv

Die Kölner Forscher erwarten dennoch in den kommenden Monaten keinen Beschäftigungsschock. Denn ein Drittel der Firmen geht im laufenden Jahr von mehr Personal aus, nur ein Fünftel will Beschäftigte abbauen.

Dafür droht in der deutschen Unternehmenslandschaft eine Abkühlung bei der Investitionstätigkeit. Zwar sei das Investitionsklima trotz der hohen Verunsicherungen infolge des Kriegs weiterhin positiv, "aber erheblich abgekühlt". Derzeit erwarteten 36 Prozent der Betriebe höhere Investitionen als 2021, ein Viertel der Firmen jedoch rechnet hier mit weniger Ausgaben. Die durch die Corona-Pandemie entstandene Investitionslücke werde damit wohl im laufenden Jahr nicht geschlossen werden.

Vor wenigen Tagen hatte das Münchener ifo-Institut mit seinen ermittelten Konjunkturerwartungen ein ähnliches Bild der deutschen Wirtschaft gezeichnet. Die Stimmung hat sich im Juni wegen der Sorgen um die Energieversorgung spürbar eingetrübt. Das ifo-Geschäftsklima fiel im Monatsvergleich um 0,7 Punkte auf 92,3 Zähler. Zuletzt war der Index noch zwei Mal in Folge gestiegen. Experten hatten zwar mit einer Eintrübung gerechnet, allerdings nur mit einem leichten Minus.