
Lieferprobleme und Inflation Einzelhandel bangt um Weihnachtsgeschäft
Der Einzelhandel sorgt sich um den Warennachschub zum Start des Weihnachtsgeschäfts. Mehr als drei Viertel der Händler klagen über Lieferprobleme. Stark angespannt bleibt die Lage bei Fahrrädern, Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik.
Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Umso gravierender sind für die Händler die Folgen der anhaltenden Lieferprobleme bei einer Vielzahl von Waren, die auch bei Kunden zu Enttäuschungen bei Weihnachtseinkäufen führen dürften. 77,5 Prozent der Einzelhändler klagten bei der August-Umfrage des ifo-Instituts über entsprechende Lieferprobleme, im Juli waren es 77,3 Prozent. "Im Moment sieht es überhaupt nicht danach aus, dass sich die Probleme in der Vorweihnachtszeit entspannen werden", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
Lage bei Spielwaren etwas entspannter
Stark angespannt bleibt die Lage bei den Fahrradhändlern: Hier berichten 95,5 Prozent von Lieferschwierigkeiten. Ähnliches melden die Händler von Haushaltsgeräten (95,5 Prozent) und Unterhaltungselektronik (95,7 Prozent). Bei den Spielwarenhändlern hat sich die Situation dagegen ein wenig entspannt. Nachdem im Juli noch 100 Prozent über ausbleibende Ware klagten, waren es im August noch 73,5 Prozent.
Ein Grund für die Probleme ist der stockende Welthandel, der etwa unter wiederkehrenden Lockdowns bei Exportweltmeister China leidet. Einer Untersuchung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zufolge stecken aktuell rund elf Prozent aller verschifften Waren fest.
Auch die Inflation drückt auf die Stimmung
Doch nicht nur die Lieferengpässe drückten auf die Stimmung im Einzelhandel, so Wohlrabe. "Auch die hohen Inflationsraten dämpfen die Einkaufslust der Kunden." Im August lag die Teuerungsrate bei 7,9 Prozent. Mit Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts sei im September mit einem weiterem Schub zu rechnen, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht.
"Dies wird im laufenden Monat zu erneuten Preissteigerungen bei Energie und Dienstleistungen führen und die Inflationsrate entsprechend erhöhen." Die Inflationsrate dürfte daher "in den nächsten Monaten in den zweistelligen Bereich vorrücken".
Konsumforscher rechnen in diesem Jahr angesichts voller Lager und schwindender Kaufkraft mit einem frühen Beginn des Weihnachtsgeschäfts im deutschen Einzelhandel. "Der Druck ist in diesem Jahr besonders stark, rechtzeitig dabei zu sein", sagte der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln), Kai Hudetz, kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters. "Denn viele Händler haben durch allgemeine Konsumzurückhaltung infolge von Inflation und Preissteigerungen volle Lager."