Ein ICE und ein TGV auf einer Brücke

DB baut SNCF-Kooperation aus In sieben Stunden von Berlin nach Paris

Stand: 24.05.2022 15:07 Uhr

Zug statt Flug: Die Bahnkonzerne Deutschlands und Frankreichs weiten ihre Zusammenarbeit aus. Unter anderem soll 2023 eine neue Direktverbindung zwischen Berlin und Paris starten - Fahrzeit: sieben Stunden.

Die Deutsche Bahn und die französische SNCF planen eine schnelle Direktverbindung zwischen Berlin und Paris. Ab Ende 2023 soll es dann möglich sein, innerhalb von sieben Zugstunden ohne Umstieg von der deutschen in die französische Hauptstadt zu gelangen - und umgekehrt. Bahn-Chef-Richard Lutz und SNCF-Präsident Jean-Pierre Farandou unterzeichneten eine Vereinbarung zur Ausweitung der 2007 gestarteten Hochgeschwindigkeitsverbindungen zwischen beiden Ländern.

Zunächst solle es eine tägliche Hin- und Rückfahrt über Frankfurt mit deutschen ICE-Zügen geben. Später solle eine zweite Verbindung mit französischen TGV-Zügen hinzukommen. "Wir stellen fest, dass die Menschen zu längeren Bahnfahrten bereit sind", sagte Farandou in Straßburg. "Vor einigen Jahren hätten wir das zu lang gefunden und Sorge gehabt, dass es niemand nutzen würde", fügte er hinzu. Aber dies habe sich zum Glück geändert." Derzeit beträgt die schnellste Verbindung zwischen Paris und Berlin etwa achteinhalb Stunden, es kann aber auch deutlich länger dauern. 

"Unsere geplante neue Direktverbindung zwischen den Herzen unserer beiden Hauptstädte wird noch mehr Menschen für die Zugfahrt begeistern", sagte Lutz. Bundesverkehrsminister Volker Wissing ergänzte: "Mit der neuen Hochgeschwindigkeitsverbindung Berlin-Paris kommt eine weitere attraktive Alternative zum Fliegen auf die Schiene."

Auch andere Verbindungen sollen ausgebaut werden

Die Verbindungen zwischen Paris und Mailand sowie zwischen Paris und Madrid würden erstaunlich gut genutzt, sagte Alain Krakovitch, der bei SNCF für TGV-Verbindungen zuständig ist. "Wir sollten dasselbe zwischen Paris und Berlin haben."  Etwa zur gleichen Zeit will die österreichische Bahn ÖBB gemeinsam mit der DB eine Nachtzuglinie zwischen Berlin und Paris einrichten. "Da kann sich jeder aussuchen, was er lieber mag", sagte Farandou.

Die Vereinbarung zwischen Deutscher Bahn und SNCF sieht zudem vor, Schnellverkehr mit ICE- und TGV-Zügen zwischen Frankfurt und Paris sowie zwischen Stuttgart und Paris auszubauen. Gespräche gibt es auch zu weiteren Schnellverbindungen von Deutschland nach Südfrankreich.

Die beiden Bahnkonzerne DB und SNCF kooperieren seit 2007. Bei einem Festakt anlässlich dieses 15-jährigen Jubiläums in Straßburg würdigten Lutz und Farandou die Bilanz der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Rund 25 Millionen Menschen sind nach Angaben beider Unternehmen in diesem Zeitraum in TGV und ICE eingestiegen, um in das jeweilige Nachbarland zu reisen. 

Umweltaspekt im Vordergrund

"Der Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Deutschland und Frankreich ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie attraktive Verbindungen die grenzüberschreitenden Verkehre auf der Schiene voranbringen", sagte Lutz. Farandou sprach von einer einmaligen Kooperation, "in welcher wir unser Know-how bündeln, um das Beste aus dem deutschen und französischen Hochgeschwindigkeitsverkehr herauszuholen". Angesichts der Klimakrise sei die Schiene das Verkehrsmittel schlechthin und biete die beste Alternative für Geschäfts- und Urlaubsreisen zwischen beiden Ländern.

Auch Bundesverkehrsminister Wissing betonte den Umweltaspekt der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Angesichts der großen Herausforderungen des Klimawandels müsse die Bahn auch bei den innereuropäischen Verkehren eine stärkere Rolle spielen, so der FDP-Politiker.

Julia Borutta, Julia Borutta, ARD Paris, 25.05.2022 14:50 Uhr