
Start-up aus Sachsen Deutsche Firma liefert Cannabis
Als erstes deutsches Unternehmen hat Demecan medizinisches Cannabis an die deutsche Cannabisagentur geliefert. Das Start-up gehört zu den drei Herstellern, die im Auftrag des Staates Cannabis anbauen.
Als erstes deutsches Pharmaunternehmen hat Demecan Cannabis für medizinische Anwendungen an die deutsche Cannabisagentur ausgeliefert. Das Start-up mit seiner Produktionsstätte im sächsischen Ebersbach ist eines von drei Unternehmen, die im Auftrag des Staates Cannabis in Deutschland anbauen.
Die beiden anderen Pharmaunternehmen sind in kanadischer Hand: Das Unternehmen Aurora hat seine Produktionsstätte in Leuna in Sachsen-Anhalt. Tilray, das bereits Cannabis ausgeliefert hat, produziert als drittes Unternehmen in Neumünster in Schleswig-Holstein.
Seit 2017 können sich Patienten in Deutschland Cannabis für medizinische Zwecke regulär vom Arzt verschreiben lassen. Es wird etwa zur Schmerztherapie bei Schwerkranken eingesetzt. Seitdem boomt das Mittel: Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden allein im vergangenen Jahr 20,6 Tonnen Cannabis-Blüten und -Extrakte importiert.
20 Millionen Euro an Investitionen
Derzeit soll das deutsche Unternehmen Demecan knapp 1000 Kilogramm medizinisches Cannabis pro Jahr produzieren. Insgesamt sollen die drei Unternehmen über vier Jahre verteilt gut zehn Tonnen herstellen. Für den Fall, dass der Bedarf an deutschem Cannabis steigen würde, könnten die deutschen Demecan-Gründer aus Sachsen ihre Produktionskapazität nach eigenen Angaben kurzfristig auf mehr als zehn Tonnen Cannabisblüten pro Jahr erweitern.
Demecan wurde 2017 von dem Arzt Adrian Fischer, dem Anwalt Constantin von der Groeben und dem Ökonomen Cornelius Maurer gegründet. Sie stellen ihr Cannabis auf einem ehemaligen Schlachthofgelände im Landkreis Meißen her. Die Nähe zu Dresden sei ein Vorteil, erzählen die Gründer im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Das Arzneimittel werde unter streng bewachten Bedingungen in einer Indoor-Produktionsstätte hergestellt.
Für die Herstellung in Ebersbach haben die drei Gründer laut eigenen Angaben 20 Millionen Euro investiert - 30 Prozent davon kamen aus Fördertöpfen, den Rest haben Investoren beigesteuert. Neben dem Ausbau der lange ungenutzten Hallen war vor allem die Technik kostspielig. In jeder einzelnen der Anbauhallen sammelt das Unternehmen akribisch Daten.
Die Hanfpflanze "Cannabis sativa" ist sozusagen das Ausgangsmaterial für Haschisch und Marihuana. Wichtigster Wirkstoff gilt Tetrahydrocannabinol (THC). Besonders stark konzentriert ist er im Harz der Blüte, das als Haschisch konsumiert wird. Das Harz besteht aus rund 400 Substanzen, von denen mehr als 80 auf die Psyche wirken. Marihuana ist eine Mischung aus getrockneten Blättern, Blüten und Zweigen.
Cannabis und Cannabis-Produkte gehören nach dem deutschen Betäubungsmittelgesetz zu den illegalen Suchtmitteln, deren Besitz und Anbau verboten sind und strafrechtlich verfolgt werden - ebenso wie der Handel damit. Häufiger starker Konsum kann nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zur psychischen Abhängigkeit führen. Cannabis beeinträchtigt wie Alkohol die Fahrtüchtigkeit. Die Droge kann zu Halluzinationen, Kältegefühl und Gliederschwere führen, in höheren Dosen zu Desorientierung, Angst und Stimmungsschwankungen.
Jede Pflanze soll dieselbe Qualität haben
"Unser Ziel ist, den Patientinnen und Patienten bei jeder einzelnen Pflanze dieselbe Qualität zu liefern", sagt Gründer Adrian Fischer. Jede Blüte müsse denselben Gehalt der Substanz THC enthalten, damit Patienten nicht versehentlich zu viel oder zu wenig einnehmen: "Die gleichbleibende Qualität lässt sich am besten im Indoor-Anbau gewährleisten." Denn so lassen sich etwa die Temperatur oder der CO2-Gehalt ganz genau festlegen.
Um den Pflanzen möglichst gute Bedingungen fürs Wachstum zu bieten, simuliert Demecan in den Hallen durch verschiedenes Licht die Jahreszeiten. Nach dem Produktionsstart im vergangenen Oktober haben die Gründer inzwischen mehrere Pflanzen-Jahrgänge produziert. Ihre Qualität wird im hauseigenen Labor regelmäßig geprüft. Außerdem gibt es externe Kontrollen durch die Behörden.
Unternehmen hoffen auf die Legalisierung
Wie viel die eigens gegründete und am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesiedelte Cannabisagentur für die Blüten aus Sachsen zahlt, ist nicht bekannt. Nur so viel: 4,30 Euro müssten Apotheken pro Gramm an die Agentur zahlen, die als Mittlerin zwischen den Unternehmen und den Apotheken fungiert.
Die Unternehmer hoffen nun auch auf die geplante Legalisierung von Cannabis: Laut Koalitionsvertrag wollen SPD, Grüne und FDP eine "kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften" einführen.