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Bis Ende 2022 Hunderte Commerzbank-Filialen weniger

Stand: 11.05.2022 13:12 Uhr

Bei der Commerzbank steigt der Gewinn überraschend stark. Die Bank hat die Kosten gesenkt, will noch mehr Filialen schließen. Aber der Ukraine-Krieg ist auch ein wirtschaftliches Risiko.

Damit hatten auch die Analysten nicht gerechnet: Die Commerzbank hat auf ihrer Hauptversammlung das beste Betriebsergebnis seit Jahren präsentiert. Dabei galt die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank lange als glücklos und auch nicht gut geführt. Sparrunde folgte auf Sparrunde, nichts schien zu mehr Gewinnen zu führen. Jetzt die Wende.

Operative Wende scheint geschafft

Der Vorstandsvorsitzende Manfred Knof steht ruhig am Rednerpult der digitalen Hauptversammlung und sagt: "Die vier Eckpfeiler Kundenorientierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Profitabilität stehen für neue Geschäftschancen und nachhaltigen Erfolg. Im vergangenen Jahr haben wir uns entschlossen auf den Weg gemacht."

Die operative Wende hat Knof offenbar geschafft. Im ersten Quartal dieses Jahres erwirtschaftete die Bank einen Nettogewinn von 284 Millionen Euro. Das war fast um die Hälfte mehr als Analysten erwartet hatten. Selbst das ausgegebene Ziel, in zwei Jahren eine Eigenkapitalrendite von sieben Prozent zu erreichen, scheint erreichbar. 

Tausende Stellen fallen weg

Die Bank sei gut in dieses Jahr gestartet, habe wenige Kunden verloren, so Andreas Thomae, Portfolio-Manager bei Deka Investment. Das muss aber auch so bleiben. Von einmal 1000 Filialen sollen am Ende dieses Jahres noch 450 übrig sein. Das spart mittelfristig Geld, doch die Kunden können nicht mehr einfach in der Filiale vorbeischauen. Und es wird vermutlich weitere Jobs kosten. Zwölf Beratungscenter sollen, zumeist digital, den Service weiterhin gewährleisten. Am Ende von Knofs Sanierungsprogramm werden 10.000 Vollzeitstellen gestrichen sein.

"Die Digitalisierungsstrategie der Commerzbank ist entscheidend für die Kundenkommunikation und Eckpfeiler der Profitabilität. In 2022 werden wir die Bank daran messen, wie gut die Kundenberatung in den digitalen Beratungscentern funktioniert", sagt auch Bankenfachmann Thomae. "Hier kommt es vor allem darauf an, dass die Kundennähe erhalten bleibt. Eine Entschlackung der Produktpalette wird dabei helfen, dass die Kundengespräche fokussierter ablaufen. Weniger ist hier mehr."

Die polnische Tochter M-Bank glänzt

Die polnische Direktbank-Tochter M Bank wollte Knofs Vorgänger Martin Zielke aus Geldnot vor gut zwei Jahren noch verkaufen. Doch es fand sich niemand, der den vom damaligen Konzernchef gewünschten Preis zahlen wollte. Jetzt ist die Direktbank auch dank steigender Zinsen in Polen profitabler als die Mutter und zieht deren Ergebnis nach oben. "Die Commerzbank hat Glück gehabt, dass der Verkauf nicht geklappt hat", so Hans Peter Burghof von der Universität Hohenheim.

Eine Dividende gibt es für das abgelaufene Jahr für die Aktionärinnen und Aktionäre zwar wieder nicht, aber das soll sich für 2022 ändern. "Unter dem Strich rechnen wir weiterhin mit einem Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro", sagt Knof auf der Hauptversammlung heute. "Das bedeutet auch, dass wir aus heutiger Sicht die Zahlung einer Dividende für das Geschäftsjahr 2022 vorschlagen wollen. Die Ausschüttungsquote soll bei 30 Prozent des Konzernergebnisses liegen." Allerdings müssten die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs begrenzt bleiben, so Knof.

Risiken Corona und Ukraine-Krieg

Die Finanzwirtschaft sei in Deutschland besser als befürchtet durch die bisherige Pandemie gekommen, so Hans Peter Burghof von der Universität Hohenheim - was aber auch daran liege, dass der Staat viele Unternehmen gerettet habe, deren Kredite sonst ausgefallen wären.

Jetzt habe die gesamte Wirtschaft mit dem Ukraine-Krieg ein ganz anderes Risiko, so der Wirtschaftswissenschaftler Burghof. Niemand wisse, wie der Krieg ausgehe, und die hohe Inflation lasse das verfügbare Einkommen der Menschen schrumpfen. Die Folge könnte eine steigende Arbeitslosigkeit sein. Den Banken drohten dann Kreditausfälle. Dem versucht Commerzbank-Konzernchef Knof mit 464 Millionen Euro Risikovorsorge zu begegnen. Allerdings weiß heute niemand, ob das reicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. April 2022 um 13:41 Uhr.