
Streikende in Sicht Bahn bereitet Normalbetrieb vor
Zwei Tage lang lief der Zugverkehr wegen des Lokführer-Streiks nur eingeschränkt. Die Deutsche Bahn will den Betrieb ab Mittwochfrüh wieder schnell hochfahren. GDL-Chef Weselsky verteidigte erneut den Arbeitskampf.
Fahrgäste der Deutschen Bahn können nach dem Streik der Lokführer ab Mittwoch wieder mit einem weitgehend normalen Zugverkehr rechnen. Bei der Bahn liefen entsprechende Vorbereitungen an, "damit nach Ende des Streiks wieder der normale Fahrplan gefahren werden kann", teilte der Konzern mit.
Über Nacht müssten Züge an ihre verschiedenen Startbahnhöfe überführt werden und Mitarbeiter hätten sich bereits auf den Weg gemacht, um zum Betriebsstart am richtigen Ort ihre Züge zu übernehmen. Zwar sprach das Unternehmen von einer "insgesamt ruhigen Betriebslage". Zugleich bedeutete aber auch der zweite Streiktag im Personenverkehr "massive Einschränkungen" für die Kunden.
Große regionale Unterschiede
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte mit ihrem zweiten Streik in diesem Monat seit Montag an große Teile des Bahnverkehrs lahmgelegt, um höhere Einkommen zu erzwingen. Der Ausstand soll am Mittwoch um 2.00 Uhr enden.
Die Bahn geht davon aus, dass in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nur 10 bis 15 Prozent der Züge fahren konnten. So sei es im Westen deutlich mehr. Denn dort sind aus früheren Bundesbahnzeiten noch 3000 der 20.000 Lokführer Beamte und dürfen nicht streiken. In München wollte die Bahn bei der S-Bahn etwa jeden zweiten Zug fahren lassen.
GDL schlug Offerte aus
Auch wenn sich die Lage für die Fahrgäste in absehbarer Zeit an den Bahnhöfen entspannen sollte, ist im Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der GDL weiterhin keine Annäherung in Sicht. Zahlreiche Beschäftigte trafen sich auch heute zu Kundgebungen unter anderem in Köln und in München, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.
Die GDL und die Bahn streiten in dem Tarifkonflikt vor allem über die Laufzeit des Vertrags und den Start von Lohnerhöhungen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 3,2 Prozent mehr Geld sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro noch in diesem Jahr. Die Bahn will die Lohnerhöhung nicht sofort, sondern in zwei Schritten zahlen: 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 und 1,7 Prozent zum 1. März 2023, bei einer Laufzeit bis Ende Juni 2024. Die GDL schlug diese Offerte aus.
Machtkampf mit der EVG
Im ARD Mittagsmagazin sagte GDL-Chef Claus Weselsky, die Stimmung sei im Keller, da die Manager sich unanständig bedienten und die kleinen Eisenbahner bei Brot und Wasser sitzen lassen wollen. Dafür sei der Bahnvorstand verantwortlich.
Der GDL-Chef verteidigte den Bahnstreik, obwohl sich das Betriebsklima in den beiden zueinander konkurrierenden Gewerkschaften der Bahn, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und GDL, weiter verschlechtert. "Wir drehen die Dinge nicht auf den Kopf, sondern hier werden Dinge absichtlich auf den Kopf gestellt, bloß um die GDL in Misskredit zu bringen. Und dagegen habe ich mich zu wenden."
Schon länger schwelt ein Machtkampf zwischen der GDL und der größeren EVG. Die Lokführer-Gewerkschaft sieht ihren Einfluss aufgrund des Tarifeinheitsgesetzes gefährdet. Dem Gesetz zufolge gelten in Betrieben mit mehreren Gewerkschaften nur die Tarifverträge der größeren Arbeitnehmervertretung. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, warf dem GDL-Chef vor, der wolle vor allem das Überleben der GDL sichern - diese steht im Wettstreit mit der deutlich größeren DGB-Gewerkschaft EVG.