
Apples Datenschutzregeln Poliertes Image auf Kosten der anderen?
Apple-Kunden, die das neueste iOS-Betriebssystem installiert haben, können selbst entscheiden, ob sie von Apps zu Werbezwecken "getrackt" werden wollen oder nicht - sehr zum Ärger von Facebook & Co.
Seit dem 26. April ermuntert Apple die Nutzer seiner iPhones und Tablets zum sparsameren Umgang mit Daten - ungeachtet des Widerstands anderer Online-Konzerne. Nach einem Upgrade auf das neueste Betriebssystem iOS 14.5 können die Kunden selbst entscheiden, ob Apps sie zu Werbezwecken verfolgen ("tracken") dürfen oder nicht.
Dieses Tracking ermöglicht es, ein individuelles Profil von Nutzern zu erstellen, weil jedes iPhone über eine eigene Nummer verfügt. Auf diese können Werbekonzerne über Webseiten und Apps hinweg personalisierte Anzeigen ausspielen. Werbung für einmal gesuchte Waren taucht deshalb auf verschiedenen Apps immer wieder auf. Mit dem neuen iOS-System werden Nutzer neuer Apps nun automatisch gefragt, ob sie das Werbe-Tracking zulassen wollen. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass viele Nutzer das Tracking zu Werbezwecken ablehnen werden.
Vorwürfe von Facebook & Co.
Apple geriert sich damit als Datenschützer - und erzürnt Soziale-Netzwerk-Anbieter wie Facebook, die einen Großteil ihrer Einnahmen über Werbung erzielen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg wirft Apple vor, mit der nun eingeführten "App Tracking Transparency" (ATT) nur eigene Geschäftsziele zu verfolgen. Der iPhone-Hersteller wolle kostenlosen Apps, die durch Werbung finanziert werden, das Wasser abgraben, um an Bezahl-Apps und kostenpflichtigen Software-Abos im App Store mitverdienen zu können.
Kurz vor der Veröffentlichung des Updates haben deshalb acht Verbände aus der Medien- und Werbewirtschaft beim Bundeskartellamt eine Missbrauchsbeschwerde eingereicht. "Wir schauen sie uns jetzt erst einmal an", sagte ein Sprecher der Behörde. Apple entgegnete auf die Beschwerde: "Wir glauben, dass Privatsphäre ein grundlegendes Menschenrecht ist." Die Daten gehörten den Nutzern, "und sie sollten selbst entscheiden können, wie ihre Daten verwendet werden und von wem". Man habe Unterstützung von Behörden und Datenschützern für die Funktion bekommen.
Verbraucherschützer befürworten Neuerung
Lob gibt es von Verbraucherschützern. "Für Verbraucher ist es erfreulich, dass Apple das personalisierte Werbe-Tracking auf seinen Geräten künftig erschweren wird und so den Datenschutz stärkt", sagte die Teamleiterin Digitales und Medien der Verbraucherzentrale Bundesverband, Lina Ehrig, der Nachrichtenagentur Reuters. Natürlich müsse Apple dabei das Wettbewerbsrecht achten und dürfe nicht in unzulässiger Weise Dritte benachteiligen.