Ein Starbucks-Mitarbeiter bereitet einen Kaffee zu. | picture alliance / dpa

Arbeitnehmerrechte Erster US-Betriebsrat bei Starbucks

Stand: 10.12.2021 09:55 Uhr

In den Vereinigten Staaten bekommen Mitarbeiter der Kaffeehauskette Starbucks in zwei Filialen im Bundesstaat New York erstmals einen Betriebsrat. US-Gewerkschafter hoffen jetzt auf einen "Dominoeffekt".

Die Beschäftigten von zwei Starbucks-Cafés im Bundesstaat New York haben nach Angaben der Nationalen Behörde für Arbeitsbeziehungen (NLRB) für die Gründung von Arbeitnehmervertretungen gestimmt. In einer weiteren Filiale votierte die Mehrheit der Mitarbeiter allerdings gegen die Gründung eines Betriebsrats.

Die finalen Abstimmungsergebnisse müssen von der Behörde noch bestätigt werden, nachdem einige Stimmabgaben angefochten wurden. Die Gewerkschafter sind sich allerdings sicher, dass sie in den beiden Filialen in Buffalo im Norden des Staates New York gewonnen haben.

Eine Starbucks-Sprecherin sagte dazu, das Unternehmen sei nach wie vor der Ansicht, dass die Bedingungen im Unternehmen keinen Betriebsrat rechtfertigten. Sie fügte aber hinzu: "Wir respektieren das Recht unserer Partner, sich zu organisieren." Der Konzern werde die endgültige Bestätigung der Ergebnisse in der kommenden Woche abwarten, bevor er die nächsten Schritte bekannt gibt.

"Große symbolische Bedeutung"

Gewerkschafter im ganzen Land feiern den Erfolg, weil sie auf einen Dominoeffekt hoffen - nicht nur bei Starbucks, sondern auch bei anderen US-Firmen wie Amazon, die ähnliche Bemühungen der Beschäftigten um eine gewerkschaftliche Organisierung bekämpfen. Nach Gewerkschaftsangaben hatte Starbucks etwa 200 Manager und Vorgesetzte in die Filialen geschickt, um unentschlossene Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass Arbeitnehmervertretungen nicht in ihrem Interesse seien.

Prominente Vertreter des linken Flügels der Demokraten wie der Senator Bernie Sanders und die Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez zeigten sich erfreut über den Erfolg der Gewerkschaften. John Logan, Professor für Beschäftigungsstudien an der San Francisco State University, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wenngleich es lediglich eine geringe Zahl an Arbeitern betrifft, hat das Resultat eine große symbolische Bedeutung."   

Gewerkschaft bei Amazon?

Auch bei Amazon steht das Thema Gewerkschaften in den USA auf der Tagesordnung. Erst vor wenigen Tagen hatte die NLRB dem Einspruch der Gewerkschaft RWDSU stattgegeben, die dem US-Konzern eine unzulässige Einflussnahme und Regelverstöße vorgeworfen hatte. Das Ergebnis einer Abstimmung über die Bildung einer ersten Gewerkschaftsvertretung unter den Mitarbeitern im Logistikzentrum in Bessemer im Bundesstaat Alabama wurde daher annulliert. Das Votum soll nun wiederholt werden. Eine breite Mehrheit der Beschäftigten hatte im April gegen die Arbeitnehmervertretung gestimmt.

Amazon habe durch seine "Einschüchterung und Einmischung" eine faire Abstimmung verhindert, erklärte RWDSU-Chef Stuart Appelbaum. Die zuständige NLRB-Vertreterin Lisa Henderson führte zur Begründung unter anderem an, dass Amazon den Eindruck erweckt habe, "die Identität der Beschäftigten, die abgestimmt haben, zu erfassen". Ein Datum für die neue Abstimmung wurde nicht festgelegt.

Ver.di verlangt Tarifvertrag

"Als Unternehmen sind wir nicht der Meinung, dass Gewerkschaften die beste Lösung für unsere Mitarbeiter sind", erklärte eine Amazon-Sprecherin. Bislang ist es noch in keiner Amazon-Niederlassung in den USA zu einer gewerkschaftlichen Vertretung gekommen. Eine Vereinigung von Lagerarbeitern des Versandhändlers in New York hatte zuletzt im Oktober dazu einen Versuch unternommen.

In Deutschland kämpft die Gewerkschaft Ver.di seit Jahren dafür, dass die Amazon-Beschäftigten einen Tarifvertrag bekommen und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden.

Über dieses Thema berichtete Inforadio am 10. Dezember 2021 um 06:37 Uhr.