
Adler Group Neue Turbulenzen bei Immobilienkonzern
Die Krise des angeschlagenen Immobilien-Investors Adler Group weitet sich aus: Die Wirtschaftsprüfer von KPMG wollen den Jahresabschluss nicht mehr prüfen, bei einer Tochterfirma drohen zusätzliche Abschreibungen. Die Aktie stürzt weiter ab.
Der mit schweren Vorwürfen konfrontierte Immobilienkonzern Adler Group gerät noch stärker unter Druck. Die Tochtergesellschaft Consus Real Estate ist in eine Schieflage geraten. Consus werde wahrscheinlich Abschreibungen auf Beteiligungen und Ausleihungen an verbundenen Unternehmen vornehmen müssen, teilte die Adler Group heute mit.
Zudem steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 zur Verfügung. Diese Entscheidung seitens KPMG komme für Adler äußerst überraschend und sei "enttäuschend und irritierend", teilte der Verwaltungsratsvorsitzende Stefan Kirsten mit.
Suche nach neuem Wirtschaftsprüfer
Alle Mitglieder des Verwaltungsrats hätten in den vergangenen Wochen "sehr professionelle Diskussionen" mit den Verantwortlichen von KPMG geführt. Es das Ziel des Konzerns, für 2022 ein uneingeschränktes Testat zu erhalten. Ohne ein solches Testat sei die Adler Group von den Bank- und Kapitalmärkten abgeschnitten. Das Unternehmen werde nun ein Auswahlverfahren zur Bestellung eines neuen Abschlussprüfers in die Wege leiten, so Kirsten.
Ein neuer Wirtschaftsprüfer müsse sich aber erst einmal neu einarbeiten, hieß es. Ursprünglich wollte das Adler-Management KPMG erneut zum Wirtschaftsprüfer für den Jahresabschluss bestellen.
Consus ist das "Sorgenkind"
Der Grund für die Abschreibungen bei Consus Real Estate sind nach Angaben des Konzerns gestiegene Baukosten und eine deutliche Reduzierung des erwarteten Volumens in der Projektentwicklung. Die Adler-Tochter habe einen Verlust anzeigen müssen, da sich das bilanzielle Eigenkapital der Gesellschaft auf weniger als die Hälfte des Grundkapitals belaufe, hieß es weiter.
"Die Consus Real Estate ist unser Sorgenkind", sagte Verwaltungsratschef Kirsten in einer Telefonkonferenz. Nun müsse der Konzern die Tochterfirma sanieren. "Ich schließe grundsätzlich bei Consus keine Maßnahmen ein oder aus - außer der Insolvenz", so der Manager.
Zudem habe sich bei der Adler-Tochter BCP eine Deckungslücke aufgetan, so Kirsten. Adler werde kurzfristig Maßnahmen ergreifen, um die Gesellschaft stärker an sich zu binden.
Aktien auf Talfahrt
Die Anleger der Adler Group reagieren weiter sehr nervös auf jede Nachricht aus dem Umfeld des angeschlagenen Immobilienkonzerns. Die Papiere gingen am Nachmittag in den Sinkflug und notierten mit einem Minus von rund 13 Prozent bei 5,08 Euro. Am 15. Juni 2021 war eine Aktie noch 27,74 Euro wert gewesen.
Derzeit untersucht die Finanzaufsicht BaFin die Bücher von Adler. Die Behörde hatte sich eingeschaltet, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober ins Visier des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Perring und sein Researchdienst Viceroy hatten schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben - darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen, musste aber bereits erhebliche Abschreibungen vornehmen. Weitere erwartet der Konzern nun bei Consus.
Ende April hatte Adler trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Bilanzzahlen für 2021 vorgelegt. Unter dem Strich stand wegen der Abschreibungen ein Milliardenverlust. Die Adler Group hat ihren rechtlichen Sitz in Luxemburg und ihren operativen Hauptsitz in Berlin.