
Handelsstreit China hält an Gesprächen mit den USA fest
Stand: 06.05.2019 12:54 Uhr
Trotz der jüngsten Eskalation im Handelsstreit mit den USA will China weiter verhandeln. US-Präsident Trump hatte überraschend damit gedroht, die Sonderzölle auf chinesische Importe Ende bereits Ende dieser Woche zu erhöhen.
Von Axel Dorloff, ARD-Studio Peking
China hat angekündigt, an den geplanten Handelsgesprächen mit den USA festzuhalten. Das teilte das Außenministerium in Peking mit. Die Gespräche zur Lösung des Handelsstreits sollen ab Mittwoch in Washington stattfinden. US-Präsident Donald Trump hatte gestern überraschend damit gedroht, die Sonderzölle auf chinesische Importe Ende bereits Ende dieser Woche zu erhöhen.
China reagiert gelassen
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Geng Shuang, ist nicht unbedingt für seinen humorvollen Umgang mit der Presse bekannt. Aber sogar er musste an diesem Nachmittag in Peking mehrmals schmunzeln. Immer wieder wollten internationale Journalisten von ihm wissen, ob nun jemand aus Peking zu den Handelsgesprächen nach Washington fahren würde - oder nicht. Und wer denn genau, und wie viele. Aber genaue Details gab es nicht.
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tagesschau24 15:30 Uhr, 06.05.2019
"Die nächste Runde der Handelsgespräche wird mit großem Interesse beobachtet, sowohl im Inland als auch im Ausland", so Geng Shuang. Es gebe dazu viele internationale Kommentare. "Wir versuchen, uns ein Bild von der Lage zu machen. Was ich Ihnen hier sagen kann, ist, dass sich das chinesische Verhandlungsteam auf die Gespräche in den USA vorbereitet."
Ob die Verhandlungen aber nun wie geplant am Mittwoch beginnen, ob Vize-Ministerpräsident Liu He wie geplant die Delegation anführt und ob man schon in dieser Woche - wie erhofft - mit einem Kompromiss rechnen kann: dazu nichts. Nur ein Schmunzeln. Und ein Verweis darauf, dass man die verantwortlichen Stellen fragen müsse. Was aber in China ein mysteriöser Verweis ist, weil das mit den verantwortlichen Stellen in einem streng autoritären Ein-Parteien-Staat so eine Sache ist.
Spekulationen über Gesprächsabbruch
Zuvor hatten US-Medien spekuliert, dass China eine Absage der Verhandlungen erwäge. Der Grund: US-Präsident Trump hatte gestern überraschend angekündigt, die bereits geltenden Sonderzölle auf Wareneinfuhren aus China von Freitag an von bisher zehn auf 25 Prozent zu erhöhen. Diese Drohung kommentiert Sprecher Geng Shuang vergleichsweise gelassen: "Ähnliche Situationen gab es bereits mehrmals zuvor. Die Position der chinesischen Seite ist konstant und klar, die USA kennen unsere Haltung." Die Handelsgespräche zwischen China und den USA hätten bislang zehnmal stattgefunden, "und wir sind positiv vorangekommen."
So zumindest die Sicht der Chinesen. US-Präsident Trump schien das - zumindest gestern noch - anders zu bewerten. Oder er ist lediglich dabei, eine maximale Drohkulisse aufzubauen. Seine gestrige Ankündigung einer weiteren Zollerhöhung ab Freitag sei als Warnung zu verstehen, sagte Larry Kudlow, Wirtschaftsberater von US-Präsident Trump.
Ein Warmschießen also vor der neuen Verhandlungsrunde. Die Aktienkurse in China gaben heute jedenfalls nach. Der Leitindex in Shenzhen minus 7,6 Prozent. Der in Shanghai minus 5,6 Prozent.
Es bleibt kompliziert
Klar ist: eine Einigung im Handelsstreit muss aus Sicht der Amerikaner strukturelle Änderungen der chinesischen Wirtschaft erhalten. Da sich aber gerade das als extrem schwierig gestaltet, hat es bislang noch nicht für einen Handelsvertrag oder auch nur für Eckpunkte dazu gereicht.
Seit Juli vergangenen Jahres überziehen sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt mit Sonderzöllen. Die USA haben auf fast die Hälfte aller Einfuhren aus China bereits höhere Zölle erhoben. Sie beklagen unzureichenden Marktzugang, Technologieklau und unfaire Wettbewerbsbedingungen für ausländische Unternehmen. US-Präsident Trump möchte außerdem das riesige Handelsdefizit mit China abbauen.
Handelskonflikt: China hält an Gesprächen mit den USA fest
Axel Dorloff, ARD Peking
06.05.2019 11:42 Uhr
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