
Milliarden für Forschung Mark Zuckerbergs Medizin-Versprechen
Die Wohltätigkeitsorganisation von Facebook-Chef Mark Zuckerberg und seiner Frau Priscilla Chan will weitere 3,4 Milliarden Dollar in medizinische Forschung investieren. Was steckt dahinter?
Alle Krankheiten bis Ende des Jahrhunderts besiegen - nicht weniger versprach Mark Zuckerberg, als er 2015 gemeinsam mit seiner Ehefrau Priscilla Chan anlässlich der Geburt ihrer Tochter Max die Gründung der Chan Zuckerberg Initiative (CZI) ankündigte. Damals hielten das viele Beobachter für Größenwahn; oder einfach nur für eine weitere Spinnerei eines Tech-Milliardärs.
Allerdings war damals schon klar: Bei der CZI sollte nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Immerhin hatten sich die Eheleute in einem Brief an ihre Tochter verpflichtet, zu Lebzeiten 99 Prozent ihrer Facebook-Aktien (damaliger Wert: rund 45 Milliarden Dollar) in Bildung und die Heilung von Krankheiten zu investieren. 2016 wurde das "CZI Science Program" gegründet.
Investitionen von 3,4 Milliarden Dollar
Anlässlich seines fünfjährigen Jubiläums stellten Chan und Zuckerberg gestern vor, wie sie ihr Ziel konkret erreichen wollen. Sie umrissen die Mission wie folgt: Es gehe darum, jeglichen biologischen Prozess im menschlichen Körper beobachten, messen und analysieren zu können - dreidimensional und in Echtzeit.
Dazu sollen im Laufe der nächsten zehn bis 15 Jahre neue Forschungsmethoden und -technologien entwickelt werden. Insgesamt sollen weitere 3,4 Milliarden Dollar in medizinische Forschung investiert werden. Zum Vergleich: 2020 lagen die weltweiten Ausgaben der Pharmakonzerne für Forschung und Entwicklung bei rund 200 Milliarden Dollar. Die Branche gilt als Industrie mit besonders hohen Forschungsausgaben.
KI-Institut nach Zuckerbergs Mutter benannt
CZI-Sprecher Jeff McGregor erläuterte, dass 500 Millionen Dollar in ein neues Institut an der Harvard Universität fließen sollen, das auf Künstliche Intelligenz spezialisiert ist. Das nach Zuckerbergs Mutter Karen Kempner Zuckerberg benannte Kempner Institute for Natural and Artificial Intelligence soll Ende 2022 eröffnet werden.
Weitere 600 bis 900 Millionen Dollar werden in ein neues biomedizinisches Bildgebungsinstitut der CZI investiert. Eine Milliarde Dollar fließen an das Chan Zuckerberg Biohub Network. Ziel ist es, die Top-Wissenschaftler von Instituten weltweit zu vernetzen, um gemeinsam "große wissenschaftliche Herausforderungen" zu meistern.
Wenn Big Data auf medizinische Forschung trifft
Schließlich gehen 800 Millionen bis eine Milliarde Dollar an das Chan Zuckerberg Biohub. Hier geht es vornehmlich um die Entwicklung von Technologien, die bei der Krankheitsbekämpfung helfen sollen.
Damit tragen die neuen Projekte der CZI einmal mehr die deutliche Handschrift beider Eheleute - hier der detailversessene Tech-Nerd, dort die engagierte Kinderärztin und Harvard-Absolventin; hier Big-Data-Denke, dort medizinische Grundlagenforschung. Die Welt der Daten und die Welt der Medizin sollen einander nähergebracht und miteinander verzahnt werden, um die Medizinforschung ins digitale Zeitalter zu katapultieren - das ist die Klammer, die alle CZI-Projekte verbindet.
Vorbild Bill & Melinda Gates Stiftung
Dass Tech-Milliardäre große Summen für einen guten Zweck bereitstellen, ist dabei keineswegs neu. So hat die Bill & Melinda Gates Foundation seit ihrer Gründung im Jahr 2000 über 60 Milliarden Dollar für wohltätige Zwecke ausgegeben.
Die Gates-Stiftung zielt in erster Linie auf Entwicklungsländer ab, wo sie hilft, Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Polio zu bekämpfen - Seuchen, an denen Jahr für Jahr immer noch Millionen Menschen sterben. Bill Gates und Melinda French Gates haben angekündigt, auch nach ihrer im August vollzogenen Scheidung in der weltweit größten Privatstiftung weiter zusammenarbeiten zu wollen.
Wachsende Kritik am Konzern
Die Eheleute Chan-Zuckerberg wollen mit ihrer Initiative einen deutlich breiteren Ansatz verfolgen, mehr in die Grundlagenforschung gehen und sich nicht auf einzelne Krankheiten konzentrieren. Vor allem Zuckerberg dürfte dabei auch ein großes Interesse daran haben, in einem positiven Zusammenhang in die Schlagzeilen zu kommen.
Zuckerbergs Megakonzern, der einst Facebook hieß und nun lieber Meta Platforms genannt werden möchte, war zuletzt verschärft in die Kritik geraten. Im Mittelpunkt standen dabei zur Abwechslung weniger die Datenschutzpraktiken als die Empfehlungs-Algorithmen des Konzerns.
Die sogenannten "Facebook Papers" hatten unter anderem Vorwürfe befeuert, wonach Meta billigend in Kauf nehme, dass das Tochterunternehmen Instagram die psychische Gesundheit von Kindern gefährde. Zuckerberg hatte den Aufruhr darüber zuletzt als "unfair" bezeichnet.