Ayers Rock

Solarzellen zum Mitnehmen Roadtrip im Outback mit Solarstrom

Stand: 15.05.2022 14:04 Uhr

Mit dem Elektroauto ins australische Outback? Mangels Ladestationen scheint das unmöglich zu sein. Nun testen Forscher eine Lösung: Nachladen mit Plastiksolarzellen, die zusammengerollt mit an Bord sind. Von Hanna Echle.

Von Hanna Echle, ARD-Studio Südostasien

Mit dem Elektroauto ins australische Outback? Mangels Ladestationen scheint das unmöglich zu sein. Nun testen Forscher eine Lösung: Nachladen mit Plastiksolarzellen, die zusammengerollt mit an Bord sind.

Die langen Plastikmatten glitzern im Sonnenlicht, während sie langsam auf einer Rasenfläche ausgerollt werden. Die 18 Meter langen Solarpaneele aus leichtem PET werden das rote Auto, das neben ihnen parkt, für die Weiterfahrt aufladen - mit Sonnenenergie. Ein Forschungsteam der australischen "University of Newcastle" will auf diese Weise im September die gesamte Küste Australiens abfahren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versprechen sich wichtige Erkenntnisse von dem 15.097 Kilometer langen Roadtrip, der 84 Tage dauern soll.

Ladeprobleme im Outback

Eines der größten Probleme in der Praktikabilität von Elektroautos ist nach wie vor die Verfügbarkeit von Ladestationen. In abgelegenen Gebieten wie beispielsweise im australischen Outback ist aus diesem Grund eine Fahrt auf längerer Strecke unmöglich. Die Lösung der australischen Forscher: Sie entwickelten mobile Solarpaneele, die zusammengerollt transportiert werden können und das Auto auf diese Weise komplett unabhängig von Ladestationen machen.

Die Technik dahinter ist nicht neu: Mit organischen Solarzellen, die aus Kohlenwasserstoffverbindungen - also Kunststoffen - bestehen und auch Plastiksolarzellen genannt werden, wird bereits seit Jahren geforscht. Sie bieten viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Solarzellen: Durch ihre Plastikbeschaffenheit sind sie wesentlich flexibler, lassen sich auf jeder Oberfläche anbringen und ihre Herstellung ist deutlich günstiger.

Solarzellen aus dem Drucker

Auch das australische Team rund um den Leiter der Abteilung für organische Elektronik der "University of Newcastle", Paul Dastoor, hat dies festgestellt. Ihr Drucker, der ursprünglich Weinetiketten druckte, stellt die ultraleichten PET-Matten mit Solarzellen für rund sieben Euro pro Quadratmeter her. "Finden Sie mal einen Teppich zu diesem Preis", sagt Dastoor stolz und lacht dabei.

Mit der Rundreise entlang der australischen Küste unter dem Namen "Charge Around Australia" werden die Plastiksolarzellen nun also einem Härtetest unterzogen. Denn noch ist ungewiss, ob sie robust genug sind, um den Alltagstest eines Roadtrips zu bestehen. Damit die gesammelten Daten auch sofort ausgewertet werden können, wird das solarbetriebene Elektroauto von einem Unterstützungsfahrzeug begleitet, das den Forschern auch ein mobiles Zuhause bieten soll. In dem Fahrzeug wird zudem auch die Technik beherbergt, die die gesammelte Sonnenenergie in ein Ladesystem speist, an dem das Elektroauto aufgeladen werden kann.

Roadtrip als Aufklärungsmission

Doch nicht nur Forschungsaspekte stehen während der Reise im Mittelpunkt. Rund 70 Schulen und Organisationen wird das Team in den knapp drei Monaten ihres Trips besuchen. Mit Experimenten und Vorträgen wollen sie ihre Plastiksolarzellen vorstellen und Interesse an nachhaltigen Energiequellen wecken. Dastoor ist von seiner Mission überzeugt: "Ich glaube, dass die Gesellschaft sehr an Lösungen der Probleme interessiert ist, mit denen sie der Klimawandel konfrontiert." Denn gerade in Australien sind die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt stark zu spüren: Drückende Hitzewellen, die zu verheerenden Buschbränden führen, oder Überschwemmungen durch starke Regenfälle waren in den vergangenen Jahren an der Tagesordnung.

Ob die neue Erfindung die Welt der Elektroautos revolutionieren wird, kann Forscher Dastoor noch nicht genau sagen. Denn an der Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit der gedruckten Solarzellen muss noch gearbeitet werden. Er sieht aber auf jeden Fall ein großes Potenzial in seiner Erfindung: "Unsere Reise ist ein ideales Testgebiet, um festzustellen, ob wir die Technologie auch an anderen abgelegenen Orten benutzen können - beispielsweise im Weltraum".