
Ende der Boeing 747 Letzte "Königin der Lüfte" ausgeliefert
Die zweistöckige Boeing 747 hat einst als größter Passagierjet der Welt Geschichte geschrieben. Nun wird das Flugzeug nach über 50 Jahren ausgemustert. Die letzte 747 wurde bei einer Abschiedsfeier offiziell übergeben.
Januar 1970: Die Fluggesellschaft Pan Am fliegt die erste Boeing 747 von New York nach London. Januar 2023: Die letzte 747 wird als Frachtmaschine für die US-Fluggesellschaft Atlas Air ausgeliefert. Dazwischen liegt mehr als ein halbes Jahrhundert Luftfahrtgeschichte.
Der Boeing-Historiker Michael Lombardi beschreibt es im Interview mit dem Sender CBS so: "Dieses Flugzeug steht für den Punkt in der Geschichte, an dem erstmals jeder Mensch auf dem Planeten Erde ein Flugzeug besteigen und fliegen kann."
Warum? Weil Fliegen vor dem Zeitalter des Jumbo-Jets extrem teuer war, mit den rund 450 Plätzen im ersten doppelstöckigen Langstreckenflugzeug sanken die Preise zumindest in der Economy Class so stark, dass der Flug über den Atlantik auch für eine Familie mit mittlerem Einkommen in den Bereich des Möglichen rückte. Fliegen wurde zum Massengeschäft. Anders ausgedrückt: Es wurde demokratisiert. "Man könnte sagen, die Welt schrumpfte", so Lombardi.
Boeing-Blütezeit in den 1980er-Jahren
Doch der Jumbo-Jet war nicht von Anfang an eine Erfolgsstory. Die Entwicklungskosten für die spätere "Königin der Lüfte" trieben Boeing zunächst fast in den Ruin, noch beim Jungfernflug gab es Triebwerksprobleme, in den 1970er-Jahren sorgte die Ölkrise für erste Auftragseinbrüche. Die Blütezeit kam Ende der 1980er-Jahre dank der 747-400 mit effizienteren Triebwerken, die aus leichteren Materialien gebaut wurden.
Unberührt von diesen Schwankungen war die wohl berühmteste 747 die "Air Force One", das Dienstflugzeug von bisher sechs US-Präsidenten. Ganz besonders geriet Barack Obama ins Schwärmen. Beim Abschied aus dem Präsidentenamt lobte Obama die Crew mit den Worten: "Ihr seid immer pünktlich, habt nie mein Gepäck verloren. Ich wusste immer, dass ich die Schuhe beim an Bord gehen ausziehen musste, also werde ich die 'Air Force One' wirklich vermissen."

Die erste Boeing 747 startet 1969 auf dem Boeing Field in Seattle, USA. Rund ein Jahr später ging das erste Exemplar bei der US-Fluggesellschaft Pan Am in den Liniendienst. Bild: dpa

Die Boeing 747 war bislang das Dienstflugzeug von sechs US-Präsidenten. Hier zu sehen auf dem Rollfeld der Joint Base Andrews in Maryland. Bild: AFP
Zu groß, zu schwer, zu teuer
Nun wird die Boeing 747 zwar nicht mehr gebaut - sie ist zu groß, zu schwer, zu teuer. Zweimotorige Jets haben dem mit vier Triebwerken ausgestatteten Jumbo-Jet den Rang abgelaufen. Doch am Himmel bleibt die 747 mit der charakteristischen Buckel-Silhouette weiter, das versprach auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Abschiedsfeier: "Wir bemühen uns bei Lufthansa gerade um ein weiteres Upgrade der 747-8, um dieses erstaunliche Flugzeug bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein zu fliegen."
Der spektakulärste Anblick einer 747? Wohl der, als sie die Raumfähre Endeavour Huckepack flog. Der verrückteste Jumbo-Jet? Vielleicht der der Heavy Metal-Band Iron Maiden. Für ihre Tournee 2016 flog die Band in einer eigens umlackierten 747 rund um die Welt - und Leadsänger Bruce Dickinson durfte als ausgebildeter Pilot selbst ins Cockpit. "Ehrlich, es ist so ein schönes Flugzeug", schwärmte er. "Es ist eine großartige Maschine."

Die Raumfähre Endeavour fliegt auf einer modifizierten Boeing 747 über die kalifornische Mojave-Wüste. Bild: REUTERS