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Preise, Verbrauch und Vorräte Der Energiemarkt im Überblick

Stand: 18.07.2022 14:23 Uhr

Wie entwickeln sich die Preise für Energie in Deutschland? Wie hoch ist der bundesweite Verbrauch? Wie hoch sind die nationalen Gasreserven? Und wieviel Energie wird gerade geliefert? Ein interaktiver Überblick.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Krieges hat Russland seine Gaslieferungen nach Europa teils drastisch reduziert. Einige EU-Staaten erhalten bereits kein Gas mehr aus Russland - umgekehrt spielt bei den EU-Sanktionen gegen Russland auch der Energiemarkt eine wichtige Rolle. Die Folgen der Unsicherheit bei der Energieversorgung zeigt sich in Deutschland sowohl in der Preisentwicklung als auch in der Debatte über Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Energiesicherheit.

Wie haben sich die Energiepreise in Deutschland entwickelt?

Wie stark die Gaspreise noch steigen, lässt sich nur schwer voraussagen. Der Erdgaspreis hängt von vielen Faktoren ab. Sollte Russland weiter die Gasmengen drosseln, rechnen Experten mit weiter steigenden Preisen. Ein kompletter Lieferausfall Russlands würde wohl dazu führen, dass die Preisspitzen vom Februar 2022 von über 200 Euro pro Megawattstunde wieder erreicht werden.

Wieviel Gas hat Deutschland derzeit gespeichert?

Das im März 2022 beschlossene neue Energiespeichergesetz schreibt vor, dass die Speicher insgesamt in diesem Jahr zum 1. Oktober zu 80 Prozent und zum 1. November zu 90 Prozent befüllt sein müssen. Der Tiefststand betrug im März weniger als 25 Prozent.

Wer im Falle einer Gasmangellage nicht mehr oder nur in geringerem Umfang versorgt wird, regelt der dreistufige Gas-Notfallplan. Dieser sieht eine Priorisierung vor. Danach werden Privathaushalte bevorzugt behandelt. Das heißt: Zuerst muss bei einer Gaskrise die Industrie Anlagen abschalten, erst als letztes wären die Privathaushalte an der Reihe. Über die Verteilung entscheidet im Notfall letztlich die Bundesnetzagentur.

Wie hoch ist der bundesweite Gasverbrauch?

Bundesweit könnten Gasmengen eingespart werden, indem Gaskraftwerke durch in Reserve gehaltene Kohlekraftwerke vorübergehend ersetzt werden. Dies würde allerdings den CO2-Ausstoß erhöhen. Auch die Industrie und Privathaushalte könnten Energie einsparen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) beziffert das Einsparpotenzial bei privaten Haushalten auf 15 Prozent.

Wieviel Gas fließt derzeit aus Russland nach Deutschland?

Um die Abhängigkeit von Russland weiter zu reduzieren, arbeitet die Bundesregierung mit Hochdruck daran, Ersatz für russisches Gas zu finden. So soll der Import von Flüssigerdgas (LNG) deutlich ausgebaut werden. Aktuell sind vier schwimmende LNG-Terminals vorgesehen. Die ersten beiden sollen in Wilhelmshaven und in Brunsbüttel bis Jahresende in Betrieb gehen, die anderen beiden im Frühjahr 2023. Als Standorte für diese im Gespräch sind Stade und Hamburg sowie Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern.

Zudem sind für die kommenden Jahre mindestens zwei stationäre LNG-Terminals geplant. Als Kandidaten werden Stade, Brunsbüttel sowie Wilhelmshaven genannt. Möglich sind auch Importe aus LNG-Terminals anderer EU-Staaten.

Woher bekommen die EU-Staaten ihr Gas?

Polen, Bulgarien, Finnland, Dänemark, die Niederlande und Frankreich erhalten kein russisches Gas mehr. Die meisten dieser Länder hatten sich geweigert, für ihre Zahlungen ein Rubel-Konto bei der russischen Gazprombank zu eröffnen und die Rechnungen in Rubel zu begleichen. 

Deutschland bezieht von Russland Gas vor allem durch die Pipeline Nord Stream 1, die das Erdgas durch die Ostsee direkt hierher leitet. Aber auch hier sinken die Mengen stetig. Lag der Anteil russischer Gaslieferungen in Deutschland 2021 bei 55 Prozent, soll er laut Wirtschaftsministerium bis Ende 2022 auf etwa 30 Prozent gesenkt werden, vor allem durch den Kauf von verflüssigtem Erdgas, sogenanntem LNG. Bis Sommer 2024 hält die Bundesregierung einen weiteren Rückgang des Anteils auf zehn Prozent des Verbrauchs für möglich.