Plastische Bitcoins liegen auf Dollar-Geldscheinen (Illustration).

Virtuelles Geld Bitcoin-Schürfer zieht es in die USA

Stand: 15.10.2021 10:51 Uhr

Nachdem China alle Transaktionen in Verbindung mit Kryptowährungen für illegal erklärt hat, kehren die sogenannten Bitcoin-Miner dem Land den Rücken zu. Der Kurs klettert derweil Richtung Rekordhoch.

Die Schürfer verlassen das Mutterland des Krypto-Trends: Erstmals haben die Vereinigten Staaten China als weltweiten Marktführer beim lukrativen Berechnen der digitalen Währung Bitcoin abgelöst. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Centre for Alternative Finance der Universität Cambridge hervor.

Über ein Drittel der Leistung für das sogenannte Bitcoin-Mining kommt inzwischen aus den USA, während die Volksrepublik in der Statistik auf einen nicht mehr messbaren Anteil zurückgefallen ist. Deutschland steht mit einem Marktanteil von knapp 4,5 Prozent weltweit auf Platz 7.

Landesweites Verbot in China

Noch vor einem Jahr gingen auf die Bitcoin-Schürfer in China rund Dreiviertel aller Bitcoin-Transaktionen zurück. Vor einem Monat erklärte die staatliche Zentralbank jedoch alle Aktivitäten für illegal, die mit dem Handel von Kryptowährungen zu tun haben. Vergehen sollen streng bestraft werden.

Auch das Mining wurde angesichts der Energieengpässe landesweit verboten. Neues digitales Geld wird erschaffen, indem Nutzer für die Verschlüsselung und Validierung von Transaktionen Rechnerkapazitäten zur Verfügung stellen. Dafür werden sie in der jeweiligen Währung entlohnt. Allerdings kommt immer nur derjenige zum Zug, der das Ergebnis zuerst liefert.

Mit dem steilen Siegeszug von Bitcoin als Geldanlage und Zahlungsmittel stieg dessen Energieverbrauch steil an. Anfangs reichte zum Schürfen noch ein normaler PC. Doch je mehr Miner aktiv sind und sich auf die Suche nach neuen Blöcken machen, desto schwieriger ist die Rechenaufgabe ("Hash-Rate"). Damit erhöht sich der Rechenaufwand - und vor allem der Strombedarf. Nach Schätzungen der Plattform Digiconomist des niederländischen Ökonomen Alex de Vries fallen allein für das Mining des Bitcoin jährlich über 174 Terawattstunden an, was etwa dem Verbrauch von ganz Polen entspricht.

Miner flüchten in Länder mit niedrigen Strompreisen

Bereits im Frühjahr war Peking mit Razzien gegen Krypto-Miner vorgegangen. Daraufhin begannen die Schürfer massenhaft aus China zu fliehen und machten sich auf den Weg zu den billigsten Energiequellen der Welt. "Das ganze Narrativ, dass China den Bitcoin kontrolliert, ist nun komplett hinfällig", sagte Boaz Sobrado, ein in London ansässiger Fintech-Datenanalyst, dem TV-Sender CNBC.

Die USA erfüllten viele Anforderungen für Bitcoin-Schürfer auf der Suche nach einer neuen Heimat. So seien in Bundesstaaten wie Texas die Energiepreise im weltweiten Vergleich sehr niedrig. "Das ist ein großer Anreiz für die Miner, die in einer Branche mit geringen Gewinnspannen konkurrieren." Die USA seien aber auch reich an erneuerbaren Energiequellen.

Nach dem verkündeten Aus für das Bitcoin-Mining in China wanderten viele Schürfer auch ins Nachbarland Kasachstan ab, das nun auf einen Marktanteil von 18,1 Prozent kommt. Auf Platz 3 liegt Russland (11,2 Prozent), vor Kanada (9,6 Prozent), Irland (4,7), Malaysia (4,6) und Deutschland. Obwohl die Strompreise in Deutschland vergleichsweise hoch sind, lohnt sich das Bitcoin-Schürfen, wenn ein Coin so teuer ist wie momentan.

Bitcoin mal wieder im Höhenflug

Inzwischen bewegt sich der Bitcoin abermals auf sein Rekordhoch zu. Erstmals seit April knackte die Cyberdevise auf der Handelsplattform Bitstamp wieder die Marke von 60.000 Dollar. Zum Vergleich: Mitte Juli hatte der Preis noch bei etwa 31.000 Dollar gelegen. Allein seit Beginn des Monats gewann der Bitcoin mehr als 30 Prozent an Wert.

Besonders die Inflation dürfte der Cyber-Devise Beobachtern zufolge derzeit Auftrieb geben. "Sollte der Preisdruck mittelfristig erhöht bleiben und Zentralbanken nicht angemessen reagieren, dürfte der Bitcoin-Kurs hiervon profitieren", schreibt etwa DZ-Bank-Experte Sören Hettler in einem Kommentar. Viele Anleger sähen die Kryptowährung als Schutzschild gegen eine übermäßige Geldentwertung bei den traditionellen Währungen Euro oder Dollar.

Analyst Timo Emden von Emden Research verwies darüber hinaus auf jüngste Aussagen aus den Reihen der US-Notenbank und der Börsenaufsicht des Landes. Beide Institutionen hätten deutlich gemacht, dass man Digitalwährungen wie den Bitcoin nicht verbieten sollte. Mit Blick auf die jüngsten Kursgewinne geht Emden davon aus, dass die Anleger die Regulierungssorgen in China "weitestgehend abgehakt haben". Verbraucherschützer warnen wegen der stark schwankenden Kurse generell von einer Anlage in der Kryptowährungen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 27. September 2021 um 06:45 Uhr.