Akasol eröffnet Gigafactory Batterieherstellung made in Germany
Die Batterieherstellung gilt als Schlüsselindustrie für Energiewende und Elektromobilität. Vor allem bei Batteriezellen kämpft Europa darum, zu den Marktführern aus Asien aufzuschließen.
Heute eröffnete der Batteriehersteller Akasol offiziell seine vollautomatisierte Fertigung für Batteriesysteme in Darmstadt, die "Gigafactory 1". Die Serienproduktion hatte bereits im Oktober des vergangenen Jahres begonnen. Die Batteriezellen, die in die Systeme verbaut werden, stammen unter anderem vom südkoreanischen Batteriezellenhersteller Samsung SDI, mit dem Akasol einen Kooperationsvertrag bis zum Jahr 2027 geschlossen hat.
Batteriesysteme für Busse, Nutzfahrzeuge, Schienenfahrzeuge und Schiffe sind die Hauptprodukte des Unternehmens, das zu 90 Prozent dem US-Autozulieferer BorgWarner gehört.
Die Batterie- und vor allem Zellfertigung ist für den Wirtschaftsstandort Europa und insbesondere für die Autoindustrie Deutschlands von großer strategischer Bedeutung. Die Batterieherstellung gilt als Schlüsselindustrie im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Wende hin zur Elektromobilität.
Große strategische Bedeutung
Die Bundesregierung wolle die technologische Souveränität Deutschlands bei dieser Technologie sichern, heißt es dazu aus der Politik. Man strebe eine möglichst vollständige Abdeckung der Wertschöpfungskette der Batterietechnologie am Standort Deutschland und Europa an. Die Europäische Union und die Bundesregierung unterstützen die Industrie deshalb mit Milliardeninvestitionen.
Denn bislang beziehen europäische Automobilhersteller ihre Batteriezellen in erster Linie aus Asien. Das führt zu einer strukturellen Abhängigkeit in einem besonders sensiblen und lukrativen Bereich. Das Herzstück jeder Batterie sei die Batteriezelle, auf die auch der größte Teil der Wertschöpfung entfalle, erklärt das Bundeswirtschaftsministerium. Beim Elektroauto seien dies bis zu 40 Prozent.
Wer macht das Milliardengeschäft?
"Sowohl die Nachfrage als auch die Produktionskapazitäten für Batteriezellen werden sich bis 2030 weltweit verzehnfachen und voraussichtlich sogar noch stärker zunehmen", sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Der Thinktank hat gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut eine Studie zum Batteriestandort Deutschland verfasst. Demnach wird Deutschland in der nächsten Dekade europaweit zum wichtigsten Standort für die Batteriezellproduktion.
Laut Bundeswirtschaftsministerium schätzt die "European Battery Alliance" das Marktpotenzial für in Europa produzierte Auto-Batterien schon bis Mitte der 2020er-Jahre auf bis zu 250 Milliarden Euro. Von diesen Milliarden soll möglichst viel in die Kassen deutscher Unternehmen fließen, so die Vorstellung von Politikern und Managern.
Strommix und Klimabilanz
Neben der ökonomischen spielt auch die ökologische Bilanz eine Rolle. Die Fahrzeugbatterie allein ist laut Hochfeld für 30 bis 60 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Elektrofahrzeugen verantwortlich.
Allein durch die Zellproduktion in Deutschland entsteht der Studie zufolge schon heute ein Vorteil gegenüber der Zellproduktion in China, da die Treibhausgasemissionen im dortigen Strommix rund 40 Prozent höher seien.
Das hängt damit zusammen, dass die Stromerzeugung in China noch immer stark von fossilen Brennstoffen abhängt. "Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland werden die CO2-Emissionen bei der Herstellung von Batteriezellen kontinuierlich sinken", so die Schlussfolgerung der Fachleute.
Neue Gigafabriken werden gebaut
Schließlich dürfte auch die Corona-Pandemie das Bewusstsein für die Anfälligkeit globaler Lieferketten geschärft haben - ein weiteres Argument für eine relativ ortsnahe Batterieproduktion. Der chinesische Batteriehersteller CATL errichtet in Thüringen eine Batteriezellenfabrik. CATL gehört mit Samsung SDI und LG Chem aus Südkorea zu den Branchenführern in diesem Markt.
Die Autohersteller reagieren: Der VW-Konzern will bis 2030 sechs Fabriken zur Fertigung von Batteriezellen aufbauen, Porsche arbeitet künftig bei der der Produktion von Batteriezellen mit BASF zusammen. Auch Daimler hatte jüngst angekündigt, die Batteriezellen-Produktion aufzunehmen. Weltweit sind acht Gigafabriken geplant, vier davon sollen in Europa entstehen.
Lediglich BMW geht einen anderen Weg. Der Konzern plant bislang keine eigenen Fabriken für Batteriezellen und deckt den Bedarf bei Zulieferern.
Anbieter positionieren sich
Auch die wollen natürlich am Geschäft mit der Elektromobilität mitverdienen. Bosch bietet zwar keine eigenen Batteriezellen für Elektroautos an, möchte aber künftig verstärkt im Geschäft mit Fabrikausrüstungen vertreten sein - und Technik zum Bau und zur Zusammensetzung von Batterien liefern.
Auch Varta möchte in das Geschäft einsteigen und künftig Batteriezellen zur Verwendung in Elektroautos bauen. Der Bund, Bayern und Baden-Württemberg hatten dem Konzern im vergangenen Jahr 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, mit denen der Ausbau der Batteriezellfertigung gefördert werden sollte.
Akasol ist schon weiter und möchte die neue Gigafabrik für Batteriesysteme sogar vergrößern. Die schon verfügbare Kapazität von einer Gigawattstunde (GWh) werde bis Ende 2022 auf 2,5 GWh ausgebaut, kündigte Akasol-Chef Sven Schulz heute an. Damit sei Akasol der größte Produzent von Batteriesystemen für Nutzfahrzeuge außerhalb Chinas.