Altmetall auf einem Schrottplatz in Hoppegarten.

Neue Methode des Aluminium-Recyclings Raus aus der Wegwerfspirale

Stand: 10.06.2023 18:59 Uhr

Deutschland braucht viele Rohstoffe, zumal wegen der Energiewende. Aluminium spielt eine wichtige Rolle. Doch der Stoff ließ sich bislang nur schlecht recyceln. Ein neues Verfahren könnte das ändern.

Ein riesiger Schrottplatz im Berliner Speckgürtel: Berge von Altmetall, umherfahrende Gabelstapler und eine unscheinbare Halle aus Fertigbetonteilen - hier wird daran mitgearbeitet, die Rohstoffversorgung Deutschlands zu sichern.

Bleche, Autoteile, alte Fensterrahmen

Hennig Polster, Geschäftsführer bei ALBA Metall Nord, führt über das 45.000 Quadratmeter große Gelände in Hoppegarten. "Das ist im Wesentlichen Post-Consumer-Schrott: alte Fensterrahmen, Bleche, Autoteile. Ein großer Gemischtwarenladen an Alu", sagt er und zeigt auf meterhohe Haufen aus zerbeultem Metall. 

Seit 1996 recycelt das Unternehmen hier den Schrott der Wohlstandsgesellschaft mit Schwerpunkt auf Aluminium. "Von dem, was hier angeliefert wird, kommt nahezu alles zurück in den Kreislauf", erklärt Polster zufrieden.

Problem "Downcycling"

Doch Aluminium lässt sich fast schon traditionell nur sehr aufwändig recyceln. Viele unterschiedliche Legierungen sind auf dem Markt - die Unternehmen wollen in aller Regel aber eine ganz bestimmte. Die aus den Schrottbergen herauszufiltern, war bis vor kurzem fast unmöglich. 

Die Folge: die verschiedenen Legierungen wurden zusammengekippt und an sogenannte Sekundärschmelzwerke verkauft: minderwertige Ware. Und mit jeder weiteren Recycling-Runde wurde das Problem größer. Nach einer gewissen Anzahl an Durchläufen ist das Produkt dann unbrauchbar, nicht mehr zu recyceln und landet auf dem Müll. "Downcycling" nennt sich das Phänomen.

Henning Polster

Hennig Polster, Geschäftsführer bei ALBA Metall Nord auf dem Schrottplatz in Hoppegarten bei Berlin.

Hochwertige Produkte lassen sich zumeist nur mit hochreinen, speziell ausgewählten Aluminiumlegierungen erzeugen - in sogenannten Primärschmelzwerken. Das Ziel der Hoppegartener: solche hochwertigen Legierungen in den Unmengen an Schrott zu identifizieren und passgenau an die Primärschmelzwerke zu liefern.

Recycling spart Energie

Die Abnehmer haben ein großes Interesse daran, solch hochwertige Recyclingstoffe zu erhalten. Schließlich verschlingt kaum etwas so viel Strom wie die Herstellung von Aluminium. 95 Prozent Energie- und 90 Prozent CO2-Einsparung bringe das Recyceln im Vergleich zur Herstellung neuen Aluminiums, sagt Geschäftsführer Polster. 

Er führt in die unscheinbare Betonhalle in der Mitte des Schrottplatzes. Wieder Aluminiumberge, ratternde Fließbänder und ohrenbetäubender Lärm. Am Rand zwei übereinander gestapelte Container. Darin befindet sich ein Gerät, das die Recycling-Landschaft revolutionieren soll.

Gerät untersucht die Legierung

Ein Laser tastet die geschredderten Schrottteile in Sekundenbruchteilen auf einem Laufband ab. Dabei wird eine hauchdünne Schicht an der Oberfläche verdampft. Mithilfe einer Spektralanalyse untersucht das Gerät den Dampf und erkennt anhand der Lichtspektren, aus welcher Legierung das Schrottteil besteht. Anschließend werden die Einzelteile passend nach Legierungen sortiert.

Die Entwicklung ist seit Anfang des Jahres in Betrieb. Polster zeigt sich zufrieden: "Wir sammeln gerade Erfahrungen. Qualität und Quantität stimmen bislang." Ziel ist es, den Anteil des hochwertigen Aluminiums deutlich zu erhöhen - und sortiert nach passenden Legierungen an die Primärschmelzwerke zu liefern.

"Wir halten damit die Qualität des Aluminiums hoch und sorgen dafür, dass es wieder eingesetzt werden kann", sagt Polster. Anders gesagt: Sie arbeiten daran, die Abwärtsspirale des Downcyclings zu durchbrechen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 23. März 2023 der HR in "alles wissen" um 21:00 Uhr.