Finnlands Außenminister fürchtet Zerfall der Eurozone "Wir müssen vorbereitet sein"

Stand: 17.08.2012 12:54 Uhr

Die finnische Regierung hat Pläne für den Fall eines Zerfalls der Eurozone bereits in der Schublade. "Wir müssen uns dieser Möglichkeit offen stellen", forderte Außenminister Tuomioja. Ein Scheitern des Euro bedeute nicht das Ende der EU. Nach Kritik auch von Kabinettskollegen relativierte Tuomioja seine Aussagen.

Der finnische Außenminister Erkki Tuomioja drängt die anderen Staaten der Eurozone, sich auf ein Scheitern der gemeinsamen Währung vorzubereiten. "Wir müssen uns der Möglichkeit eines Auseinanderbrechens des Euroraums offen stellen", sagte er in einem Interview mit dem "Daily Telegraph". Das sei keineswegs ein Weg, "den jeder in Finnland befürworte, geschweige denn die Regierung. Aber wir müssen vorbereitet sein", mahnte Tuomioja.

Auf mögliches Aus der Eurozone vorbereitet

Die finnischen Behörden hätten im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise bereits Vorbereitungen mit einer "Art Handlungsplan für jede Eventualität" getroffen. Er betonte zugleich, dass ein Scheitern des Euro nicht das Ende der Europäischen Union zur Folge haben werde. Im Gegenteil: "Nach einem Auseinanderbrechen der Eurozone könnte die EU besser funktionieren", sagte er. Allerdings warnte Tuomioja zugleich vor den finanziellen Belastungen, die ein Zerfall der Eurozone zur Folge hätte. "Es gibt einen Konsens, dass ein Auseinanderbrechen kurz- und mittelfristig mehr kosten dürfte als das derzeitige Krisenmanagement."

Der finnische Europaminister Alexander Stubb kritisierte die Aussagen des Kabinettskollegen. "Ich will deutlich machen, dass die Spekulationen des Außenministers nicht die Position der Regierung widerspiegeln", sagte er. Stubbs fügte hinzu, dass Finnland zu 100 Prozent zum Euro stehe.

Tuomioja versuchte im Lauf des Tages, seine Aussagen zu relativieren. Die im "Daily Telegraph" abgedruckte Überschrift "Finnland bereitet sich auf Auseinanderbrechen der Eurozone vor" sei missverständlich, sagte er. "In einer unsicheren Situation machen sich alle Ministerien Gedanken darüber, ob das passieren könnte, ob der Euro auseinanderbrechen könnte", sagte Tuomioja in einem Radio-Interview.

Österreich drängt auf Ausschlussmöglichkeit für Krisenstaaten

Der österreichische Außenminister Michael Spindelegger plädierte unterdessen für die Möglichkeit, einzelne Staaten künftig aus der Eurozone ausschließen zu können. "Wir brauchen Möglichkeiten, dass man jemanden aus der Währungsunion rausschmeißt", sagte der Vizekanzler dem "Kurier". Auf die Frage, wen er damit meine, sagte Spindelegger: "Länder, die sich nicht an Verpflichtungen halten".

Die erforderliche Änderung der europäischen Verträge könne etwa fünf Jahre dauern. "Ich bin fest davon überzeugt, dass das durchzusetzen ist", sagte er. Spindelegger gab sich überzeugt, dass wirtschaftlich gut dastehende Länder wie Deutschland, Luxemburg, Finnland oder die Niederlande diesen Kurs unterstützen.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler warnte vor den wirtschaftlichen Folgen eines Zerfalls der Eurozone. "Das hätte Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft", sagte er nach Gesprächen mit dem polnischen Finanzminister Jacek Rostowski in Warschau. "Die Bundesregierung weiß um diese Verantwortung und ist bereit, ihren Beitrag zu leisten", fügte er hinzu.

Polen warnt vor Zerfall der Eurozone

Rostowski vertrat die Auffassung, dass ein Zerfall der Eurozone nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in geostrategischer Hinsicht gefährlich sei. Die gegenwärtige Krise sei "die größte Herausforderung für Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Schicksal von Europas hängt von der Lösung der Krise ab", sagte er. Sein Land strebe einen schnellen Beitritt zur Eurozone an, aber erst wenn die Probleme behoben seien.