Hintergrund

Schuldenkrise der Euro-Staaten Portugals Sparpaket im Vergleich mit Griechenland

Stand: 05.05.2011 15:40 Uhr

Portugal muss seinen Staatshaushalt im Gegenzug für das internationale Hilfspaket in Ordnung bringen. Es ist bereits das dritte Rettungspaket für einen Euro-Staat; zuvor haben auch Griechenland und Irland Kredite erhalten. Wir erklären die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Sparpakete.

Die Situation Portugals

Die Situation Portugals

78 Milliarden Euro erhält Portugal, davon 26 Milliarden Euro vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und den Rest von der Europäischen Union. Zwölf Milliarden dieser Summe sind Kreisen zufolge für den Bankensektor reserviert, damit die Kreditinstitute ihre Kapitalausstattung verbessern können. 5,3 Milliarden Euro sollen durch Privatisierungen in die Staatskasse fließen. Details zu Laufzeiten der Kredite und Zinssätzen sollen bei einem Treffen der Finanzminister der Euro-Zone Mitte Mai festgesetzt werden.

Der Zinsaufschlag dürfte etwas geringer ausfallen als bei Griechenland, sagte der EU-Verhandlungsführer. Für die IWF-Hilfen muss die Regierung in Lissabon 3,25 und 4,25 Prozent zahlen, für das EU-Geld etwas mehr. Eine feste Vereinbarung ist bis Mitte Juni nötig, weil die Regierung in Lissabon dann 4,9 Milliarden Euro an auslaufenden Anleihen zurückzahlen muss. Das internationale Hilfsgeld soll bis 2013 reichen, danach wird die Rückkehr Portugals an den Kapitalmarkt erwartet.

Beim Abbau der Verschuldung erhält Portugal aber etwas Luft. In diesem Jahr soll das Haushaltsdefizit auf 5,9 Prozent der Wirtschaftsleistung reduziert werden, nach 9,1 Prozent 2010. Zuvor hatte die Regierung in Lissabon einen Fehlbetrag von 4,6 Prozent angestrebt. 2012 soll das Defizit auf 4,5 Prozent und 2013 auf drei Prozent reduziert werden. Erschwert wird der Sparkurs durch die schwierige Lage der Wirtschaft: In diesem und im kommenden Jahr schrumpfe die Wirtschaftsleistung um je zwei Prozent, hieß es in Regierungskreisen. Grund seien auch die Sparmaßnahmen, die nun eingeleitet werden müssten, darunter höhere Steuern.

Die Situation Griechenlands

Die Situation Griechenlands

Griechenland hat als erster Euro-Staat im Mai 2010 ein Hilfspaket von EU und IWF im Volumen von 110 Milliarden Euro erhalten. Das Geld soll von 2010 bis 2013 ausgezahlt werden. Ursprünglich hatten die Kredite von IWF und EU eine Laufzeit von drei Jahren, die inzwischen aber auf 7,5 Jahre verlängert wurde.

Auch bei den Zinsen machte die EU Zugeständnisse: Für die 80 Milliarden Euro, die von Europa beigesteuert werden, verlangt die EU nun noch vier Prozent Zinsen, zuvor waren es fünf. Die Regierung in Athen will im kommenden Jahr wieder an den Finanzmarkt zurückkehren. Für 2012 sind Emissionen von länger laufenden Anleihen im Volumen von 26,7 Milliarden Euro geplant, 2013 sind es 37,9 Milliarden, 2014 67,2 Milliarden Euro. Derzeit wird am Markt jedoch weiter über eine Umschuldung des Landes spekuliert. Investoren verlangen teils mehr als 25 Prozent Zinsen - eine überaus teure Finanzierung der Schulden.

Mit einem Schuldenstand von 143 Prozent der Wirtschaftsleistung war Griechenland schon 2010 der Spitzenreiter in Europa. In diesem und im kommenden Jahr dürfte die Verschuldung bis auf 159 Prozent steigen. Erst danach ist wieder ein leichter Rückgang bis auf 154 Prozent 2014 in Sicht. Das Haushaltsdefizit soll in dieser Zeit zurückgehen von 10,5 Prozent 2010 auf 7,6 Prozent 2011, 6,5 Prozent 2012, 4,8 Prozent 2013 und 2,6 Prozent 2014. Insgesamt 35 Milliarden Euro sollen Privatisierungen in die Kasse der griechischen Regierung spülen und so den Schuldenabbau erleichtern.

Erschwert wird der Sparkurs jedoch auch in Griechenland von der schwierigen Lage der Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung dürfte im laufenden Jahr um drei Prozent schrumpfen, bevor sie 2012 wieder um 1,1 Prozent und danach um je 2,1 Prozent zulegt.

Die Situation Irlands

Die Situation Irlands

Irland erhielt im November 85 Milliarden Euro an Hilfsgeld, das Paket enthält aber auch 17,5 Milliarden Euro aus eigenen Mitteln. Neben IWF und EU sind an dem Paket auch der Euro-Rettungsschirm EFSF sowie die Nicht-Euroländer Großbritannien, Schweden und Dänemark beteiligt. Der Zinssatz für das Geld der EU und des EFSF wird auf etwa 5,8 Prozent geschätzt, die genaue Rate hängt von den Marktbedingungen zu dem Zeitpunkt ab, an dem die Regierung in Dublin auf das Geld zugreift. Die Laufzeit der Kredite liegt im Schnitt bei 7,5 Jahren.

Das Rettungspaket enthält bis zu 50 Milliarden Euro für den Staatshaushalt und 35 Milliarden Euro für den schwer gebeutelten Bankensektor. Die Regierung in Dublin will aber mit weniger Geld für die Kreditinstitute auskommen. Eine Rückkehr an den Finanzmarkt ist für 2012 geplant. Der Schuldenberg des Inselstaates dürfte 2013 seinen Gipfel bei 118 Prozent erreichen und in den Jahren danach wieder sinken; für 2015 sagt die Regierung eine Gesamtverschuldung von 111 Prozent der Wirtschaftsleistung voraus. Das Haushaltsdefizit, das 2010 bei ungefähr einen Drittel des Bruttoinlandsprodukts lag, dürfte in diesem Jahr schon auf zehn Prozent sinken. 2012 sollen es 8,6 Prozent, 2013 7,2 Prozent, 2014 4,7 und 2015 2,8 Prozent sein.

Zugute kommt der Regierung in Dublin das stärkere Wachstum: Für dieses Jahr rechnet sie mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent, 2012 um 2,5 Prozent und in den Folgejahren sogar drei Prozent.