Defizitzahlen für 2012 veröffentlicht 576 Milliarden Euro neue Schulden in der EU

Stand: 22.04.2013 15:23 Uhr

Von den 27 EU-Staaten hat nur Deutschland im vergangenen Jahr einen Überschuss erzielt. Alle anderen meldeten für 2012 Staatsdefizite. Die größten Haushaltslöcher klafften in Spanien und Griechenland. Der Gesamtschuldenberg wuchs binnen eines Jahres um 576 Milliarden Euro.

Trotz einiger Fortschritte bei der Haushaltssanierung wächst die Verschuldung der EU-Staaten rasant. Allein die 17 Länder der Eurozone steigerten ihre Schuldenlast im vergangenen Jahr um 375 Milliarden Euro. Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat summierte sich der Schuldenberg in der Eurozone Ende 2012 auf rund 8,6 Billionen Euro. EU-weit sind es sogar elf Billionen Euro - etwa 576 Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Nur Deutschland macht Überschuss

Die Staatshaushalte in den EU-Staaten entwickeln sich dabei sehr unterschiedlich. Als einziges der 27 Länder verbuchte Deutschland im vergangenen Jahr einen Haushaltsüberschuss - und zwar in Höhe von 0,2 Prozent der Bruttoinlandsprodukts. In diese Berechnung des Staatsdefizits fließen die Etats von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen ein.

Den Überschuss verdankt Deutschland dabei vor allem den Sozialversicherungen, die 17 Milliarden Euro mehr einnahmen, als sie ausgaben. Auch die Kommunen vermeldeten ein Plus. Im Bundeshaushalt ergab sich dagegen ein Minus von 12,2 Milliarden Euro. Auch die Länder verbuchten erneut ein Milliardendefizit.

17 EU-Staaten reißen Defizithürde

Trotzdem steht Deutschland insgesamt vergleichsweise gut da. Denn von den anderen 26 EU-Staaten verstießen 17 im vergangenen Jahr gegen die Stabilitätsvorgaben, wonach die Neuverschuldung bei maximal drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen darf. Von den Euro-Staaten rissen zwölf diese Hürde, darunter alle Länder, die derzeit von Hilfsprogrammen des Euro-Rettungsschirms profitieren. In einigen Fällen lag das Defizit deutlich über den Vorgaben, die mit den Geldgebern vereinbart worden waren.

Das höchste Defizit leistete sich im vergangenen Jahr Spanien. Das Minus stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf 10,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Griechenlands Defizitquote wuchs ebenfalls, und zwar auf 10,0 Prozent. Irland senkte dagegen die Neuverschuldung deutlich und kam auf eine Defizitquote von 7,6 Prozent. Portugal kam auf 6,4 Prozent und Zypern auf 6,3 Prozent.

Deutsche Schuldenlast weit höher als erlaubt

Auch andere Staaten kämpfen mit anhaltenden Schuldenproblemen. Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, verfehlte die Stabilitätskriterien deutlich. Das Defizit im Haushaltsjahr 2012 lag bei 4,8 Prozent. Der Schuldenberg des Landes summiert sich auf 90,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bei diesem Kriterium liegt die zulässige Obergrenze bei 60 Prozent. Diese Marke verfehlt auch Deutschland seit Jahren und kam 2012 auf eine Gesamtschuldenlast von 81,9 Prozent. Das sind mehr als 2,6 Billionen Euro.

In der Eurozone insgesamt entspricht die Staatsverschuldung mittlerweile 90,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dennoch meldete Eurostat einige Fortschritte bei der Sanierung der Staatsfinanzen, denn die Neuverschuldung fiel 2012 etwas niedriger aus als 2011. Acht Euro-Staaten verbuchten aber ein höheres Defizit als ein Jahr zuvor.

Defizite in den EU-Staaten 2012
Staatsdefizit/-überschuss* Gesamtverschuldung*
Eurozone -3,7% 90,6%
EU -4,0% 85,3%
Deutschland +0,2% 81,9%
Belgien -3,9% 99,6%
Bulgarien -0,8% 18,5%
Dänemark -4,0% 45,8%
Estland -0,3% 10,1%
Finnland -1,9% 53,0%
Frankreich -4,8% 90,2%
Großbritannien -6,3% 90,0%
Irland -7,6% 117,6%
Italien -3,0% 127,0%
Griechenland -10,0% 156,9%
Lettland -1,2% 40,7%
Litauen -3,2% 40,7%
Luxemburg -0,8% 20,8%
Malta -3,3% 72,1%
Niederlande -4,1% 71,2%
Österreich -2,5% 73,4%
Polen -3,9% 55,6%
Portugal -6,4% 123,6%
Rumänien -2,9% 37,8%
Schweden -0,5% 38,2%
Slowakei -4,3% 52,1%
Slowenien -4,0% 54,1%
Spanien -10,6% 84,2%
Tschechien -4,4% 45,8%
Ungarn -1,9% 79,2%
Zypern -6,3% 85,8%
Quelle: Eurostat * in Prozent des BIP * in Prozent des BIP

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 22. April 2013 um 16:30 Uhr.