Finanzbranche prüft Rettungspaket Wenig Interesse an Milliardenhilfen

Stand: 20.10.2008 15:32 Uhr

Das im Eilverfahren beschlossene Rettungspaket für die Finanzbranche weckt bislang nur bei den Landesbanken Interesse. Vor allem die BayernLB erhofft sich dadurch eine Stabilisierung und prüft nun den genauen Bedarf. Die Finanzkonzerne winken dagegen überwiegend ab.

Nach Inkrafttreten des Rettungspakets für den deutschen Finanzsektor zeichnet sich nur eine geringe Bereitschaft ab, die staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen und die damit verbundenen Auflagen zu akzeptieren. Die BayernLB dürfte als erste Großbank auf die Hilfe des Finanzmarktstabilisierungsfonds zurückgreifen. "Es geht darum, schnell eine Stabilisierung zu erreichen", sagte Bayerns Finanzminister Erwin Huber, der Vorsitzender des BayernLB-Verwaltungsrates ist, im Morgenmagazin von ARD und ZDF.

Kapitalbedarf in Milliardenhöhe

Die Bank werde voraussichtlich Garantien und direkte Kapitalspritzen in Anspruch nehmen und so genannte Problem-Aktiva veräußern, so Huber. Laut "Süddeutscher Zeitung" hat die BayernLB einen Kapitalbedarf zwischen drei und fünf Milliarden Euro. "Derzeit wird unter Berücksichtigung der gravierenden Entwicklungen auf den Finanzmärkten der Kapitalbedarf der BayernLB ermittelt", erklärte die Bank. Der Vorstand will dem Verwaltungsrat am Dienstag neue Zahlen vorlegen. "Dann werden hier weitere Konsequenzen gezogen", sagte Huber.

Zur Stunde beraten die Landesbanken-Chefs in Berlin mit Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis über das Rettungspaket. Dabei wollen sie laut übereinstimmenden Medienberichten die Möglichkeit prüfen, die staatliche Hilfe gemeinsam in Anspruch zu nehmen. Die HSH Nordbank zeigte sich grundsätzlich offen für die Nutzung der Garantien zur Bewältigung der Finanzmarktkrise. Das aus den Landesbanken Hamburgs und Schleswig-Holsteins hervorgegangene Institut plädierte allerdings für eine gemeinsame Beteiligung aller Landesbanken. "Wir sind dafür, dass die Garantien genutzt werden. Wir würden es aber sehr begrüßen, wenn es zu einer gemeinsamen Aktion aller Landesbanken kommt", sagte ein HSH-Sprecher.

Viele Konzerne sehen keinen Bedarf

Dagegen erklärte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), dass sie das Hilfspaket nicht in Anspruch nehmen wolle. Zuvor hatte bereits die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) mitgeteilt, die Folgen der Finanzmarktkrise ohne Hilfe des Stabilisierungsfonds bewältigen zu wollen. Auch die Norddeutsche Landesbank wird nach Angaben ihres Aufsichtsratsvorsitzenden, des niedersächsischen Finanzministers Hartmut Möllring, nicht von der Möglichkeit der staatlichen Hilfe Gebrauch machen.

Viele Finanzkonzerne folgten unterdessen der Ankündigung der Deutschen Bank vom Wochenende und machten ebenfalls deutlich, auf die Unterstützung des Staates zu verzichten. Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx sowie die Rückversicherer Hannover Rück und Münchener Rück erklärten, ohne staatliche Hilfe auszukommen. Der Allianz-Konzern sieht zwar nach Angaben eines Sprechers keinen unmittelbaren Bedarf, will die Möglichkeiten aber prüfen und behielt sich eine endgültige Entscheidung vor.