Krise in Griechenland EU-Kommission ermahnt Ratingagenturen

Stand: 28.04.2010 17:54 Uhr

Die Ratingagenturen stehen einmal mehr am Pranger: Ihre Bewertung von Staatsanleihen aus Griechenland und Portugal als "Junk" sei so nicht korrekt, findet die EU-Kommission. Derweil stufte die Agentur S&P Spanien herunter. Aktien- und Eurokurse gingen auf Talfahrt.

Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands und Portugals hat die Europäische Kommission den Ratingagenturen zur Mäßigung geraten. Die Sprecherin des für Finanzdienstleistungen zuständigen EU-Kommissars Michel Barnier rief die Agenturen in Brüssel auf, bei ihren Bewertungen "verantwortungsvoll und streng" vorzugehen.

Hilfsgelder einpreisen

Die Ratingagenturen müssten die Gesamtlage Griechenlands in Betracht ziehen und auch die Hilfszusage der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 45 Milliarden Euro, so die Sprecherin. Sie verwies auf die schärferen EU-Regeln, die ab Jahresende für Ratingagenturen gelten.

Nach einer 2009 beschlossenen EU-Verordnung müssen die Agenturen strengere Informationspflichten erfüllen; zudem werden die Institute den europäischen Aufsichtsbehörden unterstellt. "Wir bleiben wachsam", betonte die Sprecherin.

Bis zu zwölf Prozent für griechische Staatsanleihen

Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte die Kreditwürdigkeit Griechenlands am Dienstag auf Ramsch-Status herabgestuft. Zugleich wertete die US-Agentur auch Portugal ab. Die Abwertung führte an den Börsen am Morgen zu teils heftigen Reaktionen. Zehnjährige Staatsanleihen für Griechenland wurden mit bis zu zwölf Prozent Zinsen gehandelt, fast zehn Prozent mehr als deutsche Anleihen bringen.

Rating Spaniens ebenfalls verschlechtert

Derweil setzte die Agentur S&P auch Spanien herunter. Der Euro gab binnen Sekunden nach Bekanntwerden der Nachricht deutlich nach, die Aktienmärkte gingen auf Talfahrt. Das Rating für Spanien werde von "AA+" auf "AA" gesenkt, hatte S&P zuvor mitgeteilt. Zudem sei der Ausblick für das Land negativ. Der Ausblick spiegele wider, dass sich die Haushaltslage in dem Land schlechter als erwartet entwickele.

Infobox: Staatsanleihen

Bei Staatsanleihen handelt es sich um Schuldverschreibungen (Kredite), die der Staat ausgibt, um zusätzlich zu seinen Steuereinnahmen Geld zu bekommen. Genau wie Aktien werden sie an der Börse gehandelt. In der Regel sind es Banken, Investmentfonds und Versicherungskonzerne, die die Anleihen zu einem festgelegten Zinssatz erwerben. Staatsanleihen in der Euro-Zone gelten als relativ sichere und ertragreiche Anlage.
Wie bei anderen Anleihen auch besteht allerdings ein gewisses Restrisiko: Ist der Staat zahlungsunfähig, könnte das eingelegte Kapital nicht oder nicht fristgerecht zurückgezahlt werden. Durch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands auf "Junk" (Ramsch) muss das Land noch höhere Zinsaufschläge zahlen, um Kredite zu bekommen.

Westerwelle warnt Spekulanten

Außenminister Guido Westerwelle warnte unterdessen Spekulanten in scharfer Form. "Diejenigen Spekulanten, die gegen Griechenland wetten, werden sehr viel Geld verlieren", sagte er nach einem Treffen mit seinem irischen Amtskollegen Micheal Martin. Nach Westerwelles Worten ist es unbedingt notwendig, "in dieser ernsten Situation weiter kühlen Kopf zu bewahren". Oberstes Ziel der Bundesregierung sei es, den Euro und damit Europa zu schützen.