Hintergrund

Nicolas Berggruen im Porträt Vom Reisfarm-Besitzer zum Karstadt-Käufer

Stand: 08.06.2010 13:34 Uhr

Eigentlich ist Nicolas Berggruen für sein Immobilien-Imperium und einen exquisiten Kunstgeschmack bekannt. Jetzt will der 48-Jährige neue Wege gehen. Der milliardenschwere Investor überzeugte den Gläubigerausschuss von Karstadt und erhielt den Zuschlag für die insolvente Warenhauskette.

Nicolas Berggruen verdient vor allem mit Immobilien sein Geld: Er besitzt Hotels in Indien, türkische Windenergiefirmen, Reisfarmen in Kambodscha, eine Fabrik in Oregon. In Deutschland machte der Sohn des Kunsthändlers Heinz Berggruen Schlagzeilen, als er 2007 Teile des insolventen Möbel-Herstellers und Ikea-Lieferanten Schieder übernahm - und ihn recht erfolgreich sanierte.

Jetzt sicherte er sich den Zuschlag für einen Konzern, der Damenkleider, Kühlschränke und Kinderspielzeug verkauft. Ob Berggruen damit erfolgreich sein wird, muss sich noch zeigen. Zumindest hat sich der 48-Jährige schon einmal die Unterstützung des Designers und Textilhändlers Max Azria gesichert - und mit seinem Angebot sowohl die Konzern-Belegschaft als auch die Gewerkschaft ver.di überzeugt.

Ein Leben im Privatjet

Das Leben von Nicolas Berggruen könnte sich jedoch kaum mehr von dem der Angestellten und Kaufhaus-Kunden unterscheiden. Der Milliardär trägt Designeranzüge, reist die meiste Zeit im Privatjet um die Welt und lebt hauptsächlich in exquisiten Hotels. Seine Luxuswohnungen in New York, London und Los Angeles hat er schon vor Jahren verkauft, weshalb ihn das Wall Street Journal den "obdachlosen Milliardär" taufte.

Geboren wurde Berggruen 1961 in Paris. Er ist der ältere Sohn der Filmschauspielerin Bettina Moissi und des Journalisten, Kunsthändlers und Mäzens Heinz Berggruen, der 1936 vor den Nazis aus Berlin flüchtete. Nach dem Besuch der Privatschule École alsacienne und des Schweizer Internats Le Rosey studierte Nicolas Berggruen an der New York University Betriebswirtschaftslehre.

Firmenbeteiligungen in der ganzen Welt

Schon mit 25 Jahren machte er sich als privater Investor selbstständig. 1986 bündelte Berggruen seine Aktivitäten unter dem Namen Berggruen Holdings. Das Unternehmen investiert seitdem auf der ganzen Welt in Firmenbeteiligungen und Immobilien. Als Architekten beauftragt der Kunstliebhaber gern große Namen wie Norman Foster, Richard Meier und David Chipperfield.

Nicolas Berggruen ist unverheiratet, kinderlos und laut "Forbes"-Liste 1,8 Milliarden Dollar schwer. Das Wall Street Journal geht sogar von drei Milliarden aus. Zu seiner Kunstsammlung gehören Werke von Andy Warhol, Damien Hirst und Jeff Koons. Sein 2007 verstorbener Vater Heinz besaß eine einzigartige Kunstsammlung, die er der Stadt Berlin für einen symbolischen Preis überließ. Seit 1996 wird sie in einem Museum am Schloss Charlottenburg gezeigt.