Porträt J.C. Flowers - Großaktionär bei deutschen Banken

Stand: 16.03.2009 21:29 Uhr

Der Investor J. Christopher Flowers verhandelt mit der Bundesregierung über den Verkauf seiner Anteile an der Hypo Real Estate. Der US-amerikanische Unternehmer ist nicht nur bei dieser angeschlagenen Institution Großaktionär.

Der US-amerikanische Investor und Finanzanalytiker J. Christopher Flowers ist Großaktionär der angeschlagenen Hypo Real Estate (HRE). Er hält direkt und über einen verbündeten Hedge-Fonds  24,9 Prozent der Anteile und damit eine Sperrminorität. Das HRE-Engagement soll Flowers fast eine Milliarde Euro gekostet haben. Er war im Juni 2008 zu einem Aktienkurs von 22,50 Euro bei der HRE eingestiegen.

Er tut jetzt, was er kann, um eine Enteignung zu vermeiden, damit er nicht den größten Teil dieser Summe verliert. Zu den Verhandlungen Flowers’ mit der Bundesregierung über einen Verkauf seiner Anteile hieß es: "Alles ist eine Frage des Preises."

Vorliebe für Banken

Flowers hat sich früh auf den Kauf von Banken spezialisiert, auch in Deutschland. Seit 2006 gehört ein Investorengruppe um den US-Investmentbanker mit 25,67 Prozent auch zu den größten Anteilseignern der HSH Nordbank. 1,25 Milliarden Euro soll die marode Bank, ein kostspieliger Sanierungsfall, gekostet haben.

Der Wüstenrot&Württembergischen nahm er deren Maklerversicherer Wüba ab. 2007 bot Flowers erfolglos für die zum Verkauf stehende Landesbank Berlin. Interesse zeigte er 2008 auch für die marode IKB-Bank, den Versicherer Gerling, die Hypothekenbank AHBR, die Deutsche Hypothekenbank und die BayernLB.

2005 gründete Flowers ein Gemeinschaftsunternehmen mehrerer Banken zur Abwicklung fauler Kredite. In den Niederlanden kaufte er sich bei der Firmenkundenbank NIB Capital ein. Auch diese Bank ist schwer angeschlagen und könnte für Flowers weitere Verluste kosten.

Regelmäßige Kapitalgeber Flowers sollen - zumindest  in den vergangenen Jahren - Santander und die Swiss Re, in den USA die Bank of America, JP Morgan und Goldman Sachs sein. Geld beschaffte er sich auch bei Pensionsfonds.

Rasanter Aufstieg bei Goldman Sachs

Der 51-jährige Flowers studierte an der Eliteuniversität Harvard angewandte Mathematik. Er begann seine Karriere als 21-Jähriger bei der Investmentbank Goldman Sachs. In der Abteilung für Finanzdienstleistungen spezialisierte er sich auf die Fusion von Finanzdienstleistern. Als Mitglied im Operating Committee spielte er eine entscheidende Rolle beim Börsengang Goldmans 1998. Dabei hat Flowers einen dreistelligen Millionenvertrag verdient - Grundstock für seinen Gang in die Selbstständigkeit.

Nach 20 Jahren verließ Flowers das Unternehmen und gründete seine eigene Investmentfirma, deren Erfolg sich unter anderem auf der Übernahme der zusammengebrochenen japanischen Long Term Credit Bank begründete. Flowers war der erste Ausländer, der ein japanisches Institut übernahm. Unter dem Namen Shinsei Bank brachte er sie wieder auf Kurs und vier Jahre später mit großem Gewinn an die Börse.

Auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt rangierte Flowers 2008 auf Platz 605. Als überzeugter Republikaner unterstützte er John McCains Wahlkampf in großem Umfang. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.