
Zahlen für 2020 Deutschland exportiert weniger Plastikmüll
Stand: 09.01.2021 11:08 Uhr
Im vergangenen Jahr hat Deutschland etwa zehn Prozent weniger Plastikabfall ins Ausland verschifft. Das zeigen Zahlen der Entsorgungswirtschaft. Hauptabnehmer ist weiterhin das südostasiatische Malaysia.
Die Plastikmüll-Exporte aus Deutschland in andere Staaten sind deutlich gesunken. Im Jahr 2020 seien schätzungsweise 986.000 Tonnen Kunststoffabfälle über die Grenze transportiert worden - zehn Prozent weniger als im Vorjahr, teilte der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) auf Anfrage in Berlin mit.
Etwa ein Sechstel geht ins Ausland
Die Menge macht knapp ein Sechstel aller hierzulande gesammelten Kunststoffabfälle aus. Der BDE bezieht sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar bis September, die der Verband dann bis Jahresende hochgerechnet hat - insgesamt ist es also nur ein Schätzwert. Der Preis pro Tonne Kunststoffabfall lag bei 249 Euro, das war ein Minus von 20 Prozent.
Einen Grund für den Rückgang nannte der BDE nicht. Branchenexperten zufolge spielen strenge Importhemmnisse in China und anderen asiatischen Staaten eine Rolle, die schon seit einigen Jahren gelten und den globalen Abfallmarkt etwas ausgebremst haben.
Corona-Pandemie spielt auch eine Rolle
Außerdem dürfte sich die Corona-Krise auswirken - durch die Pandemie kamen manche Geschäfte nicht zustande, auch weil die Lieferketten beeinflusst waren.
Der Staat mit den meisten Plastikabfall-Importen aus Deutschland war - wie schon in den beiden Jahren zuvor - Malaysia, wohin rund 151.000 Tonnen verschifft wurden und damit 32.000 Tonnen weniger als 2019.
Niederlande zweitgrößter Abnehmer
Auf Rang zwei folgen die Niederlande mit 142.000 Tonnen Kunststoffabfällen, die Menge blieb ähnlich hoch wie zuvor. Auf dem dritten Rang taucht nun die Türkei in der Exporttabelle auf, das Land im östlichen Mittelmeer hat seine Kunststoffabfall-Importe binnen eines Jahres auf 132.000 Tonnen in etwa verdoppelt.
Schon seit 2017 haben die Ausfuhren gen Türkei deutlich angezogen. Polen, Hongkong, Österreich und Indonesien spielen mit jeweils etwa 50.000 Tonnen ebenfalls eine große Rolle als Abnehmer.
Müllexporte sind umstritten. Auf der einen Seite gilt Plastikabfall als Rohstoff, der auch in anderen Staaten weiterverarbeitet werden kann - etwa zu Kleidung aus Polyester, zu Straßenpollern oder zu Kloschüsseln.
Aus Sicht von Vertretern der Abfallbranche ergeben solche Exporte Sinn, da sie Teil einer globalen Kreislaufwirtschaft sind und dazu führen, dass weniger Plastik in Kraftwerken verbrannt werden muss. Andererseits weisen Kritiker auf Risiken hin. So sorgten Aufnahmen deutscher Verpackungsabfälle in der Natur in Malaysia für negative Schlagzeilen.
Greenpeace für Komplettverbot von Exporten
Greenpeace kritisiert, dass für einen Großteil der Abfälle der Verbleib und die tatsächliche Verwertung im Ausland "vollkommen unklar und unkontrolliert" seien und fordert, jegliche Plastikabfall-Exporte zu verbieten.
Laut der Umweltschutzorganisation würde damit der Druck steigen, den Kunststoff gut wiederzuverwerten oder ausschließlich Verpackungen herzustellen, die wiederverwertbar sind.
Deutschland importiert auch Plastikabfall
Tatsächlich hat Deutschland der BDE-Statistik zufolge nicht nur Kunststoffabfall ausgeführt, sondern auch importiert - und zwar 479.000 Tonnen im Jahr 2020. Pro Tonne wurden 262 Euro gezahlt, ein Minus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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