Zukunft des Autobauers Opel Regierung setzt auf Treuhandmodell

Stand: 14.05.2009 18:11 Uhr

Für die Rettung von Opel wird die Zeit knapp. Dem Mutterkonzern General Motors droht in den nächsten Wochen die Insolvenz und dann wäre auch Opel-Vermögen in Gefahr. Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg will deshalb, dass der Bund kurzfristig als Treuhänder für die Opel-Anteile einspringt.

Fiat und Magna wollen bis zum 20. Mai Konzepte für eine Übernahme des angeschlagenen Autobauers Opel vorlegen. Das erklärte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach einem Spitzengespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den zuständigen Ministern in Berlin.

Falls sich diese Konzepte als solide erweisen sollten, "könnte ein Treuhandmodell durchaus eine tragfähige Lösung sein", sagte der CSU-Politiker. In dem Gespräch habe völlige Übereinstimmung mit dem Koalitionspartner über diese Lösung geherrscht. Damit soll nach Guttenbergs Worten Zeit für weitere Verhandlungen mit möglichen Investoren gewonnen werden.

Das Treuhandmodell werde bereits jetzt mit der amerikanischen Seite verhandelt. Ein solcher Schritt habe das Ziel, "dass die Verhandlungen fortgeführt werden können und zum zweiten, dass keine Steuergelder verschleudert werden", sagte Guttenberg.

Opel gehört momentan noch dem US-Konzern General Motors (GM). Wenn GM pleite geht, soll die Treuhandgesellschaft verhindern, dass Opel mit in den Abgrund gerissen wird. Die Opel-Mutter GM muss bis Ende Mai in den USA einen erfolgversprechenden Rettungsplan vorlegen. Sonst droht die Insolvenz.

Steinmeier verspricht "Brückenfinanzierung"

Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte, dass in der Regierung Klarheit herrsche, dass "Opel eine staatliche Brückenfinanzierung bekommen" werde, sollte dies nötig sein. Die Opel-Werke, Händler und Zulieferer dürften "nicht in den Strudel einer Insolvenz in Amerika geraten", warnte er. Mit der Maßnahme "gewinnen wir Zeit, um den besten Investor für Opel zu finden".

Unterstützung für das Treuhänder-Modell kommt auch von den Bürgermeistern der vier deutschen Städte mit Opel-Standorten. Nur eine vorübergehende treuhänderische Übernahme Opels durch den Bund könnte eine nachhaltige Zukunft für die Standorte gewährleisten, hieß es nach einem Treffen der Bürgermeister von Eisenach, Bochum, Kaiserslautern und Rüsselsheim. Die Bundesregierung müsse alles daran setzen, die Standorte zu erhalten.

Staatliche Banken sollen Geld geben

Zuvor hatte GM-Europachef Carl-Peter Forster der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt, Opel benötige im Falle einer Treuhandlösung einen Milliardenbetrag. "Die Summe müsste oberhalb von einer Milliarde Euro liegen", sagte er.

Die "Financial Times Deutschland" berichtet, Bund und Länder wollten die Treuhandlösung über ihre staatlichen Banken finanzieren. In Fragen kämen die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Landesbanken der Länder mit Opel-Standorten. Private Banken seien zu der Finanzierung nicht bereit. Als Treuhänder selbst käme die KfW oder auch eine Beratungsgesellschaft wie PriceWaterhouseCoopers in Frage.

Deutsche und italienische Arbeitnehmer in Sorge

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz hatte zudem nach einem Treffen deutscher und italienischer Arbeitnehmervertreter erklärt, beide Seiten hätten Sorge, dass Fiat ein Sanierungskonzept mit dem Abbau von europaweit Tausenden Arbeitsplätzen durchsetzen könnte.

Die IG Metall verlangt von Fiat Garantien für die Standorte des deutschen Automobilkonzerns. IG Metall-Chef Berthold Huber sagte, "das will ich schriftlich haben". Alle vier Standorte in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach seien gut aufgestellt. Vor allem bei Eisenach könne er sich eine Schließung nicht vorstellen. Huber bekräftigte seine ablehnende Haltung gegenüber Fiat als Investor.

Opel-Händler weiter interessiert

Europas Opel-Händler teilten derweil mit, sie wollten ihren Beitrag zur Rettung des Autobauers unabhängig vom möglichen Haupt-Investor leisten. Die Händler aus 25 Ländern wollen morgen in Wien über eine Beteiligung abstimmen.

Zuvor hatten alle nationalen Verbände dem Konzept zugestimmt, wonach jeder Händler in den kommenden drei Jahren 150 Euro pro verkauften Neuwagen in einen Rettungsfonds einzahlt. Mit den angestrebten mehr als 400 Millionen Euro wollen sich die Vertriebspartner mit bis zu 20 Prozent an einer neuen europäischen Opel AG beteiligen.