GM-Verwaltungsratschef Whitacre Geköpfte Klapperschlangen und harte Entscheidungen

Stand: 08.09.2009 17:33 Uhr

Er sanierte den Telefonriesen AT&T, köpft Klapperschlangen und mag harte Entscheidungen: Ed Whitacre, Chef des GM-Verwaltungsrats. Der neue strake Mann des Konzerns gilt nicht als Anhänger eines Verkaufs an Magna.

Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington

Von Autos habe er keine Ahnung, teilte GMs neuer mächtigster Mann den Journalisten mit, als er im Juni an die Spitze des Verwaltungsrates berufen wurde. Doch von Konzernstrategien um so mehr, lautete die unausgesprochene Botschaft des Chefs der GM-Bosse.

Ed Whitacre ist den Amerikanern ein Begriff, seit er den wankenden Telekommunikationsriesen   AT&T mit harter Hand sanierte, mehr als zehntausend Arbeitsplätze strich und durch Mega-Fusionen zurück an die Weltspitze boxte. "A great day" - "Ein Supertag", strahlte Whitacre, nachdem es ihm gelungen war, den Marktwert des Telefonkonzerns zu verzehnfachen.

Mit den Russen nicht viel im Sinn

Das ist der richtige Mann für den Neuanfang von GM, dachte Obamas Auto-Team und machte den 67-jährigen Pensionär zum neuen Vorsitzenden des 13-köpfigen Verwaltungsrates. Seither bestimmt der selbstbewusste  Ed Whitacre - Spitzname "Big Ed" - die Schlagzeilen der Wirtschaftsmedien. Dem "Wall Street Journal" teilte der Ingenieur Whitacre in der Rubrik "besondere Fähigkeiten" mit, Klapperschlangen auf seiner Farm pflege er eigenhändig mit einem Holzspeer aufzuspießen und anschließend mit einem Stein zu köpfen. Er sei ein Mann der Tat, hasse E-Mails und lange Konferenzen. Und er liebe harte Entscheidungen.

Ed Whitacre

Hat angeblich von Autos keine Ahnung: Ed Whitacre

Einen "Great Day" für General Motors konnte Whitacre bisher noch nicht vermelden. Der Texaner, der gerne in Cowboystiefeln auftritt, gilt als Gegner eines Opel-Verkaufs an Magna, und zwar wegen der russischen Magna-Partner. Mit denen hat der Texaner Whitacre nicht viel im Sinn. Die  Vorstellung, der russische Autobauer Gaz könnte seine veralteten Wolga-Modelle irgendwann mit Hilfe von Opel-Technik modernisieren und anschließend die GM-Marke Chevrolet auf dem osteuropäischen Markt abdrängen, beunruhigt nicht nur Whitacre im GM-Verwaltungsrat. Skeptisch stimmt mehrere GM-Obere zudem die Tatsache, dass der russische Autobauer bereits einen Top-GM-Verkaufsmanager für Osteuropa abgeworben hat.

Opel behalten gewinnt an Charme

Nachdem die Opel- und Vauxhall-Standorte Großbritannien, Spanien und Polen offenbar eine Milliarde Euro Unterstützung für den Fall zugesagt haben, dass Opel eine hundertprozentige GM-Tochter bleibt, hat diese Idee für mehrere GM-Verwaltungsratsmitglieder an Charme gewonnen. Schließlich nehmen sich die notwendigen Milliarden für eine Opel-Sanierung bescheiden aus im Vergleich zu den 70 Milliarden, die die Obama-Regierung bereits in GM investiert hat. 

Dies sei ein herausragender Tag für GM, ja geradezu das Gründungsdatum einer neuen Firma, sagte GM-Boss Fritz Henderson, als GM das Insolvenzverfahren in Rekordzeit überstanden hatte und Ed Whitacre zum Chef des Verwaltungsrates berufen wurde. Damals glaubte Henderson noch, der Opel-Deal mit Magna sei so gut wie perfekt. Jetzt aber ist Opels Zukunft ungewisser denn je zuvor.