Magna plant Abbau von Arbeitsplätzen 4000 Opel-Stellen in Deutschland fallen weg

Stand: 14.09.2009 20:15 Uhr

Seit langem war klar, dass die Opel-Übernahme durch Magna Arbeitsplätze kostet. Jetzt bestätigte der Zulieferer: In Deutschland sollen 4000 Jobs gestrichen werden. Europaweit werde aber nur der Standort Antwerpen geschlossen. EU-Wettbewerbskommissarin Kroes kündigte derweil eine sorgfältige Prüfung der deutschen Milliardenhilfen an.

Der Zulieferer Magna will nach der Übernahme der Mehrheit des Autoherstellers Opel 4000 Stellen in Deutschland streichen. "Wir haben immer von 10.500 Stellen in Europa gesprochen", sagte Magna-Vizechef Siegfried Wolf in Frankfurt, betroffen seien "4000 Stellen in Deutschland". Die Stellenstreichungen würden über mindestens ein Jahr hinweg erfolgen.

Opel und dessen britisches Schwesterunternehmen Vauxhall beschäftigen europaweit etwa 50.000 Menschen, gut die Hälfte davon an den deutschen Standorten in Rüsselsheim, Eisenach, Bochum und Kaiserslautern. Im Zuge der Übernahme soll nach Wolfs Angaben nur ein Werk in Europa geschlossen werden, und zwar der belgische Standort in Antwerpen.

Magna will Auto- und Kerngeschäft trennen

Magna und der russische Partner Sberbank wollen gemeinsam 500 Millionen Euro in Opel investieren, zehn Prozent davon als Wandelanleihe, erläuterte Wolf. Nach der Opel-Übernahme will Magna das Autogeschäft von dem bisherigen Kerngeschäft strikt trennen. Dadurch sollten Kundengeheimnisse, Innovationen und Know-how gesichert werden, sagte Wolf. Einige Hersteller hatten zuletzt Sorgen über den geplanten Einstieg von Magna in das Geschäft als Autobauer geäußert. Wolf betonte, die neue Opel-Gesellschaft wolle ihre Schulden bis 2015 zurückgezahlt haben. "Profitabel ist das Unternehmen schon früher", versprach er.

Magna-Vizechef Siegfried Wolf

Magna-Vizechef Wolf erwartet die Vertragsunterzeichnung für die Opel-Übernahme noch im September.

Die Bundesregierung unterstützt die Übernahme mit Darlehen und Bürgschaften von 4,5 Milliarden Euro. Magna-Co-Chef Wolf widersprach der Darstellung von Opel-Treuhandmitglied Dirk Pfeil, wonach 600 Millionen Euro der deutschen Staatshilfe in die russische Automobilindustrie fließen könnten. "Das ist unrichtig. Die 600 Millionen Euro Investitionsumfang werden vor allem aus dem operativen Cash-Flow aus Russland bezahlt", sagte Wolf. Allerdings müsse "New Opel" eine Unterstützung von 170 Millionen Euro nach Russland überweisen. Dies habe aber schon längst festgestanden.

EU will Staatshilfen prüfen

Die EU-Kommission betonte erneut prüfen zu wollen, ob die Staatshilfen für Opel zulässig sind. Dies gelte vor allem für die Frage, ob für die Beihilfen aus dem "Wirtschaftsfonds Deutschland" wirklich keine gesonderte Genehmigung nötig sei, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes in Straßburg. Man werde aber nicht nur die rechtlichen Bedingungen des Hilfspakets prüfen, sondern den gesamten Kontext, innerhalb dessen Hilfe gewährt werde, so Kroes. Von besonderem Interesse sei dabei, "ob die deutschen Behörden die Gewährung von Beihilfen effektiv auf einen einzigen Interessenten beschränkt haben - und falls ja, warum sie dessen Geschäftsplan aus industrieller und wirtschaftlicher Sicht für besser hielten".

Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, dass die Hilfen für Opel der EU nicht gesondert zur Prüfung vorgelegt werden müssen, weil sie über den bereits bewilligten Deutschlandfonds abgewickelt würden.

Nach einem monatelangen Bieterwettstreit hatte General Motors in der vergangenen Woche entschieden, 55 Prozent der Opel-Anteile an das Konsortium mit Magna und der russischen Sberbank abzugeben. Die Bundesregierung hatte die Entscheidung zugunsten von Magna auch deswegen unterstützt, weil das Konzept den Erhalt aller deutschen Werke vorsieht. Laut Wolfs Angaben rechnet der Autozulieferer innerhalb von zwei Wochen mit einer Vertragsunterzeichnung.