OECD senkt Wachstumsprognosen deutlich "Die Aussichten sind düster"

Stand: 25.11.2008 14:36 Uhr

Weltweite Rezession und eine Erholung ist erst 2010 in Sicht: Die OECD hat ihre Prognosen deutlich nach unten korrigiert. Besonders hart werde es Deutschland treffen, die Wirtschaft werde 2009 um 0,9 Prozent schrumpfen und die Zahl der Arbeitslosen um 700.000 steigen.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Konjunkturprognosen für die 30 führenden Wirtschaftsnationen drastisch abgesenkt. Es werde einen weltweiten Abschwung geben, der zu einer geringeren Auslandsnachfrage und sinkenden Investitionen führe. "Deutschland, das hoch abhängig vom internationalen Handel ist, dürfte ernsthaft vom globalen Abschwung über niedrigeres Wachstum der Exportmärkte, speziell für Investitionsgüter, getroffen werden", erklärte die OECD.

"Die Risiken dominieren"

Nachdem die OECD noch im Sommer mit einem Wachstum der deutschen Wirtschaft um rund ein Prozent gerechnet hatte, geht sie nun von einem Minus in Höhe von 0,9 Prozent aus. Erst für 2010 glaubt die Organisation wieder an ein Plus von 1,3 Prozent. "Die Aussichten sind düster, die Krise ist so schwer wie zuletzt in den 80er-Jahren", sagte OECD-Chefvolkswirt Klaus Schmidt-Hebbel. Es könnte zudem noch weit schlimmer kommen als vorausgesagt: "Die Risiken dominieren."

OECD fordert Regierung zur Steuersenkung auf

Angesichts der dramatischen Auswirkungen ruft die OECD Berlin zu einer stärkeren Konjunkturstützung auf. Zwar ist in der Prognose das aktuelle Konjunkturpaket noch nicht berücksichtigt. Doch "das nicht sehr große Programm der Bundesregierung ist zeitlich zu lang gestreckt und wird eher den Aufschwung ab 2010 stärken als die Rezession stoppen", sagte Andreas Wörgötter, für Deutschland zuständiger Direktor der OECD-Wirtschaftsabteilung. Angesichts der stabilen Haushaltslage des Bundes stelle sich die Frage, "ob die Möglichkeiten ausgeschöpft sind". Grundsätzlich sei in der gegenwärtigen Situation eine Förderung des Privatkonsums etwa durch Steuersenkungen willkommen.

Von der Stützung eines bestimmten Sektors wie der Autoindustrie rät die OECD dagegen ab. "Entscheidend ist die Stabilisierung des Finanzsektors. Einzelne Branchen haben dagegen keine systemische Bedeutung für die Volkswirtschaft", erklärte Schmidt-Hebbel. Wenn man mit einem Sektor beginne, könne man die Frage nicht beantworten, bei welcher Branche man aufhöre.

Drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit

Den Tiefpunkt des Wirtschaftsabschwungs sieht die OECD Mitte kommenden Jahres, allerdings werde der Arbeitsmarkt wesentlich länger stark belastet. "Bis Ende 2010 wird die Quote in Deutschland von 7,7 auf knapp über neun Prozent steigen", sagte der OECD-Deutschland-Experte Felix Hüfner voraus. Die Zahl der Arbeitssuchenden werde um 700.000 steigen. Einziger Lichtblick könne der private Konsum werden: "Die Inflationsrate wird 2009 auf deutlich unter 1,5 Prozent sinken, die Privathaushalte haben daher, begünstigt durch die höheren Lohnabschlüsse der vergangenenen Monate, mehr Geld in der Tasche", sagte Hüfner. Allerdings bestehe das Risiko, dass die Menschen angesichts der großen Verunsicherung lieber sparten und der Konsum nur sehr verhalten ansteige.

OECD-Prognosen für BIP-Wachstum
(in Prozent; Veränderungen gegenüber dem Vorjahr)
  2008 2009 2010
Australien 2,5 1,7 2,7
Belgien 1,5 -0,1 1,3
Dänemark 0,2 -0,5 0,9
Deutschland 1,4 -0,8 1,2
Finnland 2,1 0,6 1,8
Frankreich 0,9 -0,4 1,5
Griechenland 3,2 1,9 2,5
Großbritannien 0,8 -1,1 0,9
Irland -1,8 -1,7 2,6
Island 1,5 -9,3 -0,7
Italien -0,4 -1,0 0,8
Japan 0,5 -0,1 0,6
Kanada 0,5 -0,5 2,1
Korea 4,2 2,7 4,2
Luxemburg 2,4 -0,5 1,9
Mexiko 1,9 0,4 1,8
Neuseeland -0,5 -0,4 1,9
Niederlande 2,2 -0,2 0,8
Norwegen 2,7 1,3 1,6
Österreich 1,9 -0,1 1,2
Polen 5,4 3,0 3,5
Portugal 0,5 -0,2 0,6
Schweden 0,8 0,0 2,2
Schweiz 1,9 -0,2 1,6
Slowakei 7,3 4,0 5,6
Spanien 1,3 -0,9 0,8
Tschechien 4,4 2,5 4,4
Türkei 3,3 1,6 4,2
Ungarn 1,4 -0,5 1,0
USA 1,4 -0,9 1,6
Euro-Zone 1,0 -0,6 1,2
OECD Gesamt 1,4 -0,4 1,5
China 9,5 8,0 9,2