Protestbewegung in den USA "Nehmt den Großbanken das Geld weg!"

Stand: 16.02.2010 04:09 Uhr

Während die mit Steuergeldern geretteten US-Finanzriesen ihren Top-Mitarbeitern Millionen-Boni zahlen, entsteht eine Gegenbewegung. Protestler rufen dazu auf, zu kleinen unabhängigen Banken zu wechseln. Ein Appell an die Zivilcourage und den Kampfgeist der Amerikaner.

Von Lena Bodewein, NDR-Hörfunkstudio New York

Es gibt eine neue Revolution in Amerika, und sie fängt an mit einem Girokonto. Momentan ist Stephanie Frost noch Kundin der Bank of America, doch sie lässt uns miterleben, wie sie ihr Konto dort schließt und zu einer Genossenschaftsbank wechselt. Denn "wenn die Großen ihre riskanten Spekulationen fortsetzen wollen, die unsere ganze Wirtschaft ruiniert haben, dann nicht mit meinem Geld", sagt sie.

Großbanken wie Citibank, Bank of America, JP Morgan Chase verkörpern ein neues Feindbild in den USA: Deren Mitarbeiter bekommen Millionen-Boni, nachdem die Steuerzahler sie gerettet haben. "Und die Banken danken uns", meint Fernsehproduzent Bill Maher, "indem sie Lobbyisten bezahlen, die im Kongress dafür sorgen, dass das Bankensystem so kaputt bleibt, wie es ist".

"Move your money"

"Das reicht", dachte sich Ariana Huffington von der Online-Zeitung "Huffington Post". Sie fordert: "Nehmt den Großbanken das Geld weg!" "Move your money", so heißt die Bewegung, zu der auch Maher und Frost gehören. Wer sein Geld von den Großbanken wegbewegen will, kann bei der "Huffington Post" nach solventen Alternativen in seiner Nähe suchen, Genossenschafts- und Volksbanken - mehr als 380.000 Nutzer haben schon davon Gebrauch gemacht. "Die Resonanz war gewaltig", so Huffington, "nach mehr als der Hälfte aller Postleitzahlenbereiche in den USA wurde schon gesucht". 

Lena Bodewein, L. Bodewein, NDR New York, 16.02.2010 03:59 Uhr

Größe zählt doch, denn klein ist gut, sagen sich die Kontobesitzer wie die New Yorkerin Ursula von Ridingsvaart, Filmproduzentin und Mutter dreier Kinder. Auch sie will ihr Geld bewegen, denn die großen Banken "tun doch alle das gleiche, und so machen sie ihr Geld". Sie regt sich auf über die Gebühren, die sie an Geldautomaten zahlen muss und über Strafzahlungen, weil ihr Dispokredit nicht automatisch ausgeglichen wird. "Und das Schlimme ist, dass sie ihr Geld von den kleinen Leuten bekommen. Von denen, die überhaupt einen Dispo brauchen, die hier und da mal 50 Dollar abheben und jedes Mal zuzahlen."

"Wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen"

"Vor einem halben Jahrhundert", schreiben Fans von "Move your Money", "hieß es in diesem Land, Kommunismus sei der Feind der Amerikaner. Jetzt sieht es so aus, als wäre es der Kapitalismus." Maher meint, "wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen. Nehmt euer Geld und nichts wie raus - echte Veränderung kommt nur von uns."

Kommentare ganz nach dem Geschmack von Ariana Huffington, Initiatorin der Mini-Revolution. Schluss mit der unbegrenzten, hoch riskanten Casino-Bankkultur, wie sie an der Wall Street herrscht. Sie meint: "Wenn die großen Banken echte Konkurrenz in den Volks- und Genossenschaftsbanken sehen, ändern sie ihr Verhalten."

Von den Banken ist bisher kein Kommentar zu bekommen. Ursula fühlt sich dennoch inzwischen, als hätte sie wirklich etwas erreicht. Sie hat ihr neues Konto bei einer kleinen Genossenschaftsbank eingerichtet - sie sei jetzt "Teil der Revolution. 'Move your money' - das werden bald noch viel mehr Menschen tun!"