Hemdenhersteller Olymp "Gewisse Sicherheit zurückgekehrt"

Stand: 15.10.2009 13:31 Uhr

Den Kunden von Olymp geht es nach wie vor schlecht. Mit Karstadt ging ein weiterer bedeutender Abnehmer des Hemdenherstellers in die Insolvenz. Geschäftsführer Mark Bezner hofft, dass ihm eine Mehrwertsteuererhöhung erspart bleibt.

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Teil 3: Hemdenhersteller Olymp

Das Textilunternehmen stellt Hemden, Krawatten und Polo-Shirts her, Aushängeschild sind bügelfreie Hemden. Geschäftsführer Mark Bezner, der das Unternehmen in dritter Generation leitet, hofft, dass ihm eine Mehrwertsteuererhöhung erspart bleibt.

Mark Bezner: "Als Unternehmer hatte man gar kein Gefühl mehr dafür, wo die ganze Kiste hindriftet. Nun ist eine gewisse Sicherheit zurückgekehrt.

Rückblick auf ein Jahr Krise

 Vor einem Jahr haben wir uns Fragen gestellt: Wie sicher ist unser Geld noch? Kriegen wir eine Mega-Inflation? Es ist sicher nicht alles zurück auf dem Stand vor der Krise, aber von diesen Worst-Case-Szenarien bis hin zu einem totalen Kollaps des Bankensystems sind wir ja zum Glück wieder weit weg.

Olymp

Unternehmenssitz: Bietigheim-Bissingen
Mitarbeiter: 390 Mitarbeiter in Deutschland, weitere 3000 in ausländischen Produktionsstätten
Umsatz 2008: 109,4 Mio. Euro
gegründet: 1951

Uns geht es nach wie vor gut. Wir wachsen zwar nicht mehr zweistellig wie im vergangenen Jahr. Aber im ersten Halbjahr 2009 haben wir ein Plus von 6,7 Prozent erwirtschaftet. Wir entwickeln uns damit weiter gegen den Trend. Denn meinen Kunden im Einzelhandel geht es nach wie vor schlecht. Der letzte, der vor einigen Monaten in den Insolvenzreigen eingetreten ist, ist die Firma Karstadt - auch ein großer, bedeutender Abnehmer unseres Hauses. Und da bleibt abzuwarten, was mit den Filialen, mit diesen vielen schönen Verkaufspunkten passieren wird. Solange beliefern wir Karstadt weiter. Unsere Lieferungen sind abgesichert durch den Insolvenzverwalter. Ich gehe nicht davon aus, dass alle Karstadt-Häuser langfristig bleiben. Für uns heißt die Karstadt-Pleite erst einmal, dass wir gute Verkaufspunkte und sicherlich auch etwas Umsatz verlieren werden. Wir müssen sehen, dass wir das mit anderen Kunden kompensieren. 

Unsere Konzepte der letzten Jahre greifen aber. Etwa bei der Endverbraucher-Werbung: Da haben wir schon vor drei Jahren begonnen, die Marke Olymp systematisch nach vorne zu bringen. So ist die Krise für uns tatsächlich auch zur Chance geworden: Wir gewinnen an Marktanteilen hinzu, der ein oder andere Mitbewerber leidet deutlicher.

Wie geht es weiter?

Wir befinden uns weiter in Warteposition. Wir mogeln uns lieber noch ein paar Monate so durch, bevor wir wieder sehr viel Geld in die Hand nehmen.

Ich erwarte, dass in den kommenden Monaten recht viele Kunden Ware nachordern werden. Da bin ich inzwischen optimistischer als noch vor einem halben Jahr. Der eine oder andere meiner Kunden hat sich zu vorsichtig mit Ware versorgt, weil er die Krise überbewertet hat. Da gibt es schon erste Anzeichen, dass diese Kunden das jetzt mit dem Nachordergeschäft ausgleichen.

Ich schätze, dass wir in Deutschland noch weitere zwei Jahre mit einem angespannten Konsumklima zu kämpfen haben werden, bevor hier das Geld wieder etwas lockerer sitzt.

Was bringt die neue Regierung?

Als Unternehmensführer kommt mit diese Konstellation am nächsten. Die Mega-Veränderungen und -Erleichterungen erwarte ich mir allerdings nicht, denn die Haushalte sind stark verschuldet. Ich befürchte, der Handlungsspielraum der neuen Regierung ist relativ eingeschränkt - was etwa Steuererleichterungen angeht. Ich denke dabei gar nicht an Unternehmen oder die Reichen dieser Nation. Uns kommt es ja immer sehr darauf an, dass die breite Masse mehr Geld im Geldbeutel hat, damit sie auch konsumieren kann. Und ich befürchte, da sind der Regierung die Hände gebunden.

Eine Mehrwertsteuer-Erhöhung bleibt uns hoffentlich erspart. Denn wir sind in klaren Eckpreislagen drin: Bügelfreies Hemd für 49 Euro, das ist eine gelernte Preislage. Und da wäre eine nochmalige Mehrwertsteuererhöhung sicherlich verheerend. Ich hoffe, dass man in Berlin vernünftig genug ist.

Etwas mehr Marktwirtschaft auf dem Arbeitsmarkt wäre gut. Beim Kündigungsschutz etwa: Man tut sich als Unternehmer sehr schwer, kurzfristig weitere Kräfte reinzuholen, wenn das Geschäft wieder anzieht. Man ist regelrecht verängstigt. Ich würde mir wünschen, künftig flexibler auf Umsatz- und Firmenentwicklung reagieren zu können mit Personal. Wenn jeder Angst hat Leute einzustellen, dann ist das ja auch nicht gut für den Arbeitsmarkt. Deswegen läuft ja  dieser Irrsinn mit diesen ganzen Zeitarbeitsgesellschaften.

Ich wünsche mir von der neuen Regierung, dass das Thema Staatsverschuldung wirklich konsequent angegangen wird. Und zwar sollen nach meiner Überzeugung nicht über Steuererhöhungen die Löcher gestopft werden, sondern konsequent über einen Rückgang der Ausgaben - so wie das jeder Unternehmer auch tun muss. Was in der Kasse ist, kann ich ausgeben  - aber nicht jedes Jahr noch mal zehn Prozent mehr. Die Steuersenkungspläne der FDP sind realistisch betrachtet im Moment einfach nicht drin. Das hätte man schon im Wahlkampf offen ansprechen können."

Protokoll: Claudia Witte, tagesschau.de

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