Wettbewerbshüter leiten Verfahren ein EU-Kommission wirft Intel Marktmissbrauch vor

Stand: 27.07.2007 12:36 Uhr

Die EU-Kommission hat nach langen Ermittlungen ein Wettbewerbsverfahren gegen den US-Konzern Intel eingeleitet. Der Chiphersteller soll seine Marktdominanz ausgenutzt haben, um den kleineren Konkurrenten AMD zu verdrängen. Dem Konzern droht eine Milliardenstrafe. Intel widersprach den Vorwürfen.

Die EU-Kommission hat gegen Chip-Weltmarktführer Intel ein Verfahren wegen des Verdachts des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung eingeleitet. Die Wettbewerbsbehörde wirft dem US-Konzern nach jahrelangen Ermittlungen vor, er habe versucht, den kleineren Rivalen Advanced Micro Devices (AMD) aus dem Markt für zentrale Computer-Prozessoren (CPU) zu drängen. Dies sei ein klarer Verstoß gegen europäisches Kartellrecht.

Konkret wirft die Kommission Intel in drei Punkten einen Rechtsverstoß vor. So habe der Konzern Computerherstellern Rabatte gewährt, wenn sie so gut wie alle Prozessoren von Intel bezögen. Zudem habe Intel den PC-Produzenten finanzielle Anreize geboten, wenn sie die Einführung von Produkten mit AMD-Prozessoren verzögerten oder ganz aufgäben. Drittens habe Intel strategisch wichtigen Kunden Prozessoren zu Preisen unter den eigenen Herstellungskosten angeboten, um AMD auszustechen. Nach Ansicht der Kommission "verstärkten die drei Handlungsweisen sich wechselseitig und sind Teil einer übergreifenden wettbewerbsfeindlichen Strategie".

Intel wies die Vorwürfe in einer Erklärung zurück: "Wir sind überzeugt, dass der Chipmarkt normal funktioniert und dass sich Intel rechtmäßig, wettbewerbsorientiert und kundenfreundlich verhalten hat." Immerhin werde das Unternehmen nun "die Möglichkeit haben, die Vorwürfe unseres Hauptkonkurrenten zu hören und dazu Stellung zu nehmen". Intel betonte, es gehe hier nicht um Klagen von Kunden.

EU könnte Milliardenstrafe verhängen

Der US-Konzern hat nun zehn Wochen Zeit, um den Verdacht auszuräumen. Geschieht dies nicht, können die europäischen Wettbewerbshüter eine Strafe von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes verhängen. Das wären bei Intel bis zu 3,5 Milliarden Dollar, gemessen am Umsatz von 35,4 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr.

AMD wirft Intel seit längerem massive Wettbewerbsverstöße vor - und zwar nicht nur in Europa. In den USA, Südamerika und anderen Ländern hat AMD auch formell Klage gegen Intel eingereicht, die Urteile stehen noch aus. Die beiden US-Chip-Hersteller teilen sich den Markt für Prozessoren, die in weltweit rund eine Milliarde PCs stecken. Dabei ist der Anteil von Intel nach einem Rückgang in den vergangenen beiden Jahren zuletzt wieder auf rund 80 Prozent gestiegen.