Interview

Erhöhung der Mehrwertsteuer TÜV-Siegel für stabile Preise

Stand: 02.01.2007 16:00 Uhr

TÜV-Plaketten gibt es für Autos, Fahrstühle und Versicherungen - und jetzt auch für Konzerne, die ihre Preise trotz Mehrwertsteuererhöhung nicht anheben. Die ersten Gütesiegel sind bereits vergeben. Was ein Unternehmen dafür tun muss, erklärt TÜV-Sprecher Müller-Gerbes im Interview mit tagesschau.de.

Ein Unternehmen, das trotz höherer Mehrwertsteuer die Preise nicht anhebt, kann sich das nun per TÜV-Plakette zertifizieren lassen. Mehrere Handelsketten haben sich bereits freiwillig prüfen lassen. Was ein Unternehmen für das Mehrwertsteuer-Gütesiegel tun muss, erklärt TÜV-Sprecher Müller-Gerbes im Interview mit tagesschau.de.

tagesschau.de: Wie kam es zu der Idee eines "Mehrwertsteuer-TÜVs"?

Hartmut Müller-Gerbes: Zum einen haben viele Verbraucherverbände befürchtet, dass mit einer Mehrwertsteuererhöhung - wie bei der Euro-Umstellung - auch eine verdeckte Preiserhöhung einhergeht. Zum anderen wollten auch die Handelsunternehmen diesem Vorwurf im Vornherein entgegentreten. Wir vom TÜV Rheinland kamen dann als neutrale Dritte ins Spiel, indem wir zertifizieren, dass ein Unternehmen seine Preise über einen bestimmten Zeitraum stabil hält.

tagesschau.de: Wie lang ist dieser Zeitraum?

Müller-Gerbes: Der Prüfungszeitraum geht über ein Jahr. Wir haben die Preise seit Juni 2006 geprüft und kontrollieren sie bis Juni 2007. Das heißt, wir werden regelmäßig in die Geschäfte gehen, verdeckte Probekäufe machen und die Preise mit den Preisen vergleichen, die uns das Unternehmen für diese Waren angegeben hat.

"Unternehmen müssen uns ihre Bücher öffnen"

tagesschau.de: Welche Handelskonzerne haben die Plakette schon?

Müller-Gerbes: Die Firma C&A, die Drogeriekette Müller und die Elektronik-Kette Conrad. Momentan befinden sich noch rund ein Dutzend Unternehmen in der Prüfung oder werden bald von uns geprüft.

tagesschau.de: Was sind die genauen Voraussetzungen für das TÜV-Siegel?

Müller-Gerbes: Wir stellen ziemlich hohe Ansprüche. Maximal fünf Prozent der Ware darf sich innerhalb dieses Jahres im Preis verändern. Die Unternehmen müssen uns gegenüber ihre Bücher öffnen und uns den Wareneinkauf, das Warenverteilsystem und das Preisgestaltungssystem transparent machen. Das heißt, auch Aspekte wie geänderte Verpackungsgrößen werden bei der Prüfung berücksichtigt. Die Unternehmen verpflichten sich also schon sehr weitgehend.

"Verstoß wäre erheblicher Image-Schaden"

tagesschau.de: Was passiert, wenn die geprüften Konzerne nun doch heimlich ihre Preise anheben?

Müller-Gerbes: Im schlimmsten Fall wird die Plakette aberkannt, was natürlich einen erheblichen Image-Schaden für ein Unternehmen darstellen würde. Daher gehe ich auch nicht davon aus, dass es dazu kommen wird.

tagesschau.de: Wie viele TÜV-Mitarbeiter schleichen also ab sofort als Undercover-Einkäufer durch die Läden?

Müller-Gerbes: Ab nächster Woche werden eine Handvoll Kollegen immer wieder stichprobenartig Dinge kaufen, um zu sehen, wie sich die Preise entwickelt haben. Wir haben das System natürlich so ausgearbeitet, dass es allen statistischen Bedingungen standhalten kann.

Die Fragen stellte Carolin Ströbele, tagesschau.de