EU plant Reform des Obst- und Gemüsesektors Mehr Marktmacht für Bauern - weniger für Discounter

Stand: 24.08.2007 13:58 Uhr

1,5 Milliarden Euro zahlt die EU jährlich an Obst- und Gemüsebauern. Diese Beihilfen sollen nach dem Willen der EU-Kommission sinken - und sie sollen anders verteilt werden. Anreize zur Überproduktion sollen abgeschafft werden. Außerdem will die EU die Position der Bauern gegenüber der Marktmacht der Discounter stärken.

Die EU-Kommission will die Marktmacht der großen Supermarkt-Ketten bei Obst und Gemüse brechen. "Die großen Discountmärkte setzen derzeit praktisch die Preise fest", beklagte Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel. Sie stellte eine umfassende Reform vor, welche die Milliarden-Subventionen für Europas Obst- und Gemüsebauern völlig verändern würde.

Zum Schutz der Bauern will die Kommission Erzeugergemeinschaften gegenüber der Übermacht der Handelsketten stärken. Zudem sollen die Zuschüsse - wie schon in anderen Agrarbereichen - von der Produktionsmenge entkoppelt werden. Das derzeitige System führt dazu, dass Bauern allein wegen der Zuschüsse Früchte anbauen, die auf dem Markt gar nicht nachgefragt werden. Dieser Anreiz zur Überproduktion würde entfallen, wenn die Zahlungen künftig nicht mehr anhand der Menge sondern nach der Anbaufläche berechnet werden.

Bauern sollen zum Umweltschutz angehalten werden

Derzeit zahlt die EU jedes Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro an die Obst- und Gemüsebauern. Künftig sollen diese Zuschüsse sinken, etwa indem Beihilfen für Exporte außerhalb des EU-Binnenmarktes abgeschafft werden. Ferner will die EU die Bauern verstärkt zum Umweltschutz anhalten. So sollen die Beihilfen an die Einhaltung verschärfter Umweltstandards geknüpft werden. Für die deutschen Obst- und Gemüsebauern dürfte die Förderung von Erzeugergemeinschaften eine der wichtigsten Folgen der Reform sein, da diese Form der Vermarktung hier bislang eine vergleichsweise geringe Rolle spielt.

Reform könnte 2008 in Kraft treten

Die mit Abstand größten Obst- und Gemüse-Produzenten in der EU sind Italien und Spanien, gefolgt von Frankreich und Portugal. Nach dem Willen der Kommission soll die Reform 2008 in Kraft treten. Zuvor müssen allerdings noch das Europaparlament und die EU-Mitgliedstaaten darüber beraten. Zusammen mit dem Weinmarkt ist der Sektor Obst- und Gemüse der letzte, der noch aus der 2003 begonnenen Reform der EU-Agrarpolitik ausgeklammert war.