Porträt

Porträt des EU-Umweltkommissars Stavros Dimas - der neue Held der Umweltaktivisten

Stand: 24.08.2007 13:38 Uhr

Noch bis vor kurzem wurde EU-Umweltkommissar Stavros Dimas gerade von Umweltaktivisten eher fachliche Ahnungslosigkeit als ökologische Kompetenz zugeschrieben. Doch derzeit wird aus dem einstigen Wallstreet-Anwalt ein neuer Umweltmissionar. Ein Porträt.

Von Barbara Wesel, RBB-Hörfunkstudio Brüssel

Wer ist der Mann, der die deutsche Auto-Industrie derzeit auf die Palme treibt wie kein Zweiter? Dem Griechen Stavros Dimas hat bestimmt niemand an der Wiege gesungen, dass er sich einmal als Vorkämpfer für die Umwelt in Brüssel profilieren würde. Ein unauffälliger älterer Herr, eher bescheiden und sprachlich etwas unbeholfen, könnte Dimas schon als Polit-Rentier die griechische Sonne genießen. Stattdessen scheint der 66-Jährige in seinem Brüsseler Amt plötzlich eine Berufung gefunden zu haben.

Als er vor mehr als zwei Jahren in der Barroso-Kommission unerwartet zum Umweltkommissar ernannt wurde, ging ein Stöhnen durch die Reihen von Greenpeace und anderen. Ein völlig fachlich völlig ahnungloser Wirtschaftsmann auf dem wichtigen Posten! Welche Katastrophe! Und ganz bestimmt eine Verschwörung des Kommissionspräsidenten, der damals nichts als Wachstum, Wachstum, Wachstum zu kennen schien. Aber so wie Barroso an der Spitze der EU-Behörde plötzlich entdeckte, dass die Bürger von Europa mehr erwarten als nur einen fuktionierenden Markt, bekehrte sich Stavros Dimas vom umweltpolitischen Saulus zum ökologischen Paulus.

Wallstreet, Weltbank, Umwelt

Sein Lebenslauf gibt da keinen Hinweis: Erst Jura- und Wirtschaftsstudium, dann Anwalt in der New Yorker Wallstreet, ein Job bei der Weltbank und von dort zurück zu einer Karriere in der griechischen Politik. Die führte ihn für die konservative Partei über das Handels-, zum Landwirtschafts- ins Industrieministerium.

Zu Beginn seiner Brüsseler Zeit trat Dimas durch wenig mehr als den jährlichen Badewasser-Bericht der EU in Erscheinung. Inzwischen aber sagt er über die Zeit nach dem Kyoto-Abkommen Sätze wie: "Die Zeit läuft uns davon, wenn wir ab 2012 nicht eine erschreckende Lücke in unserer Klimapolitik haben wollen. Das Ziel der EU ist es, die globale Erwärmung auf nicht mehr als zwei Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung zu begrenzen."

Stavros - der neue Held

Und für dieses Ziel legt er sich inzwischen mit der Bundesregierung an, mit den Energiekonzernen, den Autobauern und Industriekommissar Günther Verheugen. Auf einmal hält der als schwach eingestufte Grieche den Rücken gerade, ob es um Feinstaub geht , Emissionshandel oder alternative Energien. Vor allem der Streit innerhalb der Kommission zwischen Dimas und Verheugen ist eigentlich ein Klassiker als Kampf zwischen Wirtschafts- und Umweltinterssen. Aber eben mit umgekehrten Vorzeichen: Der Sozialdemokrat Verheugen wirft sich für die deutschen Autokonzerne in die Bresche, der konservative Dimas will die Grenzwerte für Abgase senken, auch wenn die Industrielobby ihn mit Tomaten bewirft. Was den Wechsel bewirkt hat, ob es seine fleißigen Beamten in Brüssel waren oder höhere Einsicht - das Umweltlager hat jedenfalls einen neuen Helden.