Finanzkrise nach Immobiliengeschäften Sachsen LB wird noch heute verkauft

Stand: 11.09.2007 19:42 Uhr

Die angeschlagene Landesbank Sachsen LB soll noch heute an die Landesbank Baden-Württemberg verkauft werden. Das kündigte Sachsens Ministerpräsident Milbradt an. Der Preis liege bei "mindestens 300 Millionen Euro".

Der Verkauf der durch die US-Hypothekenkrise angeschlagenen Sachsen LB steht kurz bevor. Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt sagte am Mittag vor einer Kabinettssitzung, dass die Landesregierung den Verkauf an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) beschließen wolle. Der Preise liege bei "mindestens 300 Millionen Euro", sei aber "nach oben offen".

Am Montag soll die LBBW Milbradt zufolge vorerst Treuhänder der Sachsen LB werden. Entsprechend einer Bewertung des sächsischen Landesinstituts zum Jahresende 2007 werde dann der endgültige Verkaufspreis festgelegt und die beiden Banken verschmolzen. Milbradt räumte jedoch ein, dass die LBBW im Falle "außergewöhnlicher Risiken" vom Kauf zurücktreten kann. Am frühen Abend treffen sich die Eigentümerversammlungen von Sachsen LB und LBBW, um den Verkauf abzusegnen.

Neues Finanzloch in dreistelliger Millionenhöhe

Grund für die eilige Suche nach einem neuen Eigentümer für die kleinste deutsche Landesbank ist offenbar ein neues Finanzloch in dreistelliger Millionenhöhe. Die BaFin soll ein Ultimatum bis Sonntagabend 00.00 Uhr für die Übernahme der Sachsen LB durch eine andere Landesbank gestellt haben, andernfalls drohe eine Abwicklung. Das berichtete die Nachrichtenagentur dpa.

Angeblich bereits 2004 Missstände entdeckt

Die Sachsen LB war vor einer Woche in Zahlungsschwierigkeiten gekommen, nachdem die von ihrer Tochter Sachsen LB Europe verwaltete irische Gesellschaft Ormond Quay in den Strudel der US-Immobilienkrise geraten war. Der Sachsen LB waren dann von der Sparkassen-Finanzgruppe Finanzgarantieren in Höhe von 17,3 Milliarden Euro eingeräumt worden.

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" entdeckte die BaFin bereits 2004 Missstände bei der Dubliner Tochter der Landesbank. Die von der BaFin beauftragten Wirtschaftsprüfer von KPMG hätten festgestellt, dass Großkreditgrenzen verletzt und Buchwerte nicht korrekt ermittelt wurden. Zudem seien die internen Kontroll- und Risikofrüherkennungssysteme nicht so überwacht und gesteuert worden, wie es die deutschen Gesetze verlangen.

Sachsen LB

Die 1992 gegründete Landesbank Sachsen LB ist die einzige rein ostdeutsche Landesbank. Anteilseigner sind der Freistaat Sachsen (37 Prozent) und die Sachsen-Finanzgruppe SFG (63 Prozent), die aus acht Sparkassen und der Sachsen LB selbst besteht. Im Jahr 2005 - nach dem Wegfall der Staatsgarantien für die öffentlich-rechtlichen Banken - hatte die Sachsen LB vom Freistaat eine Finanzspritze von 300 Millionen Euro bekommen, um sich mit einem besseren Rating am Kapitalmarkt behaupten zu können. Im Juli 2007 wurde die öffentlich-rechtliche Bank in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, um ihre Position auf den internationalen Märkten zu stärken und sie attraktiver für Partnerschaften zu machen. Allerdings soll die Sachsen LB nach dem Willen der sächsischen Staatsregierung ihren öffentlichen Auftrag als Verbindung zwischen Staat und Wirtschaft behalten. Die Sachsen LB ist die kleinste unter den Landesbanken und gilt seit längerem als Übernahmekandidat. Wegen Personalquerelen und angeblich undurchsichtiger Geschäfte war sie wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Damit beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahren ein Untersuchungsausschuss des Landtages.