Werksschließungen im Gespräch EU-Reform drückt Südzucker tief in die roten Zahlen

Stand: 24.08.2007 10:27 Uhr

Europas größter Zuckerproduzent Südzucker schreibt erstmals seit drei Jahrzehnten rote Zahlen. Schuld daran ist die EU-Zuckermarktreform, mit der die in Europa produzierte Zuckermenge drastisch gesenkt werden soll. Südzucker erwägt nun, Werke auch in Deutschland zu schließen.

Die EU-Zuckermarktreform hat Europas größten Zuckerproduzenten Südzucker im abgelaufenen Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gedrückt. Nach dem ersten Verlust seit mehr als drei Jahrzehnten denke das Unternehmen auch über Werksschließungen nach, sagte ein Konzernsprecher. Es gebe aber noch keine Beschlüsse. Branchenkreisen zufolge geht es dabei auch um Fabriken in Deutschland.

Im Geschäftsjahr 2006/07, das Ende Februar endet, verbuchte der Konzern vorläufigen Zahlen zufolge einen Verlust von rund 200 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Südzucker noch einen Jahresüberschuss von 305 Millionen Euro erwirtschaftet. Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht. Die Marktreform werde im neuen Geschäftsjahr erneut zu dreistelligen Millionenbelastungen führen, teilte das Unternehmen mit. Für 2007/08 sei im dominierenden Zuckergeschäft daher mit einem operativem Ergebnis nahe Null zu rechnen. Die Segmente Spezialitäten und Frucht sollen hingegen im laufenden Jahr nach Unternehmensangaben deutlich wachsen.

EU-Zuckermarkreform gegen Überproduktion

Die europäische Zuckerindustrie bekommt derzeit die im vergangenen Sommer in Kraft getretene Zuckermarktreform der EU zu spüren, mit der Brüssel die Überproduktion drücken will. Die EU-Kommission kürzte auf Druck der Welthandelsorganisation (WTO) die Garantiepreise der Rübenbauern um rund ein Drittel. Zudem gibt es einen Topf für die Branche, um unrentablen Produzenten den Ausstieg schmackhaft zu machen. Dies haben bisher aber weniger Betriebe genutzt als von der EU-Kommission erwartet.

Quoten im kommenden Jahr gekürzt

Deshalb hat die EU die Quoten für das kommende Jahr pauschal um 13,5 Prozent gekürzt. Die Zuckermenge, die Südzucker zum Garantiepreis - der drei Mal so hoch ist wie der Weltmarktpreis - absetzen kann, sinkt damit ebenfalls um 13,5 Prozent. Dennoch müssen die Firmen in den so genannten Restrukturierungsfonds einzahlen, aus dem Prämien für diejenigen gezahlt werden, die den Betrieb einstellen. Das werde die Gewinne der europäischen Zuckerindustrie in den nächsten zwei Jahren belasten, teilte Südzucker mit. "Dem wird sich auch die Südzucker-Gruppe nicht entziehen können."

Mit der Reform soll die in der EU produzierte Zuckermenge um ein Viertel auf 12 Millionen Tonnen sinken. Die Garantiepreise für Zucker wurden bereits um ein Drittel gesenkt. In Österreich, Polen und der Slowakei hat Südzucker in den vergangenen Jahren bereits Werke geschlossen.