Baubeginn für neue Pipeline Abhängigkeit von russischem Gas steigt

Stand: 25.08.2007 19:15 Uhr

Schon jetzt liefert Russland mehr als ein Drittel des in Deutschland verbrauchten Erdgases und ist damit der wichtigste Lieferant. Mit der neuen Ostseepipeline wird sich die Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Erdgas weiter verstärken.

Erdgas ist nach Mineralöl die wichtigste Energiequelle in Deutschland. Gut 22 Prozent des deutschen Energiebedarfs werden nach Angaben des Bundesverbands Gas und Wasser durch Erdgas gedeckt. Erst danach folgten Steinkohle, Kernenergie und Braunkohle. Rund 35 Prozent der deutschen Gasversorgung von rund 1,165 Billionen Kilowattstunden (kWh) hat im vergangenen Jahr Russland geliefert. Zweitwichtigster Gaslieferant war Norwegen, das etwa 24 Prozent des Gasbedarfs abdeckte. 19 Prozent des Erdgases kamen aus Holland und sechs Prozent aus Dänemark. Deutschland selbst fördert nur 16 Prozent seines eigenen Gasbedarfes, etwa in der Nordsee.

Pipeline soll bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Gas liefern

Die neue rund 1200 Kilometer lange Ostseepipeline von der Hafenstadt Wyborg bei St. Petersburg ins mecklenburgische Lubmin bei Greifswald stärkt die Position Russlands auf dem deutschen Gasmarkt. Die Leitung soll ab 2010 bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich vom neu erschlossenen westsibirischen Erdgasfeld Yushno Russkoje nach Europa liefern. Die angepeilte Transportleistung entspricht damit mehr als der Hälfte des jährlichen deutschen Gasenergieverbrauchs von derzeit 90 Milliarden Kubikmetern. Die Unternehmen Gasprom, E.ON und Wintershall lassen sich das Projekt mehr als vier Milliarden Euro kosten.

Weltweit größte Gasreserven

Russland verfügt weltweit über die größten Gasreserven. Mit rund 48.000 Milliarden Kubikmetern Erdgas lagert ein Viertel aller Gasvorräte in Russland. Da der Energiebedarf weltweit steigt, nimmt auch das Interesse am russischen Gas zu. Indien und China auf der einen Seite und Westeuropa auf der anderen buhlen um die Gasvorkommen.

Gute Erfahrungen in der Vergangenheit

In der Vergangenheit hat sich Russland bei milliardenschweren Engagements von E.ON-Ruhrgas und der BASF-Tochter Wintershall als verlässlicher Partner erwiesen. Vor 35 Jahren besiegelte die damalige Ruhrgas das "Erdgas-Röhren-Geschäft", das die Weichen für den Gas-Export nach Deutschland stellte.

Die Kasseler Wintershall arbeitet seit 15 Jahren mit dem russischen Gasriesen Gasprom zusammen und ist seit 2004 als erstes deutsches Unternehmen bei der Erdgasförderung in Russland aktiv. Von einer einseitigen Abhängigkeit wollen die Unternehmen nicht sprechen. Für die beiden deutschen Energiekonzerne ist die wirtschaftliche Bedeutung der Ostseepipeline und ihr Einfluss auf künftige Marktanteile im Gasgeschäft allerdings immes.