Wettbewerbskommissarin erwägt Maßnahmen EU will günstigere Kreditkartenpreise erzwingen

Stand: 25.08.2007 17:22 Uhr

Die EU-Kommission will überzogene Gebühren für Geschäfte mit Kreditkarten drücken. Wettbewerbskommissarin Kroes kündigte an, notfalls mit rechtlichen Mitteln für mehr Wettbewerb zu sorgen. Laut einer Studie werden die nationalen Kreditkartenmärkte durch unfaire Hürden vor neuen Konkurrenten geschützt.

Das Bezahlen mit der Kreditkarte soll in Europa deutlich günstiger werden. Banken und Kartenanbieter müssen anderenfalls damit rechnen, dass die EU-Kommission ein Ende überzogener Gebühren mit rechtlichen Maßnahmen erzwingt. Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes präsentierte in Brüssel eine Untersuchung über die Branche. Die Ergebnisse zeigten, dass nationale Anbieter vielfach unfaire Hürden gegen neue Konkurrenten aufgebaut hätten. Unternehmen hätten nun bis zum 21. Juni Zeit, Stellung zu nehmen.

Unternehmen müssen Vorschläge machen

Kroes forderte Banken und Kreditkartenanbieter auf, Vorschläge zu machen, wie die Kosten für Konsumenten und Unternehmen angemessen und transparent gemacht werden können. "Die Zahlungskartenbranche ist in Europa nach wie vor national ausgerichtet", sagte Kroes. "Und einige auf nationaler Ebene etablierte Unternehmen verhindern den Wettbewerb. Dies treibt die Kosten von Zahlungskarten für Verbraucher und Unternehmen in die Höhe."

1.350.000.000.000 Euro über Kreditkarten abgerechnet

Nach Angaben der Kommission werden jedes Jahr 23 Milliarden Zahlungen im Wert von 1350 Milliarden Euro per Kreditkarte erledigt. Die Untersuchung zeige, dass beispielsweise für MasterCard- und Visa-Karten in einigen EU-Staaten doppelt so viel Gebühren zu zahlen seien wie in anderen. Für Unternehmen könnten die Preise von Land zu Land bis zu fünf Mal höher ausfallen. "Die Spannen zeigen, dass die Tarife in einigen Mitgliedstaaten erheblich gesenkt werden können", schrieb die Behörde.

Kleiner eUnternehmen benachteiligt

Ein Dorn im Auge sind der Kommission auch die Gebühren, die Banken den Einzelhändlern für jede Transaktion in Rechnung stellen. Einzelhandelsverkäufe würden damit quasi "besteuert". Das treibe die Preise zu Lasten der Käufer um bis zu 2,5 Prozent. Zudem zahlten kleine und mittlere Unternehmen bis zu 70 Prozent mehr an Provision als Großunternehmen.

Alternative Zahlungsabwickler haben keine Chance

Die Kommission bemängelte zudem, dass manche Märkte so abgeschottet seien, dass neue Unternehmen, die solche Zahlungen günstiger abwickeln wollten, keine Chance gegen etablierte Anbieter hätten. Das Problem verschärfe sich, wenn die Geldinstitute sich als Gemeinschaftsunternehmen gegenüber Einzelhändlern positionierten. Das gebe es in acht EU-Staaten. Kroes sagte, die Behörde verzichte zunächst darauf, einzelne Unternehmen und Banken an den Pranger zu stellen.