Bahn will unrentable Immobilien abstoßen Bahnhöfen droht Verkauf oder Abriss
Die Deutsche Bahn will sich von der Mehrzahl ihrer Bahnhofsgebäude im Osten Deutschlands trennen. Der Konzern sei auf der Suche nach Investoren, erwäge aber auch den Abriss, bestätigte das Unternehmen laut Presseberichten. "Wir sind kein Immobilienverwalter", sagte ein Sprecher.
Die Deutsche Bahn will im Osten Deutschlands die Mehrzahl ihrer Bahnhofsgebäude verkaufen. Dies bestätigte das Unternehmen. Von den 2400 Bahnhöfen mit Empfangsgebäude seien wegen Größe oder Lage nur etwa 600 wirtschaftlich zu betreiben, teilte ein Sprecher mit. Von den übrigen 1800 Immobilien will sich die Bahn langfristig trennen.
In Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern stehen laut "Märkische Oderzeitung" mehr als 170 Bahnhofsgebäude zum Verkauf. Insgesamt will das Unternehmen von 283 Bahnhöfen in den drei Bundesländern nur noch 106 behalten, berichtet die Zeitung unter Berufung auf eine interne Liste der Bahn. In Brandenburg sollen von 153 Stationen künftig nur noch 17 in ihrem Besitz bleiben. Ein Bahn-Regionalsprecher bestätigte dies gegenüber der Zeitung. Die Haltepunkte blieben erhalten. Doch das Unternehmen wolle sich von Gebäuden trennen, die "nur noch Kosten verursachen", sagte er.
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und in Thüringen will die Bahn laut "Leipziger Volkszeitung" nur noch 39 Bahnhofsgebäude in ihrem Eigentum behalten. Der Rest solle verkauft beziehungsweise abgerissen werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Peter Hettlich der Zeitung. Die Bahn habe die Zahlen bestätigt.
Verkauf oder Abriss
Derzeit sei man mit einem Investor im Gespräch, der einen Großteil der Bahnhöfe übernehmen und vermarkten wolle, sagte ein Bahn-Sprecher. Allein in Sachsen bestehe das Verhandlungspaket aus 53 Objekten. Im Freistaat gebe es rund 500 Bahnhöfe mit einem Empfangsgebäude, in Thüringen über 150. Dieses "gewaltige Erbe" könne die Bahn alleine gar nicht stemmen. Deshalb suche das Unternehmen gemeinsam mit Ländern und Kommunen für die übrigen Gebäude nach einer guten Lösung. Dabei hätten die Kommunen das Vorkaufsrecht. Finde sich kein Käufer, würde in letzter Konsequenz auch über einen Abriss nachgedacht, so der Sprecher.
Bahn: Sind kein Immobilienverwalter
Zahlreiche verfallene Gebäude entlang der Schienentrassen seien in den letzten Jahren bereits der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Zugleich wies die Bahn den Vorwurf zurück, kundenunfreundlich zu sein. "Wir sind kein Immobilienverwalter", sagte der Sprecher. Die Bahn versuche seit Jahren, sich auf die wichtigen Bahnhöfe zu konzentrieren, und sich von denen zu trennen, die nicht mehr benötigt würden.
Die Bahn stellte die Lage als undramatisch dar. Sie werde mit Unterstützung der Länder in diesem Jahr die Sanierung kleiner Stationen vorantreiben. Der Konzern investiere jährlich rund 500 Millionen Euro in die Sanierung und Modernisierung ihrer Bahnhöfe und Stationen. An der Finanzierung der Bauarbeiten unter anderem im Erfurter Hauptbahnhof, im Lübecker Hauptbahnhof und am Eurobahnhof Saarbrücken seien auch der Bund und die Länder beteiligt.
Kritik aus dem Bundestag
Grünen-Politiker Hettlich kritisierte das Vorhaben der Bahn. Offenbar setze die Bahn nur noch auf "Prestigeprojekte wie den Berliner Hauptbahnhof", statt sich auch um ihr Kerngeschäft zu kümmern, sagte Hettlich der "Märkischen Oderzeitung".