Ein Model trägt eine Kreation aus der Louis Vuitton-Herrenkollektion Herbst-Winter 2023-24, Fashion Week, Paris

LVMH wertvollster Konzern Europas Ein Rekordjahr für den Luxus

Stand: 27.01.2023 15:24 Uhr

Hinter LVMH stecken Marken wie Dior, Louis Vuitton oder Rimowa. Der französische Luxusgüterkonzern ist das wertvollste börsennotierte Unternehmen Europas, sein Chef der reichste Mann der Welt. Von Konjunktursorgen ist am Luxusmarkt wenig zu spüren.

Dem französischen Luxusgüter-Riesen LVMH ist 2022 ein Rekordjahr gelungen. Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn des Konzerns legten im vergangenen Jahr prozentual zweistellig zu. So steigerte LVMH im vergangenen Jahr seinen Umsatz um fast ein Viertel - auf rund 79,2 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Unter dem Strich verdiente der Konzern knapp 14,1 Milliarden Euro und damit 17 Prozent mehr als 2021.

Und im Januar knackte der Konzern zudem die Marke von 400 Milliarden Dollar Börsenwert - mit einer Marktkapitalisierung von rund 406 Milliarden Euro ist LVMH derzeit der mit Abstand wertvollste Konzern der Eurozone. Dahinter folgt der Chipausrüster ASML mit knapp 248 Milliarden Euro auf dem zweiten Rang.

Die rasante Unternehmensentwicklung sorgte sogar dafür, dass LVMH-Mitgründer und Konzernchef Bernard Arnault im vergangenen Jahr Tesla-Chef Elon Musk als reichsten Menschen der Welt ablöste. Sein Vermögen wird von Bloomberg auf 191 Milliarden Dollar geschätzt, Forbes schätzt das Vermögen von Arnault und seiner Familie auf 214 Milliarden Dollar.

Louis Vuitton Umsatztreiber von LVMH

LVMH ist ein Konglomerat aus Mode, Schmuck, Kosmetik und Spirituosen. 75 Luxusmarken werden unter dem Dach des französischen Konzerns vereint - ob Dom Pérignon, Tiffany & Co. oder Bulgari, sie alle zählen zum Konzern. Doch vor allem das wichtigste Segment rund um Mode- und Lederwaren legte im vergangenen Jahr zu: Aus eigener Kraft steigerte LVMH den Erlös mit Marken wie Louis Vuitton, Marc Jacobs und Rimowa um ein Fünftel. Auch alle anderen Unternehmensteile erreichten ein prozentual zweistelliges Umsatzplus.

Unter den vielen Marken des Konzerns stach dabei aber vor allem Louis Vuitton hervor. Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr zeigen, welche Anziehungskraft die Marke auf die Kunden ausübt: Mit mehr als 20 Milliarden Euro - nach Unternehmensangaben das erste Mal - ist sie für ein Viertel der Konzernerlöse verantwortlich. Im Mode- und Lederwarensegment entfällt mehr als die Hälfte des Umsatzes auf Louis Vuitton. Die restlichen rund 18 Milliarden Euro steuern die vielen anderen Marken wie Loewe, Fendi, Christian Dior, Kenzo und Givenchy bei.

Werbung für Louis-Vuitton-Taschen in Shanghai

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Exklusivität als Markenzeichen

Kräftig legte auch das Einzelhandelssegment (Selective Retailing) zu, in dem LVMH unter anderem seine Parfümeriekette Sephora und die Duty-Free-Shops der DFS Gruppe zusammenfasst. Letztere konzentrieren sich auf den asiatischen und pazifischen Raum. Nachdem sich der internationale Flugverkehr wieder normalisiert hat, reisen wieder mehr Menschen und gehen dabei kurz vor dem Abflug noch auf Einkaufstour.

"Unsere Produkte verkaufen sich unglaublich gut, obwohl sie schwer zu finden sind", sagte Konzernchef Bernard Arnault und hob die Exklusivität der Gruppe hervor. Diese Strategie hatte das Unternehmen bereits nach der Übernahme des Kölner Reisegepäckherstellers Rimowa genutzt: Waren die markanten Aluminiumkoffer zuvor auch in Einkaufszentren und normalen Reisegepäckshops zu erwerben, können sie mittlerweile nur noch in wenigen Boutiquen oder online beim Hersteller selbst gekauft werden.

Als einziges Segment erlitt das Geschäft mit Parfüms einen Gewinnrückgang. Das lag den Angaben zufolge aber vor allem daran, dass LVMH seine Duftkreationen nur noch in ausgewählten Shops verkaufen möchte.

Wichtiges Geschäft in China

Zugute kommt dem europäischen Luxus-Schwergewicht dabei, dass sich das Reisegeschäft zunehmend erholt. Vor allem die Nachfrage in Europa, in den USA sowie Japan habe deutlich zugenommen. Noch besser wäre es nach Überzeugung des Managements aber ohne die strikten Corona-Maßnahmen in China gelaufen: Vor allem bei den Geschäften in Hongkong und Macau habe sich der fehlende Tourismus bemerkbar gemacht.

Die Luxusausgaben in China sind nach Schätzungen des Beratungsunternehmens Bain von 33 Prozent des globalen Marktes für persönliche Luxusgüter im Jahr 2019 auf nur noch 17 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Analysten erwarten jedoch eine starke Rückkehr der chinesischen Käufer - die Hauptgewinnquelle für Luxusunternehmen vor der Pandemie - nach drei Jahren der Corona-Unterbrechungen, um die Branche in diesem Jahr weiter anzukurbeln. China wird Prognosen zufolge bis 2025 zum größten Markt der Luxusbranche werden. 

Der Markt wächst

Die Lockerungen in China gibt aber auch anderen Luxusgüterkonzernen Hoffnung auf wachsende Umsätze und verleihen ihren Aktien Auftrieb. Der LVMH-Konkurrent Kering - ebenfalls ein französisches Unternehmen - legte an der Börse seit Jahresauftakt um mehr als 15 Prozent zu. Zu Kering, das Mitte Februar Zahlen vorlegt, gehören unter anderem die Marken Gucci, Saint Laurent und Balenciaga. Auch für den Luxusmodehersteller Hermés ging es in diesem Monat um 16 Prozent aufwärts, für den US-Konzern Estée Lauder acht Prozent nach oben.

In einer Studie von Bain mit dem italienischen Luxusindustrieverband Altagamma wird davon ausgegangen, dass der Luxusmarkt 2023 widerstandsfähiger gegen eine Rezession sein dürfe als noch etwa während der Finanzkrise. Je nach der gesamtwirtschaftlichen Lage könnte der Markt in diesem Jahr zwischen drei und fünf oder zwischen sechs und acht Prozent wachsen.