Bewässerung eines Ackers

Klimawandel Was Landwirte gegen die Dürre tun

Stand: 07.05.2022 16:14 Uhr

Trockenheit und Dürre haben in den vergangenen Jahren auch in Deutschland Ernteausfälle zur Folge gehabt. Welche Wege hat die Landwirtschaft, mit der Trockenheit auf den Feldern umzugehen?

Kohlrabi, Blumenkohl, Salate, Fenchel und Petersilie wachsen auf den Äckern von Martin Steig in der Vorderpfalz. Auf seinen 50 Hektar Land hat der Gemüsebauer 15 Hydranten und auf den Feldern liegen überall kleine Rohrleitungen, die an die Wasserzufuhr angeschlossen sind. "Ohne künstliche Bewässerung funktioniert Gemüseanbau nicht", sagt Steig.

Ohne künstliche Bewässerung zu wenig Wachstum

Mit 15 bis 20 Litern pro Quadratmeter bewässert er aktuell einmal die Woche seine Felder, in trockenen Sommermonaten ist es deutlich mehr. "Sonst hätte ich verkümmerten Pflanzenwuchs, quer durch die Palette, solches Gemüse würde der Handel mir nicht abnehmen, das wäre unvermarktbar." Das Wasser, mit dem Martin Steig sein Gemüse bewässert, ist kein Grundwasser, sondern kommt aus einem Altrheinarm bei Speyer.

Der Landwirt aus Mutterstadt ist Mitglied des "Wasser- und Bodenverbands zur Beregnung der Vorderpfalz". Der verfügt über ein eigenes Bewässerungssystem mit Pumpwerken und großem Leitungsnetz. Aus dem Altrheinarm werden so jedes Jahr Millionen Kubikmeter Wasser auf die Gemüsefelder in der Vorderpfalz geleitet. Rund 525 Landwirte beziehen so Wasser für ihre Felder. "Unser Bewässerungssystem ist in dieser Größenordnung einmalig in Europa. Wir ermöglichen den Landwirten in unserer Region eine optimale Feldberegnung und arbeiten dabei grundwasserschonend, da wir unser Wasser ja aus dem Altrheinarm bei Speyer beziehen", sagt Christine Grzesch, die Sprecherin des Beregnungsverbands.

Betriebe als Teil des Problems?

Hans Jürgen Hahn von der Universität Koblenz Landau forscht zu den Wechselwirkungen zwischen Oberflächenwasser und Grundwasser. Der Wissenschaftler erkennt Trockenheit als ein Problem für die Landwirtschaft, aber in seinen Augen ist die Landwirtschaft selbst auch Teil des Problems. Für den Grundwasserökologen steht fest, dass die Landwirtschaft als Lebensmittelproduzent in Trockenjahren auf Wasser angewiesen ist, aber er fordert einen sparsameren Umgang mit der knappen Ressource Wasser und einen nachhaltigeren Anbau.

Dass die Landwirte in der Vorderpfalz auf Wasser aus einem Altrheinarm zurückgriffen und nicht das Grundwasser anzapften, sei insofern gut, weil es den Grundwasserspiegel schone und nicht weiter absenke. "Künstliche Bewässerung kann aber nicht das Allheilmittel sein. Auch aus dem Rhein ist keine unbegrenzte Entnahme ohne Folgen für die Umwelt möglich."

Außerdem kritisiert Hahn die Folgen der intensiven Landwirtschaft, die durch die Bewässerung in der Vorderpfalz möglich ist. "Durch die vielen Ernten und die starke Düngung wird das Grundwasser verunreinigt, der Nitratgehalt im Grundwasser ist deutlich höher in der Vorderpfalz als in anderen Regionen." Genau das kritisiert auch die Naturschutzorganisation BUND Vorderpfalz.

Begrünung während des ganzen Jahres

Kleinere Kartoffeln und auch geringere Erträge bei anderen Kulturen - wie viele Landwirte spürte auch Bio-Bauer Armin Meitzler in den vergangenen Jahren auf seinen Feldern die Folgen der Trockenheit. Vor allem auf künstliche Beregnung zu setzen, ist für den Landwirt aus Rheinhessen aber der falsche Ansatz. "Erstens hat nicht jeder Landwirt Zugriff auf ausreichend Wasser, und zweitens löst das nicht das grundsätzliche Problem von Trockenheit und Klimawandel."

Ganz ohne Bewässerung gehe es gerade beim Gemüseanbau nicht, das ist Meitzler bewusst, aber der Landwirt aus Spiesheim geht einen anderen Weg. Er betreibt Ackerbau und Weinbau ohne künstliche Bewässerung. "Wir müssen den Niederschlag, dann, wenn er fällt, besser im Boden speichern, auch zum Beispiel bei Starkregen. Dafür ist Humusbildung notwendig." Deshalb begrünt der Bio-Landwirt seine Felder das ganze Jahr über, pflanzt im Winter beispielsweise Roggen und Wicken, die den Boden mit Nährstoffen versorgen und später nicht geerntet, sondern in den Boden eingearbeitet werden. Genauso Klee, der dann untergegraben wird. Auch im Sommer sät er unmittelbar nach der Ernte verschiedene Pflanzenarten aus, die dann später in den Boden eingearbeitet werden.

Alte Sorten resistenter

Außerdem setzt der Bio-Bauer auf alte Getreidesorten wie Einkorn und Emmer, aber auch auf Dinkel. "Diese Sorten können mit Trockenstress besser umgehen, sind resistenter gegen alle Wetterkapriolen." Und: Landwirt Meitzler hat vor kurzem 500 Bäume und Sträucher auf seinen Feldern gepflanzt: Walnuss, Haselnuss, Apfel, Aprikose, Pflaume, Himbeere, Johannisbeere, mehr als 120 Sorten und Arten - ein Projekt der regionalen Stiftung "Wald zum Leben". So kann der Landwirt Obst aus der Region anbieten, außerdem sollen die Bäume mit ihren längeren Wurzeln den Boden ganzjährig mit Nährstoffen versorgen und auch für Schatten sorgen auf der Ackerfläche dazwischen.

"Vor 100 Jahren gab es das viel häufiger, Bäume auf den Ackerfeldern", sagt der Bio-Landwirt. "Bevor sie zur Behinderung bei der Bewirtschaftung der Äcker mit großen Maschinen wurden." Zwischen den Baumreihen auf den Feldern von Landwirt Meitzler in Rheinhessen ist jeweils rund 36 Meter Platz, damit er dort mit Traktor und Mähdrescher arbeiten kann. "Wenn es sehr trocken würde, müsste ich die Bäume in den kommenden Wochen bewässern, aber nur weil sie neu gepflanzt sind. Das wäre dann eine absolute Ausnahme."

Gemüsebauer Steig aus der Vorderpfalz geht nach eigenen Angaben sparsam mit der Ressource Wasser um. "Ich bewässere genauso viel, wie es für das Pflanzenwachstum nötig ist, nicht mehr." Gemüsezüchtungen, die weniger Wasser benötigten, kennt der Landwirt keine. Wenn es die gäbe und sie vermarktungsfähig wären, könnte Steig sich gut vorstellen, diese anzubauen, sagt er. "Bei der ganzen Diskussion um die Wassernutzung möchte ich aber betonen, es geht hier immerhin um Nahrungsmittelsicherheit." Wenn die Lebensmittelproduktion nicht funktioniere, sagt Gemüsebauer Steig, habe das schwerwiegende Folgen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. August 2021 um 17:12 Uhr.