Plastische Bitcoins liegen auf Dollar-Geldscheinen (Illustration).

Erlass des US-Präsidenten Krypto-Verbot in den USA vom Tisch?

Stand: 10.03.2022 18:49 Uhr

US-Präsident Biden lässt das Für und Wider von Kryptowährungen nun amtlich prüfen. Allein das löste einen Kurssprung beim Bitcoin aus. Was steckt hinter Bidens Erlass und dem Willen, einen Digital-Dollar voranzubringen?

Von Bianca von der Au, ARD-Börsenstudio

Dieser Erlass des US-Präsidenten hat es in sich: Joe Biden hat in der Nacht zum Donnerstag eine umfassende Untersuchung der Risiken und Chancen von Kryptowährungen und der dahinter liegenden Blockchain-Technologie angeordnet. Dabei kommen verschiedene Aspekte auf den Prüfstand: der Schutz von Verbrauchern und Investoren, die Auswirkung von digitalen Vermögenswerten auf die Finanzstabilität, aber auch Risiken, wie etwa kriminelle Geschäfte mit Kryptowährungen oder schädliche Folgen fürs Klima sollen untersucht werden.

Die US-Behörden haben nun sechs Monate Zeit, um ihre Schlüsse und Ergebnisse zu präsentieren. Die Krypto-Gemeinde feiert schon den Erlass des Präsidenten als Erfolg. Am deutlichsten zeigen das die Kurssprünge der Digitalwährungen, die in letzter Zeit etwas unter die Räder gekommen waren.

Krypto-Gemeinde feiert den Biden-Erlass

Allein der Bitcoin legte nach Bekanntwerden der Präsidialerlasses bis zu acht Prozent zu. Krypto-Fans wie der US-amerikanische Investor und YouTuber Anthony Pompliano deuten das Dekret als eine Absage an alle Krypto-Gegner. "Es gibt viele Kritiker der Blockchain-Technologie, die seit Jahren behaupten, dass die US-Regierung diese Technologie verbieten oder die Anwendung untersagen würde. Liebe Freunde, jeder einzelne dieser Kritiker lag falsch", so der Pompliano in seinem jüngsten Video mit dem Titel "USA will not ban Bitcoin!"

Ganz so weit will Devisenexperte Sören Hettler von der DZ-Bank mit seiner Interpretation des Biden-Dekrets nicht gehen. Zumal der Bitcoin-Kurs heute schon wieder im Abwärtstrend liegt. "Die zentrale Botschaft der Verordnung ist, dass man sich kümmern will, dass man Kryptowährungen im Blick hat und dass die Zeiten des 'wilden Westens' endgültig vorbei sind", so die Einschätzung des Krypto-Experten. Also ein deutliches Signal in Richtung Regulierung, etwa um Terrorfinanzierung oder Geldwäsche mit Kryptowährungen einzudämmen.

Nährboden für Innovationen

Die aus Sicht von Hettler übertriebene Euphorie in der Branche sei auf ein verfrühtes Lob der US-Finanzministerin Janet Yellen zurückzuführen. In einem Statement auf der Seite des Finanzministeriums bezeichnete sie das Biden-Dekret zum Umgang mit Digitalwährungen als historisch, noch bevor dieses überhaupt veröffentlicht worden war.

Für Marktanalyst und Blockchain-Experten Timo Emden geht dennoch ein starkes Signal vom Erlass selbst aus. "Das Signal: Wir bereiten euch den Nährboden für Innovationen, die auf Krypto basieren und so wachsen und gedeihen können." Insbesondere gehe es um die dahinter stehende Technologie, die Blockchain. Eine Art digitales, fälschungssicheres Register, das sich auf verschiedenen Rechnern befindet, die wiederum miteinander vernetzt sind.

Blockchain bietet Chancen für die Wirtschaft

In der Executive Order von Präsident Biden heißt es: "Die Vereinigten Staaten müssen die technologische Führerschaft in diesem schnell wachsenden Raum beibehalten, Innovation fördern und zugleich die Risiken für Verbraucher, Unternehmen, das Finanzsystem und das Klima abmildern."

Es stecke also weit mehr dahinter als Bitcoin und Co., sagt DZ-Bank-Experte Hettler. "Blockchain bietet auch Möglichkeiten für die Wirtschaft. Sie können diese Technologie mit Maschinen verbinden und durch sogenannte 'Smart Contracts' beispielsweise automatisierte Zahlungen auslösen."

Digitaler Dollar: Kampfansage an China

Im selben Dekret verfügt Biden, "mit Dringlichkeit" zu prüfen, ob es im nationalen Interesse sei, digitales Zentralbankgeld herauszugeben, sprich einen digitalen Dollar. Die US-Notenbank wird ausdrücklich ermutigt, ihre Anstrengungen in dem Bereich fortzuführen. Die Regierung soll prüfen, ob die technologische Infrastruktur für digitales Zentralbankgeld vorhanden sei.

Für Marktanalyst Emden ist das eine klare Kampfansage an China, wo der digitale Yuan schon weiter fortgeschritten sei. "Das wurde jetzt auch durch den Krieg von Russland beschleunigt und durch die daraus folgenden Sanktionen. Man sitzt jetzt auf heißen Kohlen und sieht sich mehr oder weniger gezwungen, eine eigene digitale Währung zu entwickeln, die mindestens mit der chinesischen Version mithalten kann." Dahinter steht laut Emden die Befürchtung, dass Sanktionen wie ein Ausschluss von SWIFT zukünftig nicht mehr greifen könnten, wenn jede Nation über ihre eigene unabhängige Digitalwährung verfügt, über die sie auch den Zahlungsverkehr abwickeln kann.

Digitales Zentralbankgeld nicht gleich Kryptowährung

Der digitale Dollar von der Zentralbank könnte aber auch schlicht eine Antwort auf das ohnehin veränderte Zahlverhalten der Menschen sein, in dem Bargeld immer weiter abnimmt und elektronische Transaktionen eine immer größere Rolle spielen. "Man möchte den Zug, der bereits fährt, nicht verpassen", so die Einschätzung von Finanzmarktanalyst Emden.

Doch warnt DZ-Bank-Experte Hettler vor einer Verwechslungsgefahr: "Jede Kryptowährung ist digital, aber nicht jede Digitalwährung basiert auf der Blockchain-Technologie." Blockchain-Experte Emden ergänzt, dass etwa der Bitcoin in der Regel nicht zwingend als Währung, sondern als vermeintlicher Wertspeicher fungiert und somit auch nicht als mögliche Konkurrenz zu einer Zentralbank-Währung gesehen wird. Die sogenannte Kryptowährung und digitales Zentralbankgeld sind nach Einschätzung der Experten zwei verschiedene Paar Schuhe.