
Stromerzeugung Mehr Erneuerbare, aber auch mehr Kohle
Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung ist im vergangenen Jahr gestiegen. Doch der vermehrte Einsatz von Kohle als Gas-Ersatz und hoher CO2-Ausstoß in anderen Sektoren machen die Klimabilanz Deutschlands zunichte.
Es ist ein deutlicher Fortschritt in Sachen Klimaschutz, den die Bundesnetzagentur heute vermeldet: Der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms lag im Jahr 2022 mit 48,3 Prozent deutlich über dem Vorjahresniveau von 42,7 Prozent. Rund ein Viertel davon wurde von Windkraftanlagen erzeugt.
Gleichzeitig ging die Erzeugung aus konventionellen Energieträgern im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Ausschlaggebend dafür die Abschaltung der Kernkraftwerke Grundremmingen C, Brokdorf und Grohnde zum Jahresende 2021: Der Anteil des durch Kernenergie erzeugten Stroms sank auf die Hälfte des Vorjahresniveaus.
Fast 22 Prozent mehr Strom aus Steinkohle
Doch es sind nicht nur gute Nachrichten für den Klimaschutz, die heute aus Bonn kommen. Denn trotz des deutlichen Anstiegs bei den Erneuerbaren Energien ist auch der Anteil aus des durch Kohlekraftwerke erzeugten Stroms deutlich gestiegen: Die Stromerzeugung durch Braunkohle stieg im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent und die durch Steinkohle um 21,4 Prozent, wie die Bundesnetzagentur bekannt gab.
Auch die Verstromung von Gas nahm zu, und zwar um 1,7 Prozent. Die Bundesnetzagentur verwies dabei auf die Flexibilität von Gaskraftwerken, "wenn kurzfristig eine höhere Stromnachfrage bedient werden muss".
Insgesamt ging die Stromnachfrage im vergangenen Jahr aber zurück: Hierzulande wurden 2022 vier Prozent weniger Strom verbraucht worden als im Vorjahr. Da parallel zu der gesunkenen Nachfrage die Stromproduktion aus fast allen Energiequellen gestiegen ist, konnte Deutschland mehr Strom exportieren als es importierte.
Klimaziele 2022 erneut verfehlt
Besonders der wieder deutlich gestiegene Einsatz von Kohlekraftwerken sowie der noch immer viel zu hohe CO2-Ausstoß im Gebäude- und Verkehrssektor haben das Erreichen von Deutschlands Klimazielen 2022 zunichte gemacht. In der Bundesrepublik wurden nach vorläufigen Zahlen rund 761 Millionen Tonnen Treibhausgas produziert - fast genau soviel wie 2021. Die selbstgesetzte Obergrenze für 2022 wurde damit um rund fünf Millionen Tonnen verfehlt, heißt es in einer Studie der Denkfabrik Agora Energiewende.
Damit hätte Deutschland nur 39 Prozent an Emissionen im Vergleich zu 1990 eingespart - eigentlich galt schon für 2020 ein Sparziel von 40 Prozent. Nach 2021 die zweite Zielverfehlung in Folge. Und auch im Corona-Jahr 2020 konnte Deutschland seine Klimaziele nur erreichen, weil vielerorts strenge Kontaktbeschränkungen galten, die vor allem Reisen verhinderten.
Verkehr ist größte Schwachstelle
Klimaminister Robert Habeck hat in einer Reaktion auf die Studie den Verkehrssektor als größten Problemfall bezeichnet. "Alle bisher vorgesehen Maßnahmen reichen nicht, um hier die große CO2-Lücke zu schließen", erklärte der Grünen-Politiker. Anders als etwa im Gebäudesektor sei es bisher nicht gelungen, eine Perspektive zu entwickeln, die das ändere: "Hier besteht dringender Handlungsbedarf."