Arbeiter auf einer Baustelle in Berlin | picture alliance/dpa

Prognose der EU Deutschland vermeidet 2023 Rezession

Stand: 13.02.2023 12:56 Uhr

Nach Einschätzung der EU-Kommission dürfte sich die konjunkturelle Lage in Deutschland besser entwickeln als gedacht. Das Wachstum wird den Prognosen zufolge aber sehr gering ausfallen.       

In ihrem aktuellen konjunkturellen Ausblick vertritt die EU-Kommission die Einschätzung, dass Deutschland im Jahr 2023 nicht in eine Rezession fallen wird. Die Brüsseler Behörde erwartet beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein kleines Plus von 0,2 Prozent. Damit hat sich die Prognose deutlich gebessert, nachdem sie im November noch ein Minus von 0,6 Prozent veranschlagt hatte.

Auch für ganz Europa sind die Aussichten optimistischer: Die Wirtschaft in der Eurozone sei im vierten Quartal 2022 doch nicht geschrumpft. Für 2023 werde nun ein etwas höheres Wachstum von 0,9 Prozent, statt wie zuvor prognostizierte 0,3 Prozent, erwartet, erklärte die EU-Kommission weiter.

Günstige Entwicklungen seit der Herbstprognose haben die Wachstumsaussichten für dieses Jahr verbessert", erklärte die Kommission nun. Die zunächst für die Jahreswende befürchtete technische Rezession, eine wirtschaftliche Schrumpfkur von zwei Quartalen, werde damit in der Eurozone wohl abgewendet.

"Stark gesenkter Verbrauch"

Ein Grund sei die in Deutschland und Europa nach Ansicht der Kommission gut gemeisterte Energiekrise. Sie verweist unter anderem auf die "Diversifizierung der Versorgungsquellen" für Erdgas sowie den "stark gesenkten Verbrauch". In der Folge seien die Gasspeicher gut gefüllt und der Großhandelspreis auf das Niveau von vor dem russischen Angriff auf die Ukraine gefallen.

"Die Risiken einer Rezession und einer Gasverknappung haben nachgelassen und die Arbeitslosigkeit ist weiter auf einem Rekordtief", sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni.

Inflationsaussichten bessern sich

Auch bei der Inflation dürfte es 2023 nicht so schlimm kommen, wie zunächst befürchtet. Die EU-Kommission erwartet 2023 hierzulande eine für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) von 6,3 Prozent, im November hatte sie noch einen Wert von 7,5 Prozent vorhergesagt. Für die Euro-Zone veranschlagt sie nun eine Teuerungsrate von 5,6 Prozent nach 6,1 Prozent in der Herbstprognose.

Da die Energiepreise im Vergleich zu den Höchstständen im vergangenen Jahr inzwischen stark gesunken sind und die Lieferketten-Probleme nachlassen, könnte auch die EZB womöglich ihre eigenen Inflationsprognosen im März senken, wie Kroatiens Notenbank-Chef Boris Vujcic jüngst der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Im Dezember hatte die Europäische Zentralbank (EZB) für 2023 einen Anstieg der Verbraucherpreise von 6,3 Prozent veranschlagt.

Deutschland stärker als gedacht

Auch die Bundesregierung ist zuletzt optimistischer geworden, jedenfalls was die konjunkturellen Aussichten betrifft. Für das Gesamtjahr rechnet sie mit einem Wachstum von 0,2 Prozent und der Internationale Währungsfonds (IWF) mit 0,1 Prozent. Die Gefahr einer schweren Rezession hat sich deshalb verringert, weil die befürchtete Gasmangel-Lage als Folge ausbleibender russischer Lieferungen abgewendet werden konnte.

Im heute publizierten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums rechnen die Fachleute aber auch wegen zurückhaltend investierender Unternehmen mit einer Konjunkturflaute in den ersten Monaten dieses Jahres. "Aktuelle Indikatoren belegen die erwartete wirtschaftliche Abschwächung im Winterhalbjahr 2022/23", heißt es. "Diese dürfte aber insgesamt mild ausfallen."

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im vergangenen vierten Quartal überraschend um 0,2 Prozent gesunken, nachdem es im Sommerquartal noch um 0,5 Prozent gewachsen war. Kommt es im laufenden ersten Vierteljahr zum zweiten Minus in Folge, sprächen Volkswirte von einer technischen Rezession.

Wohl keine globale Rezession

Das Thema Rezession wird auch im globalen Maßstab breit diskutiert. Derzeit rechnen Wirtschaftsexperten aus aller Welt nicht mehr mit einer weltweiten Rezession in diesem Jahr. Das weltweite Bruttoinlandsprodukt dürfte um durchschnittlich 2,8 Prozent zulegen, wie aus der heute veröffentlichten vierteljährlichen Umfrage des Münchner Ifo-Instituts mit dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik hervorgeht. "Eine globale Rezession wird damit nach Ansicht unserer Expertinnen und Experten weltweit zunehmend unwahrscheinlicher", sagte Ifo-Forscher Klaus Gründler.

"Der Blick auf die einzelnen Erdteile offenbart große Unterschiede", hieß es jedoch in der Umfrage. Im Gegensatz zu den weltweit zunehmend optimistischen Erwartungen sind Experten in Europa weniger zuversichtlich und sehen ihre Länder "an der Grenze zur Rezession". Insbesondere in Osteuropa (0,1 Prozent) und in Westeuropa (0,7 Prozent) gehen sie von geringen Wachstumsraten im laufenden Jahr aus, die sich bis 2026 nur langsam an die insgesamt positiven weltweiten Erwartungen anpassen.

Ein geringes Wachstum wird auch in Nordamerika (1,6 Prozent) und Südasien (1,7 Prozent) vorausgesagt.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. Februar 2023 um 13:16 Uhr.