
Trotz Elektroauto-Boom Deutscher Neuwagenmarkt schwächelt
Die Erholung auf dem deutschen Neuwagenmarkt gerät ins Stocken. Erstmals seit Februar sind die Pkw-Neuzulassungen im Juli gesunken. Das Vorkrisenniveau rückt damit in immer weitere Ferne.
Im Juli 2021 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt 236.393 Neuwagen zugelassen - 25 Prozent weniger als im Juli 2020. Im Vergleich zum Juli 2019 beläuft sich das Minus sogar auf 29 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der deutsche Neuwagenmarkt damit zwar um knapp sieben Prozent über dem Vorjahresniveau, jedoch 25 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019.
Traditionelle Verbrenner im Rückwärtsgang
Kräftig abwärts ging es vor allem für traditionelle Verbrenner. Die Neuzulassungen von Pkw mit Benzinmotoren gingen im Juli um 40 Prozent zurück, bei Neuwagen mit Dieselantrieb belief sich das Minus auf 48 Prozent.
Einmal mehr zeigten die alternativen Antriebe eine positive Entwicklung: Elektro-Pkw erreichten ein Plus von 52 Prozent, Hybrid-Antriebe, darunter auch Plug-ins, legten um 33 Prozent zu.
Smart und Tesla auf dem Vormarsch
Der Elektrotrend spiegelt sich auch mit Blick auf die Marken wider: Das größte prozentuale Plus in den ersten sieben Monaten 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichneten die zum Daimler-Konzern gehörende Marke Smart - die Modelle fortwo, fortwo Cabrio und forfour gibt es nur noch vollelektrisch - mit 202 Prozent und der Elektroautobauer Tesla mit 169 Prozent.
Schaut man jedoch auf die absoluten Absatzzahlen, hat VW weiter die Nase vorn: Die Wolfsburger, die ebenfalls über einige E-Modelle verfügen, verzeichneten im ersten Halbjahr 326.294 Neuzulassungen und kamen damit auf einen Marktanteil von 20 Prozent.
Nachlassende Dynamik auch bei E-Autos
Dabei sollten die im vergangenen Monat erneut gestiegenen Zulassungen elektrifizierter Neuwagen nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch im Elektrosegment die Wachstumsdynamik spürbar nachgelassen hat.
So stieg der E-Auto-Absatz im Juli nur noch um 52 Prozent - nach einer Vervierfachung im Juni. Plug-in-Hybride legten nach einer Verdreifachung im Juni lediglich 58 Prozent im Juli zu.
Riesiger Nachholbedarf
Mit Blick auf den Gesamtmarkt ist Peter Fuß, Partner bei EY, skeptisch: "Die erhoffte durchgreifenden Markterholung bleibt in weiter Ferne." Der wichtigste Bremsklotz bleibe der Chipmangel.
Zugleich werde der Nachholbedarf immer größer: "Falls wir die Pandemie in den kommenden Monaten in den Griff bekommen und die Industrie wieder lieferfähig wird, werden wir ein sehr positives Jahr 2022 bekommen."