Ein Arbeiter baut in einem Betrieb ein Getriebe zusammen

Krieg und Pandemie belasten Unsichere Zeiten für den Mittelstand

Stand: 02.05.2022 13:47 Uhr

Die Folgen des Ukraine-Kriegs wirken sich zunehmend auf den deutschen Mittelstand aus. Auch die Pandemie sorgt weiter für eine angespannte wirtschaftliche Lage, wie eine Umfrage der staatlichen KfW-Bank zeigt.

Von Mit Informationen von Ursula Mayer, hr

Viele mittelständische Unternehmen bekommen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges bereits zu spüren. Das hat eine repräsentative Umfrage der staatlichen Förderbank KfW mit Sitz in Frankfurt ergeben. Danach gibt es weltweit immer mehr Lieferengpässe, und das gefährde das Auslandsgeschäft vieler Firmen.

Der Umfrage zufolge leidet in Deutschland unter solchen Lieferengpässen fast jedes zweite mittelständische Unternehmen. Betroffen sind vor allem Bau-Unternehmen und Industriebetriebe, aber zum Beispiel auch der Einzelhandel. Teilweise können die Firmen deshalb Liefertermine nicht einhalten oder müssen Aufträge ablehnen, an ihren Mitarbeitern halten die meisten trotzdem fest.

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"Lieferketten unter Stress"

Laut KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib spielt dabei offensichtlich eine große Rolle, dass es im globalen Warenhandel durch die Lockdowns in China im Zuge der Null-Covid-Strategie zu logistischen Problemen in Häfen und bei Transportunternehmen kommt - ausgerechnet in einer Zeit, in der die Nachfrage anzieht: "Dies führt auch dazu, dass die Lieferketten unter Stress sind", so die Ökonomin.

Die direkten wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland und auch mit der Ukraine im deutschen Mittelstand seien zwar relativ gering. Auf die besonders knappen Rohstoffe und Vorprodukte aus China und Russland sind laut KfW deutlich weniger Mittelständler angewiesen. "Man muss aber auch berücksichtigen, dass über allen Entwicklungen momentan das Damoklesschwert eines Gasembargos oder eines Gaslieferstopps hängt", schränkt Köhler-Geib ein. Die steigenden Energiepreise belasteten zusätzlich. Die Folge: Ein Viertel der Unternehmen reicht solche Kosten an die Kunden weiter und erhöht die Preise.

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Ausblick ungewiss - Firmen in "Staccato"-Phase

Wie sich das Auslandsgeschäft in diesem Jahr entwickeln wird, ist für die Experten der KfW schwer abzuschätzen. Es hänge zum Beispiel davon ab, wie lange Lieferketten gestört blieben und welche Sanktionen im Zusammenhang mit dem Krieg noch verhängt würden. Die Stimmung im Mittelstand und auch in den Großunternehmen leide unter dieser enormen Unsicherheit, wie sich der Ukraine-Krieg und die westlichen Sanktionen letztlich auf die Wirtschaft auswirkten.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht die deutschen Unternehmen im Zuge des Krieges in einer Art "Staccato"-Phase. Die hohen Energiepreise seien eine Belastung, es fehlten Fachkräfte, und die Lieferketten funktionierten nicht mehr richtig. "Das heißt, es läuft nicht mehr glatt durch, sondern es gibt immer wieder Rohstoffe, dann wird produziert, dann wird abgebrochen", sagte der Grünen-Politiker in Berlin nach Beratungen mit mehr als 40 Mittelstandsverbänden, unter anderem aus Handwerk, Logistik und Energie. Die Bundesregierung hatte zuletzt bereits Hilfen für stark betroffene Unternehmen angekündigt.

Ursula Mayer, HR, 02.05.2022 13:26 Uhr